Zum Abschluss der Vorlesung gab es für jeden der sieben Autorinnen und Autoren der Klassen 1.1 und 2.1 der Sekundarschule Einsiedeln ein Exemplar «ihres» Romans von ihrem Schreibcoach Sandra Hughes. Bild: Angela Suter
Zum Abschluss der Vorlesung gab es für jeden der sieben Autorinnen und Autoren der Klassen 1.1 und 2.1 der Sekundarschule Einsiedeln ein Exemplar «ihres» Romans von ihrem Schreibcoach Sandra Hughes. Bild: Angela Suter

Literatur

«Der Überfall in Einsiedeln» feiert Vernissage

Am vergangenen Donnerstag fand das erste Zentralschweizer «Schulhausroman»-Projekt in Einsiedeln und Stans einen gebührenden Abschluss. Die sieben Einsiedler Schülerinnen und Schüler präsentierten ihre selbst geschriebene Geschichte.

Eine handvoll Interessierter fand sich am Donnerstagmittag im Museum Fram in Einsiedeln ein. Franz-Xaver Risi, Kulturbeauftragter des Kantons Schwyz, richtete sein Grusswort an die Jungautorinnen und -autoren: «Ihr habt ein eigenes Buch geschrieben – ich gratuliere euch ganz herzlich!» Das Projekt greife ein Urbedürfnis der Menschen auf: einander spannende Geschichten zu erzählen. Mit dem Projekt soll diese Lust entfacht werden und Selbstvertrauen geben. Es gab viele Dankesworte, und er schloss mit den Worten: «Bücher und allgemein Medien dokumentieren unsere Region, unsere Zeit und unsere gesamte Identität.» Gerda Wurzenberger und Richard Reich erzählten noch etwas über den Ursprung des Projekts (siehe Box) und wie es nach Einsiedeln, respektive Stans, kam, bevor die Einsiedler Schülerinnen und Schüler mit ihrem Schreibcoach Sandra Hughes die Bühne betraten. Alle haben eine Figur erfunden Die 58-jährige Autorin Sandra Hughes, ursprünglich aus Luzern und heute in Basel wohnhaft, erzählte dem Publikum sehr emotional, wie die Zusammenarbeit mit den sieben Jungautorinnen und -autoren ablief. Der Wunsch der Klasse sei gewesen, dass die Geschichte gruselig und auf keinen Fall langweilig sei. Jeder Schüler durfte eine eigene Figur erfinden, so entstanden acht völlig unterschiedliche Mitwirkende der Geschichte: Vom fliegenden Geist bis zum Monster, das Menschen frisst – am liebsten die aus Einsiedeln. Die, die böse sind. Danach wurde zusammen eine Rahmenhandlung erarbeitet und aufgezeichnet, die bei den acht Schreibworkshops stets sichtbar war. Und dann ging es ans Schreiben. «Wie geht das jetzt?» Es gab einige zähe Momente. Und plötzlich sei es gegangen, erinnert sich Hughes: «Dann sah ich plötzlich konzentriertes Schreiben, ab und zu ein Lächeln und das Flüstern von einer Zweiergruppe.» Die Unterstützung ihres Lehrers Jan Camenzind war stets gegeben. Gwundrig gemacht Dann durften die Anwesenden in die Geschichte der Jungautorinnen und -autoren eintauchen, die teilweise durch markierte Einschübe von Sandra Hughes ergänzt wurde. Überaus gekonnt präsentierten die Sieben «Der Überfall in Einsiedeln» und ernteten einige Lacher. In ihrem Roman jagt ein Ereignis das nächste, und es wird nie langweilig, soviel kann verraten werden. Zum Abschluss erhielten alle Autorinnen und Autoren ihr eigenes Buch aus den Händen ihres Schreibcoaches. Muyasar Magdi Osman Elgamil, Nick Horath, Noemi Pozzi, Ismet Nuredini, Lea Hürlimann, Silvan Steiner und Vanessa Amgwerd machten mit ihrer Lesung gwundrig auf die Geschichte, die in einer sehr jugendlichen Sprache geschrieben worden war. Kayla Betten wechselte während des Projekts die Klasse und schrieb nur einen Teil mit. Das sei genau das Geheimnis des Projekts, ergänzte Richard Reich nach der Lesung: «Weil die Texte von ihnen selber sind, sind sie ihnen sehr nah, und daher können sie auch etwas damit anfangen. Es geht darum, eine Sprache zu finden, die den Jugendlichen etwas sagt, dann funktioniert es!»

 

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Das Projekt «Schulhausroman»

Das Projekt «Schulhausroman» wurde von Richard Reich, Schweizer Autor, und Gerda Wurzenberger, Germanistin und Lektorin, die später auch das Jull (Junges Literaturlabor) gründeten, im Jahr 2005 initiiert und erhielt den Spezialpreis «Vermittlung 2023» vom Bundesamt für Kultur. «Schulhausromane» sind kollektive Erzählungen, die an Oberstufen-Schulen vieler Schweizer Kantone und auch in Deutschland, Österreich und Frankreich entstehen. Geschrieben werden sie im Regelunterricht im Laufe einer mehrmonatigen Zusammenarbeit einer Klasse und einer Schriftstellerin oder eines Schriftstellers. Bis heute haben gegen hundert Schreibcoaches mit mehreren Tausend Schülerinnen und Schülern über 300 Schulhausromane erarbeitet. Nun kam das Projekt zum ersten Mal in die Zentralschweiz. Das Projekt «Schulhausroman Zentralschweiz» wurde durchgeführt in Kooperation mit dem Literaturhaus Zentralschweiz Lit.z. Es wurde unterstützt von der Albert Koechlin Stiftung AKS und der Ernst-Göhner-Stiftung, der Schwyzer Schulhausroman zusätzlich von der Kulturkommission des Kantons Schwyz. Die Besonderheit dieses Schreibprojektes ist, dass es in Klassen der unteren Niveaus der Oberstufe stattfindet. Vielfach treffen die Schreibcoaches auf Schülerinnen und Schüler mit Defiziten auch in sprachlichen Kompetenzen. Das Ziel des Projektes ist es, den Schülern zu vermitteln, dass auch sie schreiben können. Reich erklärt: «Durch das kollektive Schreiben eines Romans kommen auch Jugendliche zum Zug, die sich nicht zutrauen, alleine einen längeren Text zu schreiben.»

 

Bote der Urschweiz  / Angela Suter

 

 

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

02.05.2024

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www.schwyzkultur.ch/URymfQ