Petra Zurfluh (links) spielt in der Anfangsszene des Stücks Anais, die hier mit ihrem kleinen Bruder spielt. Bild: Silvia Camenzind
Petra Zurfluh (links) spielt in der Anfangsszene des Stücks Anais, die hier mit ihrem kleinen Bruder spielt. Bild: Silvia Camenzind

Bühne

Tieftraurige und poetische Geschichte trifft das Publikummitten ins He

Die Theaterklasse an der Pädagogischen Hochschule in Goldau zeigt Julia Webers «Immer ist alles schön».

«Immer ist alles schön» ist ein Roman der Autorin Julia Weber. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, überzeugt mit einer eigenen Sprache und einer berührenden Geschichte. Kann eine Master-Theaterpädagogik- Klasse in einer szenischen Lesung diesem Werk gerecht werden? Ja, sie kann. Denn die beiden Regisseure Jörg Bohn und Dodó Deér haben mit den Studentinnen und dem einen Studenten der Mas-Klasse Julia Webers Sprache viel Raum gegeben. Schwarz gekleidete Studierende lesen Passagen aus dem Buch. Andere Textpassagen laufen übergross über die Szenerie.

Eine überforderte Mutter und ihre zwei Kinder


Diese Texte helfen, in die Geschichte einzutauchen, mitten hinein in das Leben einer alleinerziehenden Mutter und ihrer beiden Kinder Anais und Bruno. Sie ist eine überforderte Mutter, die nachts tanzt, um Geld zu verdienen. Und es sind zwei Kinder, die sich in eine Fantasiewelt flüchten, sich gegenseitig unterstützen und die Mutter schützen, zum Beispiel vor dem Riesen vom Sozialamt. Immer wieder schlüpfen andere Spielerinnen in die Rolle der drei Protagonisten. Verwirrlich ist dies nicht, denn das Publikum wird mit Farben – die Mutter und ihr roter Schal, die gelbe Anais und Bruno ganz in Blau – durch das Spiel geführt. Raffiniert ist auch das Bühnenbild, das einzig aus langen, schmalen Tischen besteht. Zusammengebaut oder hochgestellt werden sie zur Wohnung, zum Nachtklub, zum kuscheligen Bett. Erstaunlich auch, welche Stimmungen mit Schattenspielen erzeugt werden. Es tanzen Schneeflocken. Gräser auf Hellraumprojektoren erzeugen an der Wand mystische Waldstimmungen. Diese poetischen Bilder, dazu die Musik und das Spiel, lassen das Publikum eintauchen in das Leben dieser kleinen Familie. Das ist berührend und trifft mitten ins Herz.

Theaterbesuch mit Vorsichtsmassnahmen


Ein Theatererlebnis ist aktuell ein anderes. Man sitzt mit Abstand und Mundschutz im Publikum. Das ist kein Problem. Was fehlt, ist der Austausch danach, weil man erstens vor der Aufführung informiert wurde, über welche Wege man den Spielort verlassen kann, und man zweitens wegen der Maske nur schwer Leute trifft. Die Schauspielerinnen und der Schauspieler durften sich nicht unters Publikum mischen. Übrigens haben die Theaterspielenden und die Theaterleitung in einem Prozess geprüft, ob beim Spielen die Maskenpflicht gelten soll. Das wurde verworfen, weil das Stück mit Masken nicht aufführbar ist. Dem ist definitiv so. Nach den zwei ausverkauften Aufführungen in der PH in Goldau wird «Immer ist alles schön» noch dreimal im Gemeinschaftszentrum Buchegg aufgeführt. Auch diese Vorstellungen sind alle ausverkauft.

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

17.10.2020

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