Eindrückliches Plakat: Werden die Schauspieler so auf der Bühne zu sehen sein? Regisseurin Sophie Stierle lässt es offen. Bild pd
Eindrückliches Plakat: Werden die Schauspieler so auf der Bühne zu sehen sein? Regisseurin Sophie Stierle lässt es offen. Bild pd
Regisseurin Sophie Stierle inszeniert ein Stück in Luzern.
Regisseurin Sophie Stierle inszeniert ein Stück in Luzern.

Bühne

«Ein Stück lesen heisst immer auch interpretieren»

Theaterregisseurin Sophie Stierle, wohnhaft in Brunnen, feiert heute am Kleintheater Luzern Premiere des Stücks «Der Weg der Lachse».

Mit Sophie Stierle sprach Nicole Auf der Maur

Auf der Maur: Sie sind Theaterregisseurin. Wer liest eigentlich wen aus? Die Regie den Texter oder der Texter die Regie?

Stierle: Das ist bei jeder Produktion anders. Ich habe schon alles erlebt. Dass erst ich das Stück ausgesucht habe und dann die Schauspieler oder dass ein Autor mit einem Text auf mich zukam und gefragt hat, ob ich den inszeniere, oder dass ich gemeinsam mit Schauspielern einen Text entwickelt habe, oder, oder, oder ...

Wie viel Freiheit besitzen Sie als Regisseurin?

Es geht mir darum, die Geschichte zu erzählen, die ein Autor geschriebenhat. Die Freiheit liegt im Wie, also wie ich die Geschichte erzähle. Ich versuch das mal zu beschreiben: Wenn zehn Menschen in einem Raum sitzen und alle gleichzeitig das Stück «Romeo und Julia» von Shakespeare lesen, dann gibt es im Raum zehn unterschiedliche Versionen von «Romeo und Julia». Der eine sieht eine alte Julia, der andere eine junge Julia. Wenn ich als Regisseur ein Stück inszeniere, dann interpretiere ich das Stück auf meine Art und Weise. Lesen heisst immer auch interpretieren.

Wie setzen Sie dies konkret um?

Wenn zum Beispiel in einem Stück die Regieanweisung «zähneknirschend tut er etwas» steht, dann lese ich daraus, dass diese Figur Angst hat oder nervös ist. Und dann kann ich das in der Probe vielleicht anders umsetzen als mit «zähneknirschend». Es geht aber immer noch darum, dass die Figur nervös ist oder Angst hat. So gibt es ganz viele Faktoren, mit denen man eine Geschichte erzählen und interpretieren kann, die nicht explizit in einem Text ausgesprochen sind. Zum Beispiel: Wo spielt das Stück, und wer spielt das Stück? Wie wird ein Satz gesprochen?

Andere Mittel?

Man hat als Regisseur viele Mittel zur Verfügung. Die Besetzung, das Licht, die Spielweise, zusammen mit dem Bühnenbildner das Bühnenbild, die Kostüme, die Musik. Letztendlich ist ein Theaterabend ein Ergebnis vonv ielen Entscheidungen, die man getroffen hat, wie man die Geschichte erzählen will. Und dem voraus geht ein Prozess, bei dem man sehr genau das Stück liest und merkt, was einen an einer Geschichte besonders interessiert. Also welchen Aspekt man betonen will.

Der Autor gibt den Text quasi in Ihre Hände. Gab es auch schon wütende Autoren wegen einer Inszenierung von Ihnen?

Das ist mir noch nicht passiert. Aber meistens bin ich mit den Autoren vorher im Gespräch. Dann gibt es bei der Premiere keine Überraschungen.

Welche Texte würden Sie nie umsetzen wollen?

Ich habe da kein Nie. Aber mich interessieren im Moment eher neue Texte als Klassiker.

Welches ist das verrückteste Stück, das Sie jemals gesehen haben?

Ich habe einmal ein Stück «Familienbande» an den Münchner Kammerspielen gesehen. Ein Text und eine Inszenierung von Lola Arias. Da war eine echte Familie mit Kleinkind auf der Bühne.Das war jetzt nicht wirklich verrückt. Es war eher verrückt, wie «normal» das war.

Haben Sie Vorbilder?

Sagen wir mal so: Es gibt Regisseure, die mich geprägt haben. Zum Beispiel Andreas Kriegenburg oder Lola Arias oder Elvis Hermanis.

Das Theaterbusiness gilt als sehr emotional. Wann geht Ihnen das Business auf die Nerven?

Wenn jemand nicht loyal ist.

Wo finden Sie Ruhe?

In der Sauna. Wenn es so heiss ist, dass man nicht mehr denken kann.

Ihr neustes Stück heisst «Der Weg der Lachse». Um was gehts?

Ich möchte jetzt natürlich nicht zuviel verraten. Aber das kann ich schon mal sagen: Es geht um Menschen, die sich in Situationen befinden, in denen sich ihr ganzes Leben entscheidend verändert. Das Stück handelt auch von Sehnsucht, Fernweh, Heimweh.

Sie wohnen in Brunnen, manchmal auch in Zürich, kommen aber aus Stuttgart. Haben Sie manchmal Heimweh?

Ja, Heimweh kenne ich sehr gut. Es ist für mich das Gefühl, dass einem die Umgebung so vertraut ist, dass man nicht mehr darüber nachdenkt.

Die Promo-Bilder für das Stück sehen verrückt aus. Stehen die Schauspieler tatsächlich mit Fischköpfen auf der Bühne?

Also das verrate ich jetzt aber w

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

04.05.2016

Webcode

www.schwyzkultur.ch/3nuK2c