Diese Zürcher Kirchen hat der Schwyzer Architekt Josef Steiner unter anderem entworfen: Die Herz-Jesu-Kirche in Wiedikon,
Diese Zürcher Kirchen hat der Schwyzer Architekt Josef Steiner unter anderem entworfen: Die Herz-Jesu-Kirche in Wiedikon,
die Kirche Liebfrauen in Hinwil
die Kirche Liebfrauen in Hinwil
die St.-Petrus-Kirche in Embrach. Bilder: Stephan Kölliker/artaphot.ch
die St.-Petrus-Kirche in Embrach. Bilder: Stephan Kölliker/artaphot.ch

Dies & Das

Josef Steiner: Der Schwyzer Architekt, der den Zürchern Kirchen baute

Im traditionell reformierten Kanton Zürich gibt es 117 katholische Kirchen. Bis auf eine Ausnahme wurden alle in den vergangenen 150 Jahren gebaut. Der Schwyzer Architekt Josef Steiner hat nicht weniger als acht dieser Zürcher Sakralbauten errichtet.

Vor genau 100 Jahren begann der Schwyzer Architekt Josef Steiner (1882–1975) die erste Kirche zu entwerfen, die im Kanton Zürich gebaut werden sollte: die Liebfrauenkirche in Hinwil im Zürcher Oberland. «Ihr sollten noch sieben weitere Sakralbauten folgen, die heute noch den verschiedenen Orten ein markantes Gesicht verleihen», würdigt Buchautor Markus Weber die Bedeutung des Wirkens des Schwyzer Architekten im Kanton Zürich. Seit der Reformation war es den Katholiken für fast 300 Jahre verboten, im Kanton Zürich zu leben, geschweige denn ihre Gottesdienste zu feiern. Erst nach der Tagsatzung 1807 waren zuerst in der Stadt Zürich und später auch in Winterthur katholische Messen wieder erlaubt. Die Bundesverfassung von 1848 legte für alle Schweizer die Niederlassungsfreiheit fest. Dies hatte zur Folge, dass im Sog der Industrialisierung immer mehr Katholiken aus der Innerschweiz und weiteren katholischen Landen in den aufblühenden Kanton Zürich auswanderten. 1862 erliess der Kanton Zürich ein Gesetz, das auch den Bau katholischer Kirchen erlaubte, dies allerdings ohne staatliche Unterstützung. Die katholischen Immigranten im Kanton Zürich waren mausarm, und so unterstützten der Piusverein und besonders die 1862 gegründete Inländische Mission das Errichten von Gotteshäusern. Weber stellt fest: «Waren die ersten Kirchen meist karge Bauten, machten nachfolgende Gotteshäuser im neogotischen und neoromanischen Stil auf die Präsenz der katholischen Bevölkerungsgruppe aufmerksam.»


Original «Bettelprälat Höfliger» erbettelte Finanzen …


Die feierliche Einweihung der ersten «Steiner-Kirche» in Hinwil im Jahr 1920 war nur mit weiterer tatkräftiger Unterstützung aus dem Kanton Schwyz möglich: Der in Wollerau aufgewachsene Franz Höfliger hielt mit seinem unverkennbaren Charisma feurige Bettelpredigten, um Spenden für den Bau zusammengetragen. Schweizweit kannte man ihn als Original unter dem scherzhaften Übernamen «Bettelprälat Höfliger». Mit Witz und Charme öffnete er auf seinen ausgedehnten Betteltouren so manchem Katholiken in der Innerschweiz dessen Geldbeutel und trug so viel Geld für die arme Zürcher Bevölkerung zusammen.


… und Architekt Steiner baute die Kirchen


«Architekt Steiner wusste um die prekäre finanzielle Situation seiner Auftraggeber. Deshalb errichtete er seine Zürcher Kirchen ohne hohe Honorarforderungen » weiss Buchautor Markus Weber und stellt rückblickend fest, dass die Zürcher Katholiken es ihm dankten, «indem sie ihm im Gegenzug ermöglichten, im Kanton Zürich einige markante Gotteshäuser zu erbauen, die heute noch ortsprägend sind. Dazu zählen die Kirchen Herz Jesu Wiedikon (1920–1921), die beiden dem heiligen Franziskus geweihten Kirchen in Wetzikon (1923–1924) und Zürich Wollishofen (1927–1928).» Typisch für den Baustil Steiners war, dass er immer wieder Bezug nahm auf Kirchen in der Innerschweiz.


Architektonische Meilensteine im Kanton Schwyz


Auch in seiner Heimat schuf Steiner etliche Bauten, die bis heute das Ortsbild prägen, etwa die Kirche unserer Lieben Frau vom guten Rat in Ried-Muotathal (1912–1914), Herz Jesu Siebnen (1926– 1927) oder die Jugendkirche in Einsiedeln (1947–1948). Weitere Zeugen des architektonischen Wirkens Steiners waren auch profane Bauten wie das alte Casino Schwyz, die landwirtschaftliche Schule in Pfäffikon SZ und das Zeughaus in Steinen. Das heute noch existierende Architekturbüro Steiner Wille Steiner in Schwyz war vom Vater Josef Steiners gegründet worden und steht heute unter Leitung der Enkel Benedict und Lucas, die mit Sabine Wille ein Dreierteam bilden. Das Buch «Sakrales Zürich» illustriert auf einzigartige Weise den Hintergrund von 150 Jahren katholischen Kirchenbaus im Kanton Zürich und verweist mit Querverbindungen der Architekten und Künstler weit über die Kantonsgrenzen hinaus. Die Geschichte jeder Kirche wird ausführlich dargestellt. Fotograf Stephan Kölliker versteht es hervorragend, das Sakrale der Räume in hochwertigen Bildern sichtbar zu machen.


Hinweis


«Sakrales Zürich – 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich» von Markus Weber (Autor) und Stephan Kölliker (Fotograf). Reich bebilderter Doppelband, erhältlich unter www.sakralbauten.ch oder Tel. 043 444 03 35.


Bote der Urschweiz / Arnold Landtwing

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

24.12.2018

Webcode

www.schwyzkultur.ch/4ixMD1