Markus Bamert erklärt das grosse Kreuz in Holz, auf dem die Wundmale Christi und das Schweisstuch der Veronika in vergoldetem Kupfer montiert sind.
Markus Bamert erklärt das grosse Kreuz in Holz, auf dem die Wundmale Christi und das Schweisstuch der Veronika in vergoldetem Kupfer montiert sind.
Das Thema «Einsiedler Friedhof» interessierte eine breite Zuhörerschar. Fotos: Paul Jud
Das Thema «Einsiedler Friedhof» interessierte eine breite Zuhörerschar. Fotos: Paul Jud
Sie repräsentieren Kultur im Kanton Schwyz, (von links nach rechts): Franz-Xaver Risi, Kulturbeauftragter des Kantons, Stephan Landolt, Präsident Kultur Schwyz und Markus Bamert, Kunsthistoriker und Referent des Abends.
Sie repräsentieren Kultur im Kanton Schwyz, (von links nach rechts): Franz-Xaver Risi, Kulturbeauftragter des Kantons, Stephan Landolt, Präsident Kultur Schwyz und Markus Bamert, Kunsthistoriker und Referent des Abends.

Dies & Das

Einsiedler Friedhof beherbergt qualitätvolle Kultur

SchwyzKulturPlus organisierte am letzten Freitagabend eine Führung mit dem Kunsthistoriker Markus Bamert. Viele, ja, sehr viele Interessierte vermochte der Friedhof Einsiedeln in seinen Bann zu ziehen.

Eine Viertelstunde vor Beginn regnete es noch heftig. Trotzdem fanden sich immer mehr Leute vor der Friedhofskapelle ein. Also Türen öffnen und sich rein setzen. Stephan Landolt begrüsste als Präsident von Schwyz Kultur sowohl den Referenten wie auch das überaus zahlreich anwesende Publikum. Mit so vielen hätte er nicht gerechnet, sei doch mehr als die doppelte Anzahl Angemeldeter anwesend. Markus Bamert mutmasste richtig, dass sich der Regen in der Zeit bis zum Ende des Eröffnungsreferats verziehen würde. Er sprach über den Friedhof allgemein, einen Ort, wo alle gleich sind, aber nicht alle gleich behandelt sind. Der Friedhof sei ein einmaliger Ausdruck einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft. Man könne hier an den üppigen Steinen den Vermögensstand einzelner Familien ablesen.

Flächenmässig grosser Friedhof


Normalerweise liege der Friedhof um die Kirche herum. Das sei hier in Einsiedeln nicht der Fall – nicht mehr. Der erste Friedhof war bei der Klosterkirche angelegt. Bereits im Pestjahr 1611 war der Friedhof zu klein und man hatte auch Angst vor Ansteckungen. So wurde 1629 der neue Friedhof auf freiem Feld angelegt – und das äusserst grosszügig in seinem Ausmass. Das habe auch ganz wesentlich dazu beigetragen, dass Einsiedeln keine Platzprobleme kannte. So wurde eine grosse Anzahl von Grabmälern des 18. und 19. Jahrhunderts nicht vernichtet, sondern in der Randzone deponiert und zu Denkmälern umfunktioniert. So kann man bei einem Rundgang um den Friedhof Stilstudien über die Entwicklung des Grabmales über fast drei Jahrhunderte anstellen. Erst erklärte Markus Bamert den interessiert folgenden Leuten die 14 geschmiedeten, schlanken Kreuze, die 1738 als Kreuzweg für den Weg von Einsiedeln nach Euthal geschaffen wurden, aber schon sieben Jahre später in den Friedhof versetzt wurden.

Sehr viele Stilrichtungen


Die qualitätvollen Grabdenkmäler stammen, wie gesagt, aus verschiedenen Jahrhunderten. Auf die prunkvoll geschmiedeten Eisenkreuze folgten die strengen Formen des Klassizismus. Rückgriffe auf die Form des antiken griechischen Grabmals wurden abgelöst vom Historismus und dieser wiederum vom Stil der Nazarener. Auch der Jugendstil ist spärlich vertreten und ganz stark beeinflusste der Beuroner Stil die Grabbildhauer, so die Einsiedler Werkstatt Payer-Wipplinger. Zeitgenössische Bildhauer nehmen sich leider zu wenig der Grabmalkunst an. Eine Ausnahme ist Toni Bisig, der mit einigen sehr qualitätvollen Grabdenkmälern vertreten ist. Einige Denkmäler nehmen Bezug auf die Gefallenen der Weltkriege – gefallener Einsiedler aber auch von umgekommenen Franzosen und Deutschen. Und dann ist natürlich das sicher jedem Einheimischen bekannte Grabdenkmal für den Einsiedler Dichter Meinrad Lienert bekannt. Geschaffen wurde das eindrückliche Grabmal von der Werkstatt Payer-Wipplinger. Markus Bamert beeindruckte mit seinem Wissen über den wohl schönsten Friedhof des Kantons, das er gerne weitergab. Beeindruckt und still begab man sich auf den Heimweg. So ein Friedhof hat halt als Heimat der Verstorbenen eine ganz eigene Stimmung.

Einsielder Anzeiger / lj

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

28.06.2022

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