Denkmalpflegerin Monika Twerdenbold stellte das Modell vor, welches Architekt Karl Moser 1922 für ein Verwaltungszentrum neben dem heutigen Polizeigebäude entwickelt hat: Das Projekt wurde vom Volk abgelehnt. Bild: Josias Clavadetscher
Denkmalpflegerin Monika Twerdenbold stellte das Modell vor, welches Architekt Karl Moser 1922 für ein Verwaltungszentrum neben dem heutigen Polizeigebäude entwickelt hat: Das Projekt wurde vom Volk abgelehnt. Bild: Josias Clavadetscher

Dies & Das

Einen eigenen Heimatstil entwickelt

Denkmalpflegerin Monika Twerenbold über Besonderheiten der Schwyzer Architektur.

Es gebe immer wieder Neues zu entdecken, erklärte Monika Twerenbold, die seitdreiJahrenalsDenkmalpflegerindes Kantons Schwyz im Einsatz ist. Das kam am Wochenende in ihrem Vortrag über «eine architektonische Zeitreise» gut zumAusdruck. Twerenbold ist eine gute Beobachterin, kann analysieren sowie einordnen und den Vorteil ausspielen, dass sie einerseits promovierte Kunsthistorikerin, anderseits Architektin HTL ist. In ihrem Vortrag im Bundesbriefmuseum befasst sie sich mit der spannenden Epoche zwischen den grossen technischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Umwälzungen ab etwa 1880 und der Zäsur des zweiten Weltkriegs. In dieser Phase hat sich die Architektur in der Schweiz vom Historismus gelöst und hat über einen speziellen Heimatstil in die Moderne geführt. Was in Schwyz allerdings mit Verzögerung und nur zaghaft geschehen sei, wie Twerenbold erklärte. Konservatives Denken stand der Reformarchitektur entgegen.

Entlang der Strassenachsen entwickelt


In diesem halben Jahrhundert lassen sich am aufgezeigten Beispiel des Fleckens Schwyz deutliche Entwicklungen ablesen. Die vorherige «Gartenstadt» hat sich entlang der neuen Achsen Bahnhofstrasse, Schmidgasse, Muotathalerstrasse und Herrengasse baulich entwickelt. Twerenbold belegte dies anschaulich mit all den bekannten Bauten. Noch in einem ausgehenden historisierenden und neoklassizistischen Stil ist 1899 die Kantonalbank (heute Polizeikommando) und 1911 die alte Post (heute Raiffeisenbank) erstellt worden. Das Gebäude der damaligen Bank in Schwyz (heute CS) von 1925 besitzt bereits eine einfachere Formensprache. In diese Zeit fiel auch das städtebauliche Projekt für ein Verwaltungszentrum mit drei Bauten am Standort der heutigen Kantonsverwaltung. Es wurde vom Volk jedoch abgelehnt. Erstellt wurde dann 1926 das heutige Regierungsgebäude. Ein gleich daneben zuerst geplantes Gewerbeschulhaus wurde trotz zwei weiteren Anläufen dagegen nicht erstellt, 1947 dann aber in ähnlicher Form an der Herrengasse (heute Chupferturm). All diese Bauten sind in einem adaptierten, aber eigenen Schwyzer Heimatstil erstellt worden. Er zeichnete sich dadurch aus, dass architektonische Elemente von den rund 30 Herrschaftshäusern übernommen worden sind, etwa Erker, Eckquader oder Pilaster. Ganz typisch dafür sind in Schwyz aber die Dachaufbauten mit geschweiften Formen. Teils sind sie sogar überdimensional gross geraten, wie auch an etlichen Privathäusern zu sehen ist. Wer durchs Dorf spaziert, steht auf Schritt und Tritt vor derartigen Bauformen. Die markante Zäsur weg von diesen überlieferten Formen brachte dann 1936 das Bundesbriefmuseum. Es ist als Ausführungsprojekt aus einem Wettbewerb mit 43 Arbeiten hervorgegangen. Architekt war der aus Rothenthurm stammende Josef Beeler. Dieser Neubau habe bis heute einen gewissen monumentalen und zugleich fast sakralen Charakter behalten, erklärte Twerenbold. Ein funktionaler Bau, der in Schwyz die Moderne eröffnet hat, und wenig später im «Landistil» (Landesausstellung 1939) bestätigt worden ist. Allerdings erregte dieser Neubau damals die Gemüter der Einheimischen ziemlich, gerade auch wegen dem frontal dominierenden Wandgemälde von Heinrich Danioth. Einige wenige Architekten haben in den erwähnten Jahrzehnten die Schwyzer Szene geprägt. Josef Beeler, Karl Moser und die lokalen Architekten Ernst Sprenger, Josef Steiner und der gleichzeitig als Bauunternehmer tätige Josef Blaser.

Was ist mit den Bausünden?


Denkmalpflegerin Twerenbold hat sich in ihrem Vortrag auf profane Verwaltungs- und Wohnbauten beschränkt sowie auf die Zeit bis 1945. Da stellen sich Fragen zur Architektur der Neuzeit. Vieles aus den Jahren der Hochkonjunktur wird von ebenso vielen als Bausünde betrachtet, oder ist es nur eine Betrachtungsweise des Moments? Twerenbold deutete an, dass ein solcher Folgevortrag durchaus eine Option sei.

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Dies & Das

Publiziert am

31.01.2022

Webcode

www.schwyzkultur.ch/kuTEvQ