Winterklänge auf der Rigi. Bild: PD
Winterklänge auf der Rigi. Bild: PD

Musik

Auf der Rigi knistern die Klänge am Kaminfeuer

Mit einem kontrastreichen Konzert starteten die «Winterklänge auf der Rigi». Maja Weber, Cellistin des Stradivari-Quartetts, und Pianist Per Lundberg spielten in intensivem Dialog Werke von Debussy, Poulenc und Beethoven.

Als man am Freitagmittag durch Wolkenbänder und Nebelschwaden mit der Bergbahn auf die Rigi fährt, erwartet einen auf Rigi Kulm die atemberaubende Winterlandschaft mit Ausblicken in alle Himmelsrichtungen. Glänzender Sonnenschein, frische, prickelnde Luft – und schon ist man sicher, dass dieses neue Kammermusikfest im Winter seinen ganz besonderen Reiz hat. Als im Festsaal des Hotels Rigi Kulm nach einem farbenprächtigen Sonnenuntergang das Kaminfeuer prasselt, versammeln sich die Zuhörer am Klavier. «Kaminfeuerkonzert» ist das erste von drei Konzerten der «Winterklänge auf der Rigi» überschrieben, und mit der einzigen Cellosonate d-Moll von Claude Debussy ist man nach den optischen Eindrücken der Natur gleich mitten in der glitzernden, pulsierenden Musik des Franzosen. Maja Weber und Per Lundberg, das Duo Leonore, kennen einander schon lange. Diese musikalische Verbindung gibt dem Spiel der beiden die instinktive Sicherheit, auch kleinste Veränderungen ganz miteinander zu verbinden.


Intensiver Dialog und extreme Einfälle


Wie die Flammen im Kamin lodern da Tonkaskaden, das Knistern des Feuers scheint sich im starken Pizzicato widerzuspiegeln, und flirrende Töne schwirren und schweben leicht durch den Raum. Es entsteht ein intensiver Dialog, lichte Klavierfigurationen verschmelzen mit dem gesanglichen Ton des Cellos, wechseln sich ab, sprudeln auf und verklingen. Heftiges Staccato mündet in zarte Melodien, und impressionistische Klänge von poetischem Zauber wechseln mit spritzigen Themen. Noch extremer sind die Einfälle in der Cellosonate von Francis Poulenc. Hier zeigen Maja Weber und Per Lundberg ein schillerndes Kaleidoskop, in dem sie die ironisch-kecken Melodien in allen Lagen fein herausschälen. Dass sie diese Sonate, die mit Schwierigkeiten nur so gespickt ist, erstmals miteinander spielen, ist nicht zu merken. Sie spielen mit Esprit und Augenzwinkern; die grotesken Sprünge in «Ballabile» werden exakt ausgereizt, und immer neue Themen führen durch ein Labyrinth von Klängen, dem man voller Spannung bis zum überraschenden Ende folgt. Das Feuer wird nun nochmals angefacht, und wie neu erklingt die Sonate Nr. 3 A-Dur von Beethoven in der Interpretation des Duos Leonore. Dieses geht an die Grenzen, lotet alle Optionen aus, es ist auf Entdeckungsreise, und die Zuhörer hautnah dabei. Maja Weber lässt ihr Cello samten, voll und leidenschaftlich erklingen, Per Lundbergs glasklarer Tastenzauber mit scheinbar grenzenloser Virtuosität und Dynamik ermöglicht ihr ebensolche Grenzüberschreitungen. So entstehen gemeinsame Klangverbindungen, die neue Wege gehen und kleinste Details herausheben. Mit Vehemenz stürzen sich beide in das synkopenreiche Scherzo, und auch das fast zu rasche Allegro Vivace meistern sie bravourös: Grenzgänger eben. Schöner Kontrast dazu ist die Zugabe, der zweite Satz aus Chopins Cellosonate. Ruhig fliessend, schlicht und ausdrucksvoll, leitet das Largo über zum gemeinsamen Apéro, an dem man sich mit Künstlern und Besuchern über das Konzert und das Wintererlebnis austauschen kann.


Schon die Probe klingt grandios


Am Samstagmittag probte das Stradivari-Quartett mit Per Lundberg das Klavierquintett f-Moll von Johannes Brahms für das Sonnenuntergangskonzert gleichentags. Da schon fasziniert der Ausblick über die glitzernden Gipfel, und die Streicher geben orchestralen Klang zum dichten Klaviersatz. Sie verständigen sich über Details, wiederholen manche Takte und spielen mit sichtbarer Lust und Leidenschaft. Xiaoming Wang und Sebastian Bohren, Violine, und Lech Antonio Uszynski, Bratsche, spielen mit Maja Weber und dem Pianisten vor dieser grandiosen Kulisse schon in der Probe grandios auf.


Bote der Urschweiz / Gerda Neunhoeffer

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

21.01.2019

Webcode

www.schwyzkultur.ch/CsTx6m