Eindrückliche Bilder: Fotograf Philipp Betschart setzt die Schwinger (im Bild Koni Schuler) gekonnt in Szene. Bild aus «Ein Dorf schwingt mit»
Eindrückliche Bilder: Fotograf Philipp Betschart setzt die Schwinger (im Bild Koni Schuler) gekonnt in Szene. Bild aus «Ein Dorf schwingt mit»

Literatur

Ein Blick hinter den Schwinger

Soeben ist das Buch «Ein Dorf schwingt mit» erschienen. Es ist eine Hommage an Rothenthurm und die Rothenthurmer Schwinger. Die Athleten kommen selber zu Wort und gewähren tiefe Einblicke in ihre Persönlichkeit.

«Seit ich mich erinnern kann, stand Schwingen im Zentrum meines Lebens», schreibt Silvia Schuler, die 29-jährige Schwester der beiden Rothenthurmer Schwinger Philipp und Christian Schuler, im Vorwort des soeben erschienenen Buches.I n diesem Umfeld habe sie Werte wie Fairness, Respekt und Durchhaltewillen vermittelt bekommen. Die Du-Kultur im Schwingen stehe für sie für die direkte und ehrliche Art im gegenseitigen Umgang. «Ein Stück von dieser Welt wollte ich in Worte und Bilder fassen.» Entstanden ist ein einzigartiges Buch mit wunderbaren Bildern, welches die elf Rothenthurmer Aktivschwinger porträtiert und spezielle Rothenthurmer Orte beleuchtet. Die Schwinger kommen selber zu Wort und gewähren einen tiefen, ehrlichen Einblick in ihre Persönlichkeit, ihre Denkweise, ihre Ansichten, Gefühle und Emotionen.

Ein sensibler Denker

Den Anfang macht Torsten Betschart. Der sensible Denker erklärt, dass er nicht religiös sei. Er lehne die Vorstellung der Existenz eines Gottes beziehungsweise von Göttern kategorisch ab. Der Maschineningenieur ist skeptisch gegenüber Dingen, welche weder bewiesen noch belegt werden können.Wichtiger als alles andere im Leben ist für ihn aber die Familie beziehungsweise sein gesamtes privates Umfeld. Seine Freundin sei für ihn eine grosse Stütze: «Wenn sie nicht wäre, wäre ich heute weder als Schwinger noch als Ingenieur und schon gar nicht als Mensch das, was ich jetzt bin.»

Harte, mittlere und leichte Woche

Franz Föhn hat seit zwei Jahren einen neuenTrainer – jener Mann, der auch Langstreckenläufer Viktor Röthlin trainiert. Seither hat er immer eine harte Trainingswoche, eine mittlere und eine leichte. Franz Föhn arbeitet als Gefängniswärter in Menzingen und ist sich bewusst, dass er für die Gefangenen zu den engsten Bezugspersonen gehört. «Sobald ich aus dem Gefängnis gehe, mache ich die Tür hinter mir auch in Gedanken zu,sonst würde ich daran kaputtgehen.»

Flüssige Kohlenhydrate

Martin Grab erklärt, dass mit den Siegen auch die Niederlagen kamen und wie er als Kind nach einem verlorenen Gang oft geweint habe. Seine Gefühle hat er mittlerweile im Griff, doch mit der Nervosität hat der Spitzenschwinger nach wie vor zu kämpfen. «Heute habe ich gelernt, damit umzugehen, indem ich beispielsweise die Kohlenhydrate flüssig zu mir nehme, damit ich keinen Brechreiz mehr verspüre.»

NHL und Schwingerkönig

Christian Schuler hatte als Kind einen Traum, an den er sich mit einem Schmunzeln zurückerinnert: «Als 26-Jähriger würde ich als Eishockeyprofi bereits einige Jahre in der NHL spielen und dann in die Schweiz zurückkehren, um noch zweimal Schwingerkönig zu werden.»

Platzangst während dem Kampf

Philipp Schuler spricht über seine Platzangst, von welcher nicht viele Menschen wissen. «Im Schwingen komme ich manchmal in diese beengende Situation, wenn ich bereits ein paar Schwünge hinter mir habe und ausser Atem bin.» Es sei die Anstrengung, das aufgewirbelte Sägemehl und schliesslich das Gefühl, keine Luft zu kriegen. «Eigentlich bin ich mir bewusst, dass ich mich bloss in diese negativen Gedanken reinsteigere, aber ich kann es nicht immer kontrollieren. Von aussen merkt das wohl gar niemand.» Zu Wort kommen aber auch Aktivschwinger, die weniger im Rampenlicht stehen – sich noch keinen Kranz erkämpft haben und dennoch vier- bis sechsmal in derWoche hart trainieren.

Erste Auflage mit 1000 Exemplaren

Das Projekt «Ein Dorf schwingt mit. Schwingen und Leben in Rothenthurm» wurde Ende April in Angriff genommen – dann nämlich ging Initiantin Silvia Schuler auf die Suche nach einem geeigneten Team. Gefunden hat sie die Texterinnen Karin Schuler und Rahel Schnüriger. Matthias Schnüriger und Iwan von Rickenbach (Kreativbüro Tells Söhne GmbH, Brunnen) kümmerten sich um Layout und Design. Architekturstudent und Hobby-Fotograf Philipp Betschart konnte für die Beschaffung des Bildmaterials gewonnen werden. Das Buch ist in einer Auflage von 1000 Exemplaren erschienen – bereits 100 Vorbestellungen konnten verschickt

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

20.08.2013

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