Cellist Jonas Kreienbühl und das Jugendsinfonieorchester Zürichsee spielen Joachim Raffs anspruchsvolles Konzert für Cello und Orchester Nr. 1, op. 193. Bild Petra Kölbli
Cellist Jonas Kreienbühl und das Jugendsinfonieorchester Zürichsee spielen Joachim Raffs anspruchsvolles Konzert für Cello und Orchester Nr. 1, op. 193. Bild Petra Kölbli

Musik

Jugendliche Entdeckungsfreude

Am Sonntagabend spielte das Jugendsinfonieorchester Zürichsee in der Lachner Pfarrkirche Joachim Raffs erstes Cellokonzert mit dem Solisten Jonas Kreienbühl.

Im zarten Alter von gerade einmal elf Jahren schrieb das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart seine Sinfonie in F-Dur KV 76. Es ist ein konzises Werk von deutlich kleineren Dimensionen als die späteren Sinfonien des Wiener Klassikers, aber mit immer wieder überraschenden Wendungen. Dank der fest-lichen Stimmung, die namentlich im ersten und im letzten Satz aufkommt, ist es perfekt dazu geeignet, ein Konzert zu eröffnen. Auch elf Jahre alt ist der Klangkörper, der dieses Jugendwerk am Sonntagabend nach Lachen brachte: das 2013 gegründete Jugendsinfonieorchester Zürichsee. Es wächst von Projekt zu Projekt und entlässt die jungen, talentierten Musikerinnen und Musiker gestärkt in ihr späteres musikalisches Leben. Unter der Leitung von Roman Brogli-Sacher erarbeitet sich der Klangkörper verschiedene Programme, die das Ensemble auch schon in die Zürcher Tonhalle oder in den Goldenen Saal in Wien geführt haben.

 

Eine Herausforderung für alle

Das aktuelle Programm, eine Zusammenarbeit zwischen dem Orchester und der Joachim-Raff-Gesellschaft, diente auch dazu, die jungen Musikerinnen und Musiker mit Joachim Raff bekannt zu machen. «Der vielseitige und produktive, an den Ufern des Zürichsees geborene Komponist, der seine berufliche Karriere einst als Schul-meister in Rapperswil startete und als Konservatoriumsdirektor in Frankfurt endete, hätte sich sicherlich über die-sen pädagogischen Schulterschluss gefreut », so Roland Müller, der Präsident der Joachim-Raff-Gesellschaft, in einer kurzen Ansprache. An zweiter Stelle des Konzertabends stand das Hauptstück des Programms, Raffs anspruchsvolles Konzert für Cello und Orchester Nr. 1, op. 193. Der Lachner Komponist liess sich für dieses Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy inspirieren, seinem einstigen Förderer und musikalischen Vorbild, der mit seinem Violinkonzert neue Massstäbe gesetzt hatte. Raff wob einen symphonisch- dichten Orchestersatz, über dem das Soloinstrument oft mit lyrischschmachtenden Melodien schwebt, in dem es aber auch aufgehen kann. Kaum jemand kennt dieses Werk besser als Jonas Kreienbühl, der es kürzlich gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Pianistin Andrea Wiesli, für den renommierten Verlag Breitkopf & Härtel ediert hat. Der viel beschäftigte, namhafte Cellist spielte den nicht weniger schwierigen Solopart lyrisch und mit innigem Klang; den so rasanten wie humorvollen letzten Satz bewältigte er mit viel Verve.

 

Pseudo-Renaissance aus den 1920er-Jahren

Dem Überdruss am schwelgerisch- romantischen Orchesterzauber ist es wohl zu verdanken, dass sich viele Komponisten am Übergang zum 20. Jahrhundert an anderen Modellen, die die Musikgeschichte bereitstellte, zu orientieren begannen: Volksmusik, Barock oder aber die Musik der Renaissance, die plötzlich wieder aufregend klang. Für seine Capriol Suite übernahm der englische Komponist Peter Warlock die Grundlagen aus einem Traktat des 16. Jahrhunderts und verwandelte sie in griffige kleine Orchesterstücke, die keinen Moment verleugnen, dass sie aus dem 20. Jahrhundert stammen. Mit diesen mal spritzigen, mal melancholischen Stücken und viel Karacho im letzten Stück verabschiedete sich das Orchester. Das Publikum, das gut drei Viertel des Kirchenschiffs einnahm, würdigte die grosse Leistung des jungen Orchesters mit lange anhaltendem Applaus.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

06.02.2024

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