Präsident James Kälin: «Es gibt keine Miniatur-Ausgabe des Welttheaters.»
Präsident James Kälin: «Es gibt keine Miniatur-Ausgabe des Welttheaters.»

Bühne

«September 2023 ist der allerspäteste Zeitpunkt für den Startschuss»

837 Tage sind seit der Absage des Welttheaters 2020 vergangen. Eine lange Zeit. Am letzten Freitag rief sich die Gesellschaft ihren Mitgliedern wieder in Erinnerung.

Zu «Comedy, Geselligkeit und Apéro» lud der Vorstand der Welttheatergesellschaft seine Mitglieder am letzten Freitag in den Theatersaal der Stiftsschule Einsiedeln. Der Ort war absichtlich gewählt, sollte der Abend doch im Zentrum eines jungen Künstlers stehen: Comedian Jan Kälin, zweifelsohne Einsiedler Abstammung und 2007 noch selbst Spieler des Welttheaters. Alternierend mit Chris, seinem Comedy-Partner, unterhielt der 28-jährige «Chäli» die rund 100 Anwesenden eine Stunde lang mit Geschichten, Gags und Galgenhumor. Kälins Talent war dabei offensichtlich: raffiniert der Aufbau, ironisch und teilweise ätzend die Pointen. Doch Kälin ist ein Comedy-Kind der Stadt; auf dem Land funktionieren die urbanen Storys nicht immer. Und erst dann nicht so recht, wenn der Altersschnitt zwischen 55 und 60 liegt, wie am letzten Freitagabend. Trotzdem: Jan Kälin ist ein Mann mit Potenzial, von dessen Fortschritt man sich bei einem nächsten Mal gerne auch in Einsiedeln überraschen lässt.

837 Tage sind verstrichen


Auf den Auftritt eines anderen Kälins war man ebenso gespannt: auf jenen von Welttheaterpräsident Hanspeter Kälin. «837 Tage sind eine lange Zeit», zählte er die Tage zusammen, welche seit dem Abbruch der Spielzeit 2020 verstrichen sind. Fürwahr hat sich die Welttheater-Familie seither nicht mehr getroffen; die Versammlungen fanden schriftlich statt und die anfänglichen Online-Kontakte über die Homepage erlahmten mit den Monaten. Dabei sei der Austausch gerade im Hinblick auf das nächste Spiel enorm wichtig, betonte Kälin. Schliesslich gelte es, das Spiel nicht nur zu organisieren, sondern die Spielfreude am Leben zu erhalten: «Wir wollen auch 2024 auf euch zählen können.» Deshalb die Einladung zu diesem ungezwungenen Abend, der ein Wiedersehen und mit einem reichhaltigen Aperitif auch einen anregenden Gedankenaustausch ermöglichte. Spätestens am 19. November dieses Jahres gibts an der Generalversammlung ein erneutes Wiedersehen. Kälin kündigt nicht nur die Anwesenheit des künstlerischen Stabs an, sondern auch ausführliche Informationen zur Aufführung 2024. Eines ist für den Vorstand aber heute schon klar: «Es gibt keine Miniatur-Ausgabe des Welttheaters.» Es wird in den gewohnten Dimensionen geplant, inklusive Mitwirkende, Tribüne und Aufführungsdauer.

Das Stück überarbeiten


Im Gespräch mit dem Einsiedler Anzeiger wiederholt Kälin, dass der künstlerische Stab um Regisseur Livio Andreina und Autor Lukas Bärfuss «zu seiner Freude» erneut zur Verfügung steht, es aber dennoch Änderungen am Stück geben wird. «2024 wird die Fassung vier Jahre alt sein», erläutert der Präsident. In Einsiedeln lebe man jedoch dem Anspruch nach, «ein aktuelles Stück auf den Klosterplatz zu bringen». Deshalb sei Autor Lukas Bärfuss vom Vorstand offiziell mit einer Überarbeitung beauftragt worden.

Im September 2023


Steht demnach bereits fest, dass 2024 definitiv gespielt wird? Die Planung richte sich auf jeden Fall danach aus, erklärt Kälin. Für den Vorstand gelte der Spielbeschluss für das Jahr 2020 auch für einen späteren Aufführungstermin, da das Theater ja nicht abgesagt, sondern lediglich verschoben wurde. Oberstes Ziel des Vorstands sei aber die Planungssicherheit. Die zeitliche Verschiebung ins Jubiläumsjahr gewährt nach Einschätzung von Hanspeter Kälin ausreichend Zeit, aus dem Verlauf der Corona-Pandemie die richtigen Schlüsse zu ziehen. Allerspätestens im September 2023 muss der Entscheid über die Durchführung stehen. Der abrupte Abbruch im Frühjahr 2020 «hat uns alle hellwach werden lassen», blickt Kälin zurück. Natürlich müsse man im Hinblick auf ein neues Spiel gerade den schlechtest möglichen Fall durchdenken und die Risiken minimieren. Doch ganz ausschliessen, so Kälins Überzeugung, «lassen sich die letzten Unsicherheiten nicht». Wie andere Veranstalter müsse auch die Welttheatergesellschaft mit Corona kalkulieren: «Die Pandemie wird 2024 nicht vorbei sein. Aber ich gehe davon aus, dass sie auf den Status einer normalen Grip-pe sinkt, welche gewissermassen eine Normalität garantiert.» Das Bedürfnis besteht Nicht mehr ganz zwei Jahre vor der angedachten Premiere ist beim Präsidenten die Zuversicht gross, dass das Welttheater im Sommer 2024 gespielt werden kann. Hoffnung schöpft er aus dem Verlauf der Pandemie sowie aus dem regen Kultur- und Sportkalender, den er in der (faktischen) «Nach-Corona- Zeit» ausmacht: Es gäbe unglaublich viele Veranstaltungen und ebenso viele Leute, die sich für die Organisationsarbeit motivieren liessen sowie noch mehr Zuschauende: «Die Menschen», folgert Hanspeter Kälin, «wollen zusammenkommen und miteinander etwas erleben. Das Bedürfnis ist klar erkennbar.» Fotos: Victor Kälin Rund 100 Gäste und zweimal ein Kälin: links Welttheaterpräsident Hanspeter Kälin, rechts Comedian Jan Kälin. o

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Bühne

Publiziert am

05.07.2022

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