«Durch die Gespräche mit den Fahrer Schwestern erhielt ich Einblick in eine fremde, faszinierende Welt», sagt die Einsiedler Autorin Susann Bosshard-Kälin. Bild Claudia Hiestand
«Durch die Gespräche mit den Fahrer Schwestern erhielt ich Einblick in eine fremde, faszinierende Welt», sagt die Einsiedler Autorin Susann Bosshard-Kälin. Bild Claudia Hiestand

Literatur

Eine Herzensangelegenheit

Die Autorin Susann Bosshard-Kälin porträtiert in ihrem neuen Buch die Benediktinerinnen des Klosters Fahr. Die Einsiedlerin verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft mit der Schwestergemeinschaft.

Als sich Susann Bosshard Kälin vor 35 Jahren für die 20-wöchige Ausbildung an der Bäuerinnenschule im Kloster Fahr anmeldete, waren die Ordensschwestern skeptisch. Eine Städterin ohne bäuerlichen Hintergrund, verheiratet und zu alledem in der Marketingbranche und im Journalismus tätig? Das alles passte so ganz und gar nicht mit ihren Vorstellungen einer ordentlichen Aspirantin überein. Und die hier machte zudem keinen Hehl daraus, auch nach Abschluss der Ausbildung nicht als Bäuerin tätig sein zu wollen. Sollte sie tatsächlich den letzten Platz bekommen? Die Schwestern wagten es – und Bosshard ist ihnen heute noch dankbar dafür. «Alles, was ich mir dort aneignete, konnte ich später gebrauchen », schwärmt sie. «Es war eine fantastische Lebensschule.»


Total 120 Interviewstunden


Bosshard lernte im Kloster Fahr nebst Praktischem wie kochen, einmachen, nähen, stricken, waschen, bügeln, weben oder töpfern, Hühnerhaltung und landwirtschaftlichem Betriebswissen auch noch etwas anderes kennen: die Bewohnerinnen des Klosters und ihre Lebensweise. Das prägte ihr Leben nachhaltig.Nach dem Abschluss der Schule blieb sie den Benediktinerinnen verbunden. Als bekannt wurde, dass die Bäuerinnenschule geschlossen wird,schrieb Bosshard das Buch «Beruf Bäuerin», das 2014 erschien. Darin porträtiert sie 13 Frauen, die die Bäuerinnenschule des Fahrer Klosters besucht hatten. «Der nächste Schritt war naheliegend», so Bosshard. «Ich wollte das Leben der Fahrer Schwestern dokumentieren.» Doch Bosshard rannte mit ihrem Vorhaben keine offenen Türen ein; «später vielleicht», sagten sie. Noch standen die Sanierung und der Umbau der Klostergebäude an. Erst im Januar 2017 willigten die Schwestern ein. Ab März führte die Autorin während zehn Monaten mit 17 der 20 Benediktinerinnen fünf- bis siebenstündige Einzelinterviews und liess sie von ihrer Herkunft, ihrer Entscheidung fürs Kloster, ihren Alltag im Rhythmus von Arbeit und Gebet und das Leben in einer Gemeinschaft, die sie sich nicht ausgesucht haben, erzählen. «Ich glaube», so Bosshard, «für viele Schwestern kam dies quasi einer Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte gleich. Denn vieles, was sie mir erzählten, hatten sie bis anhin nie laut ausgesprochen. » Sie sei berührt gewesen von den Geschichten, die sie zu hören bekommen habe, und manches Mal seien auch Tränen geflossen. «Das Vertrauen und die Offenheit der Schwestern machen dieses Buch so besonders, zumal sie nichts zensurierten, nachdem sie die fertigen Texte gelesen hatten.»


Grosse Bewunderung


Die Bindung zu den Klosterfrauen,sagt die 64-Jährige,sei durch die Entstehung dieses Buchs noch enger geworden. «Es war eine Herzensangelegenheit.» Zwar sieht sich Susann Bosshard punkto Individualität als «total entgegengesetzten Pol» zu den Benediktinerinnen und kann sich ein Leben im Kloster «nicht vorstellen», doch wohl gerade deshalb hat das Buchprojekt ihre Sichtweise auf die Schwesterngemeinschaft und deren Lebensweise neu geprägt. «Ich bewundere die Art und Weise, wie sie den Herausforderungen begegnen, die das Leben an sie heranträgt», sagt Bosshard. «Ihre Demut und vor allem ihre Achtsamkeit beeindrucken mich tief.»


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Claudia Hiestand

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

04.09.2018

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