Dies & Das

«Das historische Jerusalem befindet sich in Einsiedeln»

Seit Karfreitag ist das Panorama am Ende der Benzigerstrasse wieder geöffnet. Für Einsiedler ist der Eintritt zum Rundgemälde gratis.

Hand aufs Herz: Wann waren Sie zum letzten Mal zu Besuch beim Einsiedler Panorama? Bei vielen dürfte der Besuch Jahrzehnte her sein. Mittels Infostelen an prominenter Stelle auf dem Klosterplatz ist das Panorama nach einem kurzen Spaziergang schnell erreicht. Schon von Weitem ist der runde Bau mit seinem typischen Dach, das weithin sichtbar ist, zu sehen. Und er kommt immer näher. Bei Sonnenschein laden einige Stühle und Tische zum Verweilen ein. Für all jene, welche eine Verschnaufpause benötigen.

 

Das Bild

Ein eingespieltes Trio, Trudi Oechslin, Edith Steiner und Edith Finger, heisst die Besucherinnen und Besucher willkommen. Durch den Zugang, bewusst dunkel gehalten, geht es ins obere Stockwerk. Von dort fällt auch das Licht auf die zu erklimmende Treppe. Oben angekommen, präsentiert sich das rund 1000 Quadratmeter grosse Bild. Der erste Blick fällt unweigerlich auf die Kreuzigungsszene von Jesus Christus. Doch diese ist nur ein kleiner Teil des Bildes. Gemächlich kann das Bild nun Schritt für Schritt betrachtet werden. Dank der besonderen Malart und dem plastisch ergänzten Gelände fühlt man sich effektiv ins historische Jerusalem zurückversetzt. Und das Ganze nicht mithilfe einer Brille in einem virtuellen Raum – nein, rundherum ist alles echt, auf einem rund 1000 Quadrat-meter grossen Gelände. Mittels Erklärungen in 14 Sprachen werden zusätzliche Informationen vermittelt. Dank der Begleitung von Beat Fuchs, Präsident der betreibenden Panorama-Gesellschaft, erhielt der Einsiedler Anzeiger die Informationen aus erster Hand. 

 

Tag der offenen Türe

«Am Samstag, 10. Mai, veranstalten wir einen bescheidenen Tag der offenen Türe. Obwohl Einsiedler generell gratis Zutritt zum Panorama erhalten, ist es wieder einmal die Gelegenheit, das Panorama erst recht zu besuchen und (künftig) auch Gäste mitzubringen. Das historische Jerusalem befindet sich in Einsiedeln », erklärt Beat Fuchs. Im Weiteren erwähnt er: «Ich werde zwischen 10.30 und 12 Uhr selber vor Ort sein und wenn gewünscht, einen einmaligen Blick hinter die Kulisse ermöglichen.» Das Panorama soll den Einsiedlerinnen und Einsiedlern wieder vermehrt ins Bewusstsein kommen. «Beim Besuch von Verwandten und Bekannten kann das Einsiedler Panorama durchaus als ‹Geheimtipp› verkauft werden», führt Fuchs schmunzelnd aus. Im letzten Jahr wurde zudem auf privater Basis ein spezieller Musik-Event durchgeführt. Hier zeigt sich der Präsident für weitere solcher Anlässe offen. Auch für Gruppenführungen steht er gerne zur Verfügung.

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Die Geschichte

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gab es weltweit ein grosses Interesse, nationale Themen, vor allem Schlachten, als Panoramen zu gestalten. Die Idee, die historische Begebenheit der Kreuzigung Christi in einem Panorama darzustellen, entstand in dieser Zeit. Für ein Panorama mit religiöser Thematik boten sich vor allem Wallfahrtsorte an. Als möglichen Partner für einen Standort wurde das Kloster im Wallfahrtsort Einsiedeln in der Schweiz angefragt. Dieses lehnte jedoch ab. Stattdessen übernahmen die Unternehmer Martin, Adelrich und Karl Gyr aus Einsiedeln mit Hilfe des Einsiedler Verlagshauses Benziger und Co. das Unternehmen. Gemalt wurde das 10 Meter hohe und 100 Meter lange Riesenrundgemälde in sechs Monaten in München. Vor seinem Transport nach Einsiedeln war das fertige Panorama für einige Wochen im Münchner Panorama-Gebäude öffentlich ausgestellt. Am 1. Juli 1893 wurde das Panorama Kreuzigung Christi in Einsiedeln in einem eigens errichteten Gebäude, einem zwölfeckigen Zentralbau von 33 Metern Durchmesser, feierlich eröffnet. Gemalt wurde das Bild von Karl Hubert Frosch und Joseph Krieger. Für den figürlichen Teil zog man den amerikanischen Künstler William Robinson Leigh hinzu. Es entwickelte sich schnell zu einer gut besuchten Sehenswürdigkeit des Wallfahrtsortes.

 

Der Brand

Auf tragische Weise ging das erste Leben des Panoramas in Einsiedeln am 17. März 1960 zu Ende, als bei Renovierungsarbeiten an Fassade und Innenräumen Feuer ausbrach und Gebäude und Gemälde vollständig niederbrannten. Das zweite Leben des Panoramas begann noch im selben Jahr, als man sich zu einem Neubau und zu einer Neugestaltung des Bildes nach vorhandenen Farbaufnahmen entschloss. Zunächst wurde ein neues Panorama-Gebäude gebaut. Die alte Holzkonstruktion wurde durch ein feuersicheres Gebäude aus Stahlträgern und Leca-Betonelementen ersetzt. Für die Neugestaltung des Bildes konnten über einen Wettbewerb die Wiener Künstler Prof. Hans Wulz (1909–1985) und Prof. Josef Fastl (1929–2008) gewonnen werden. Nicht eine genaue Kopie oder Reproduktion des alten Bildes war das Ziel. Das neue Bild sollte eine zeitgemässe moderne Auffassung zeigen. Es entstand 1961/62 innerhalb eines halben Jahres. Die Wiedereröffnung fand am 14. April 1962 statt.

 

Jubiläum

1993 konnte das Panorama sein 100-jähriges Bestehen feiern. Heute zählt es zu den bedeutendsten künstlerischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten im Raume Einsiedeln. In über hundert Jahren haben fast 5 Millionen Pilger und Touristen das Panorama besucht. Geführt wird es von der Panorama-Gesellschaft, die seit ihrer Gründung im Jahre 1894 als eine einfache Gesellschaft nach dem Obligationenrecht besteht. (Quelle: panorama-einsiedeln.ch).

 

Einsiedler Anzeiger / René Hensler

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

02.05.2025

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