Mit vielen Gefühlsfacetten: Heidi Züger spielte sehr überzeugend. Bild Ruth Auf der Maur
Mit vielen Gefühlsfacetten: Heidi Züger spielte sehr überzeugend. Bild Ruth Auf der Maur

Literatur

Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte

Im Kult-Turm in der ehemaligen Zementfabrik konnte man am Freitagabend ein tolles Bühnen-Leseprojekt mit den Liebesbriefen von Meinrad Inglin und Bettina Zweifel erleben.

Kultur Brunnen hatte die gebürtige Einsiedler Schauspielerin Heidi Züger engagiert, die unter der Regie von Ingo Berk spielte. Thema war die tiefe, aber auch schwierige Liebe zwischen dem Schwyzer Schriftsteller Meinrad Inglin (1893–1971) und der Musikerin Bettina Zweifel. Er, katholischer Schwyzer, sie, protestantische Zürcherin, lernten sich im Jahr 1921 kennen. Bettina, eine lebensfrohe und temperamentvolle junge Musikerin, wurde hervorragend von der Schauspielerin verkörpert. Die erste Annäherung und das nähere Kennenlernen, die grosse Verliebtheit, später aber auch oft Verzweiflung und Überforderung erfuhr man aus den Auszügen der Liebesbriefe.

18 Jahre mit Heiraten gewartet

Heute für die meisten von uns unvorstellbar, wartete Bettina Zweifel 18 Jahre, bis sie endlich ihren Meinrad heiraten durfte. Verschiedene Hindernisse standen im Weg: die unterschiedlichen Konfessionen, die Einwände der Eltern und der Tante von Meinrad und schliesslich auch der schwierige Beruf des Schriftstellers. Er war einerseits finanziell nicht besonders gut gestellt und wollte sich andererseits zeitweise nur aufs Schreiben konzentrieren, weil ein Thema für ein neues Buch ihn so in Beschlag nahm. Schwierig für die junge Frau, die lieber in seiner Nähe hätte leben wollen und sich auch Kinder gewünscht hätte. Aber trotz all dieser Hindernisse hielt das Paar zueinander, konnte 1939 zivil heiraten und lebte danach gemeinsam in Schwyz.

Spannung mit wenigen Requisiten

Heidi Züger, professionelle freischaffende Schauspielerin, spielte hauptsächlich Bettina Zweifel, aber auch mal den ernsten, zurückhaltenden Meinrad, der seine Briefantwort vorliest. Mit einem Plattenspieler, selbst geschriebenen Liebesbriefen und schliesslich dem Brautschleier gab es wenige Requisiten, was aber der Spannung keinen Abbruch tat. Heidi Züger reizte es, sich mit dem Thema Meinrad Inglin-Bettina Zweifel auseinanderzusetzen. Der Stoff gehöre ja zu ihrer Heimat, wo sie ihre Wurzeln habe. Die vielseitige und erfahrene Schauspielerin spielt neben Theater auch für Film und Fernsehen, oft in Deutschland.

Bote der Urschweiz (Ruth Auf der Maur)

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

21.09.2015

Webcode

www.schwyzkultur.ch/r3jC9b