Sandra Bürgler (18) anlässlich der Präsentation ihrer Maturaarbeit im Theresianum Ingenbohl mit einem gewundenen Büchel. Bild: Guido Bürgler
Sandra Bürgler (18) anlässlich der Präsentation ihrer Maturaarbeit im Theresianum Ingenbohl mit einem gewundenen Büchel. Bild: Guido Bürgler

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Maturandin ging dem Büchelblasen auf den Grund

Sandra Bürgler spielt mit Leidenschaft Volks- und Rockmusik. In ihrer Maturaarbeit beschreibt sie den Büchel als Instrument und schildert ihre Erfahrungen beim Erlernen des Büchelblasens.

«Das Erlernen eines Büchelgsätzlis», so heisst der Titel der Maturaarbeit, die Sandra Bürgler soeben am Theresianum Ingenbohl mit einer Glanznote abgeschlossen hat. Die Illgauerin hat festgestellt, dass es nur wenige Publikationen über den Büchel gibt, der vor allem in der Zentralschweiz verbreitet ist. Er wird oft als «kleiner Bruder» des Alphorns bezeichnet. Der auffälligste Unterschied zeigt sich in der Form der beiden Naturhörner: Während das Alphorn eine gerade Form aufweist und bis 3,7 Meter lang ist, hat der Büchel eine gewundene Form und ist nur zirka 1,1 Meter lang.


Was haben Handy und Büchel gemeinsam?


Früher war alles ganz anders: «Bis Anfang des 19. Jahrhunderts dienten das Alphorn und der Büchel auf den Alpen als Signal- oder Lockinstrument. Sobald die Töne erklangen, wussten die Kühe, dass nun Zeit zum Melken war», schreibt Sandra Bürgler in ihrer Maturaarbeit. Auch die Älplerinnen und Älpler haben sich damit verständigt – heute läuft das natürlich auf moderne Art per Handy und E-Mail. Doch wie kam sie auf die Idee, den Büchel zu thematisieren? «Jedes Jahr an unserer Sännächilbi in Illgau spielt Toni Bürgler – ‹Buoflen-Toni› – ein paar ‹Büchelgsätzli›. Aber sonst hört man das Instrument leider nur noch selten, was ich sehr schade finde, denn Büchelklänge sind urchig und geben mir ein Heimatgefühl », sagt Bürgler. Obwohl das Büchelblasen fast ausschliesslich eine Männerdomäne ist, wollte die Gymi-Schülerin das Instrument nicht nur beschreiben, sondern auch selber erlernen. Da ein Büchelkurs des Vereins Giigäbank schon ausgebucht war, begann Sandra nach einem fixen Plan zu Hause alleine zu üben. Armin Mattmann, ein versierter Büchel- und Alphornbläser aus Küssnacht, gab Sandra Bürgler wertvolle Tipps in Theorie und Praxis, und ein Besuch beim Büchel-Hersteller Josef Imhof aus Muotathal war für die Maturandin sehr eindrücklich und informativ. Obwohl die junge Musikantin «früher » zwei Jahre lang Trompetenunterricht genommen hatte, war für sie das Büchelblasen eine grosse Herausforderung. Sie kann bestätigen, dass das urchig klingende Instrument sehr «streng» zum Blasen ist. Besonders schwierig sei es, die hohen Töne der Naturtonreihe sauber zu treffen, sagt Bürgler. Ob sie auch weiterhin Büchelblasen wird, weiss sie momentan noch nicht sicher. «Um dieses Instrument wirklich zu beherrschen, braucht es sehr viel Übung und Zeit», sagt sie. Der Musik bleibt Sandra Bürgler aber auf jeden Fall treu. So musiziert sie in ihrer Freizeit sehr gerne mit ihrer Familie in der Ländlerformation Z’Husmattä Familiämusig (Handorgel), und mit fünf Kolleginnen erlebt sie in der Coverband All of (Gesang/Bass) viel Freude.


Büchelblasen boomt


Beim Eidgenössischen Jodlerverband werden ab und zu auch Kurse für Büchelbläser angeboten. Wie die Alphornspieler können sich auch die Büchelbläser an den Jodlerfesten einer Jury stellen und bewerten lassen. In unserer Region sorgt derzeit der Verein Giigäbank aus Muotathal/Illgau für das Aufleben des Büchels. 2017 und 2018 lief je ein Büchelkurs. Der diesjährige ist noch in Gange. Beide Male nahmen zwölf Interessierte teil. Etwa ein Drittel waren Frauen, zwei Drittel Männer. Teilweise hatten sie Vorkenntnisse, teilweise waren sie blutige Anfänger. Letztes Jahr waren fast alle Teilnehmer Muotathaler, dieses Jahr ist die Hälfte von auswärts. Altersmässig sind die Gruppen gemischt. Letztes Jahr waren Armin Mattmann und Urs Schelbert Kursleiter, dieses Jahr sind es Armin Mattmann und Heinz Brandenberger. «Sie machen das sehr gut», erklärte Giigäbank- Vorstandsmitglied Peter Betschart auf Anfrage. «Die Fortschritte sind sehr unterschiedlich. Das Büchelblasen wird unterschätzt», sagt Betschart. «Es ist streng und lässt sich nicht erzwingen. Es ist eine Frage der Beharrlichkeit und des Trainings.»


Bote der Urschweiz / Guido Bürgler

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste
  • Dies & Das

Publiziert am

02.03.2018

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