Projektleiter Bruno Steiner mit den Diskussionsteilnehmerinnen Graziella Contratto (von links), Marlene Müller-Diethelm und Karin Schwiter. Bild: Peter Arbenz
Projektleiter Bruno Steiner mit den Diskussionsteilnehmerinnen Graziella Contratto (von links), Marlene Müller-Diethelm und Karin Schwiter. Bild: Peter Arbenz

Dies & Das

Kulturförderung braucht Politik und Wirtschaft

Die Veranstaltungsreihe «Kulturfragen im Kanton Schwyz» will politisch-wirtschaftliche Lösungen erarbeiten.

Projektleiter Bruno Steiner, welcher 2019 für diese Idee einen Werkbeitrag des Kantons in der Sparte «Bildende Kunst» erhalten hat, möchte mit seiner Veranstaltungsreihe «Kulturfragen im Kanton Schwyz» und dem vorliegenden «Atlas der Kulturfragen» an die «Verantwortung der öffentlichen Hand appellieren und finanzpolitische Konsequenzen zur Stärkung des professionellen, zeitgenössischen Kulturschaffens einfordern». Nicht jammern, sondern Lösungen erarbeiten, lautet seine Devise. Die zweite Veranstaltung vom letzten Samstag im Zeughaus Pfäffikon beschäftigte sich mit der Frage, wie Allianzen zwischen zeitgenössischer Kultur, Politik und Wirtschaft im Kanton gelingen könnten. Dies ganz im Sinne des kantonalen Kulturleitbildes, welches die Subsidiarität des Staates nach der privaten Initiative stipuliert. Steiners Versuch, die Wirtschaft zur Mitfinanzierung seines Projekts zu motivieren, war allerdings nicht von Erfolg gekrönt: Von den angefragten 80 grössten Unternehmen konnte sich gerademal eines dazu durchringen, die Initiative zu unterstützen. Und der Lotteriefonds ist auch nicht die ultimative Lösung, denn mit diesen Geldern werden primär einzelne Projekte gefördert, was den Kulturschaffenden kein nachhaltiges Auskommen ermöglicht und sie oft zur Abwanderung in grössere Wirtschaftsräume zwingt. Die Regierung kann sich auf die Abstimmung von 2005 berufen, als das Schwyzer Stimmvolk ein Kulturfördergesetz knapp abgelehnt hat. Schwyz ist heute der einzige Kanton, der über kein solches verfügt.

Wertewandel in der Wirtschaft als Chance für Kulturschaffende


Zur Diskussionsrunde, welche von der Winterthurer Journalistin Karin Landolt moderiert wurde, waren Karin Schwiter, die Präsidentin der SP Schwyz, die Dirigentin Graziella Contratto und FDP-Kantonsrätin Marlene Müller-Diethelm eingeladen. Die zentrale Frage lautete: Was fehlt im Kanton Schwyz für eine erfolgreiche Allianz zwischen Kultur, Politik und Wirtschaft? Graziella Contratto, in Schwyz geboren und als Hochschulmanagerin auch mit dem Bildungswesen bestens vertraut, machte einige konkrete Vorschläge. Während zeitgenössische Kultur früher von der Gesellschaft und der Wirtschaft als Bedrohung wahrgenommen wurde, finde jetzt auch in traditionell konservativen Kantonen ein Wertewandel statt. Diesen Wandel in Unternehmen zu begleiten im Sinne von Organisationsentwicklung, sei auch eine Chance für Kulturschaffende. Ausserdem warf sie Ideen wie ein Kulturprozent für Firmen oder eine Kulturstiftung in die Runde. In der Bildung beinhalte der Lehrplan 21 gute Ansätze zum besseren Kulturverständnis. Karin Schwiter fand, ein erneuter Anlauf für ein kantonales Kulturfördergesetz könnte diesmal von Erfolg gekrönt sein. Es fehle an der Grundfinanzierung von Kulturinstitutionen. Und es brauche mehr wiederkehrende Kulturveranstaltungen, und nicht nur Einmal- Events. Dazu brauche es Akteure mit gesetzlichem Auftrag.

Gesetzliche Grundlage für Kulturförderung fehlt


Marlene Müller-Diethelm, ihres Zeichens auch Präsidentin der kantonsrätlichen Bildungs- und Kulturkommission, räumte ein, dass sich die BKK zu 99 Prozent mit Bildung befasse, und nicht mit Kultur. Dies sei darin begründet, dass für ersteren Bereich eine Gesetzgebung existiere, für die Kultur hingegen nicht. Sie anerkannte, dass es Kulturförderung auf allen Ebenen brauche, erklärte aber, dass die Nachfrageseite nicht ausser Acht gelassen werden dürfe. Unser Kanton sei nun mal sehr klein und bestehe erst noch aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen. Ausserdem seien Veranstaltungen mit fünf Teilnehmern für Unternehmen nicht interessant, so gut sie auch sein mögen. Zwei Kulturschaffende aus dem Publikum beklagten das Fehlen von Räumlichkeiten für Veranstaltungen, seien es Ausstellungen, Workshops oder Probe- und Konzertlokale. Hier könne und solle die öffentliche Hand mehr tun. Bruno Steiner resümierte die angeregte Diskussion, es gebe noch viel Potenzial für Verbesserung und Allianzen, und die Zuhörer liessen sich gerne von seinem Optimismus anstecken.

Bote der Urschweiz / Peter Arbenz

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

04.07.2022

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www.schwyzkultur.ch/Xxf9Bd