Das Swiss Orchestra unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer spielt Joachim Raffs «Cavatine». Bild Yvonne Götte
Das Swiss Orchestra unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer spielt Joachim Raffs «Cavatine». Bild Yvonne Götte

Musik

Dramatische Szenen auf dem Raff-Platz

Am Samstagabend verknüpften das Swiss Orchestra unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer und die Solistin Marie-Claude Chappuis den Besuch von Joachim Raffs Geburtsort mit einem Ständchen vor gewittriger Seekulisse.

 Besorgte Blicke in den Himmel und auf die Regenradar-Apps der Handys, als kurz vor 20 Uhr leichte Tropfen auf den sich allmählich eindunkelnden Lachner Joachim-Raff-Platz fielen. Die Kirchglocken klangen aus – und der Regen stoppte. Sogleich strömten die Musikerinnen und Musiker des jungen und international besetzten Orchesters auf den Platz und nahmen ihre Start-Formation ein. Lena Lisa Wüstendörfer gab das Startzeichen, und die Klänge von Joachim Raffs bekanntestem Stück, der «Cavatine » in einer Bearbeitung für Violine und Orchester, erfüllten die Seepromenade vor der Geburtsstätte des Lachner Komponisten.

Raffsche Mini-Opern mit Spitzensängerin


Anschliessend begrüsste Res Marty, Präsident der Joachim-Raff-Gesellschaft, das Orchester und die Anwesenden zum Konzert, das in Kooperation mit dem Swiss Orchestra und dem Zürcher Verein Guerillaclassics durchgeführt wurde, der klassische Musik aus den Konzertsälen in den öffentlichen Raum und in neue Settings bringen will. Mittlerweile hatten sich zahlreiche Leute auf dem Seeplatz eingefunden, darunter langjährige Raff-Fans, Flanierende, die innehielten, Familien mit spielenden Kindern – einmal spazierte gar ein Möpschen gemächlich durch das Orchester. Nachdem der Konzertmeister Sherniyaz Mussakhan die «Cavatine» zum zweiten Mal mit viel Verve und Schmelz gespielt hatte, begab sich das Orchester in die übliche Aufstellung nun direkt am Seeufer. Vor eindrücklicher Seekulisse – eine bedrohliche Wolkenwand über dem Etzel, doch am Horizont ein golden schimmernder Streifen – begrüsste Lena-Lisa Wüstendörfer die Sängerin Marie-Claude Chappuis, die man sonst eher an der Zürcher Oper oder an den Salzburger Festspielen antrifft als im Lachner Hafenbecken. In zwei musikalischen Szenen von Joachim Raff, quasi Mini-Opern, nahm sie zuerst die Rolle einer Jägersbraut, dann die einer Hirtin ein, die sich beide vor lauter Sehnsucht nach ihren Liebsten fast verzehren – ein Vorgeschmack auf die CD-Einspielung, die das Orchester in den vergangenen Tagen unter Dach und Fach gebracht hat, und die Herbsttournee, auf der diese Stücke zu hören sein werden. Anschliessend spielte das Orchester die Ouvertüre von Johann Carl Eschmann, einem Winterthurer Zeitgenossen Raffs. Während Raffs «Cavatine» als Zugabe zum dritten Mal erklang, rundete leichter und glücklicherweise erneut wenig anhaltender Tropfenfall das Konzert ab, und das Orchester zog weiter zu Apéro und zur Führung durch das Joachim-Raff-Archiv.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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  • Musik

Publiziert am

24.08.2020

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