«Frage nie einen Schwarzen, ob er Sonnenbrand bekommt, Dicke fragt man ja auch nicht, ob sie im Winter nie kalt haben.» Bild: Monika Neidhart
«Frage nie einen Schwarzen, ob er Sonnenbrand bekommt, Dicke fragt man ja auch nicht, ob sie im Winter nie kalt haben.» Bild: Monika Neidhart

Bühne

«Voodoo auf kantonaler Ebene»

Banales, politisch Unkorrektes bis Nachdenkliches präsentierte Charles Nguela im Programm «Helvetia’s Secret».

«Die Energie, die ihr mir gebt, gebe ich euch zurück», verspricht Charles Nguela am Samstagabend, als er auf die Bühne tritt. Das Publikum im voll besetzten Theater Duo Fischbach ist von Beginn an gut gelaunt. Es beschert dem «ersten schwarzen Stand-up-Comedian der Schweiz» den gewünschten tosenden Applaus, als er so inszeniert ein zweites Mal auf die Bühne tritt. Viel Power und Lachen brachte er selbst schon auf die Bühne. Ohne Requisiten und andere Hilfsmitteln sprach er in einem fort über Liebe, hässliche Babys, Geschwister, über Freuden und Leiden als «optimal Pigmentierter» in der Schweiz, oder er inszenierte einen afrikanischen Gottesdienst. Dann ernsthafter: «Zum ersten Mal sind wir Schwarzen nicht die Hauptverdächtigen», womit er auf die Angst vor Islamisten anspielte.

Der «Tiger in Flipflops» hinterliess Kratzspuren


Seine Bühnenpräsenz war enorm. Er liess seine Augen rollen und zeigte seine Zähne, sodass fast nur noch Weiss in seinem Gesicht zu sehen war, stand kaum eine Sekunde still und kreierte alleine mit seinen Wörtern Bilder in den Köpfen der Zuhörer. Der Böögg entstand fast sichtbar auf dem Scheiterhaufen, um den die Zünfter am Sechseläuten reiten – «dem Voodoo auf kantonaler Ebene». Für die junge Dame im Publikum kratzten fast hörbar die ungepflegten, langen Zehennägel des Mannes in der Badi, so schüttelte es sie. Charles nahm es wahr und meinte: «Mit allem Respekt, so lange sind sie nun auch nicht, auch wenn dieser wie ein ‹Tiger in Flipflops› herumläuft.» Immer wieder musste er selber über seine Witze oder Reaktionen aus dem Publikum lachen. Das Wortspiel «Cafe togo» brauchte einige Zeit, bis der Witz bei allen ankam. «Mässig», «toll, viel Energie, viel zum Lachen», waren Kommentare nach knapp zwei Stunden Unterhaltung. Wer den Künstler neben der Bühne erleben wollte, traf ihn danach an der Theaterbar.

Aus dem Negativen etwas Positives machen


«Warum müssen alle Fremdsprachigen ‹Chuchichäschtli› lernen? ‹Chäschüchli› braucht man doch mehr im Alltag.» Charles Nguela ist seit 15 Jahren in der Schweiz, Schweizerdeutsch spricht er perfekt. Zu lachen hatte er es in seinem Leben nicht immer: Aufgewachsen im Kongo, geflüchtet nach Südafrika, kam er als 15-Jähriger in die Schweiz. «Negative Erfahrungen versuche ich immer wieder in Positives zu wenden.» So entdeckte er auch sein Talent nach einem Liebeskummer. 2014 gewann er den Swiss Comedy Award, seit zwei Jahren lebt er von seiner Kunst.

Bote der Urschweiz / Monika Neidhart

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

09.12.2019

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