Zwei Raritäten: Röbi Kessler zeigt links ein Chlefeli-Paar aus Holzresten des Schwyzer Nideröst-Hauses und rechts eines aus 8500 Jahre altem Moorholz. Bild Erhard Gick
Zwei Raritäten: Röbi Kessler zeigt links ein Chlefeli-Paar aus Holzresten des Schwyzer Nideröst-Hauses und rechts eines aus 8500 Jahre altem Moorholz. Bild Erhard Gick

Brauchtum / Feste

Wenn der Chlefelimeister die Schulen besucht

Röbi Kessler bringt den Schülerinnen und Schülern das Chlefele bei. Er produziert jedes Jahr Hunderte 
der «klingenden» Hölzer für die Fastenzeit.

Chlefeli sind zugeschnittene und abgeschliffene Plättchen aus hartem Holz, die am einen Ende eine Einkerbung aufweisen. So ist es einfach erklärt, wie ein Chlefeli hergestellt wird. Ein Meister seines Fachs ist der erst seit wenigen Tagen pensionierte Schwyzer Robert «Röbi» Kessler. «Ich weiss nicht genau, wie viele Chlefeli ich schon hergestellt habe. Es werden Tausende sein. Jedes Jahr sind es mehrere Hundert Stück, die ich anfertige», sagt der Schwyzer Chlefelimeister. Seit 1998 produziert der Schwyzer die typischen Kessler-Chlefeli in seiner «Butig» (Werkstatt) an der Rickenbachstrasse. In seinem Showraum zieren 358 Chlefeli die Wände. «Jedes Chlefeli hat eine eindeutige Nummer, alles ist klar durchstrukturiert – Material, woher das Holz stammt, wer es eventuell geliefert hat», sagt Röbi Kessler. Erst kürzlich hat ihm jemand Holz aus Australien mit nach Hause genommen.

 

8500 Jahre altes Holz verwendet

Er hat auch ein paar ganz besonders wohlklingende und ausgefallene Hölzer im Regal. Eines davon ist ein Chlefeli aus Mooreiche, aus wissenschaftlich nachgewiesenem 8500 Jahre altem Holz. Ein weiteres Paar stammt aus Holzresten des «Schloppä»-Hauses Schwyz, besser bekannt als Nideröst-Haus. In seinen Regalen hängen Chlefeli aus Kunststoff, Spanplatten, Pfeifenholz, geleimtem Holz, vom Schlafbaum oder aus des Teufels Spazierstock. «Holz und seine Verwendungsarten faszinieren mich wahnsinnig», sagt der Schwyzer. Chlefele ist ein Brauch in der Fastenzeit, der in der Region Innerschwyz weit verbreitet ist. «Gechlefeled wird von Muotathal bis Steinen, Brunnen, Schwyz, Sattel und Arth», sagt der versierte Chlefelibauer. Mit den Kessler-Chlefeli, zwei Hartholzbrettchen mit Einkerbungen, spielen vor allem Kinder und Jugendliche verschiedene Marsch- und Tanzrhythmen.

 

Erst ein Schlag, dann ein Takt und ein Spiel

Gestern Nachmittag in den Schulräumlichkeiten von Klassenlehrer Benno Reichmuth im Herrengasse-Schulhaus in Schwyz: Das Chlefelispiel klingt noch alles andere als das mit Perfektion. Jetzt kommt der Meister seines Fachs ins Spiel. «Ich bin hier, um euch das Spiel mit den beiden Hölzern näherzubringen und es mit euch zu perfektionieren», sagt Röbi Kessler vor den 22 begeisterten Schulkindern. Vom Morgen bis zum späten Nachmittag hat er vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse die Schule besucht, um das Brauchtum zu fördern. Erst ist es ein Schlag, leise, verhalten, bis der Schwyzer sagt: «Es darf tönen, und es darf laut sein. Gebt Gas, gebt Vollgas.» Und siehe da, nach ein paar Anläufen klingt es rhythmisch, der Takt kommt, und Noelia Roos aus der Klasse wird von Röbi Kessler als Dirigentin engagiert. «Ich würde vielleicht eine Note ‹Fünf› geben», meinte sie nach dem ersten gemeinsamen Konzert. Dann gibt Röbi Kessler abermals den Takt vor, und Noelia Roos dirigiert erneut. «Das klang viel besser und harmonischer. Jetzt hat es mir besser gefallen», sagt die Fünftklässlerin. Knappe 20 Minuten engagierte sich der Schwyzer in der Klasse von Benno Reichmuth, dann verlässt er die Klasse mit einem zufriedenen Lächeln. «Max Felchlin hat seinerzeit das Chlefele mit dem Priis-Chlefele in Schwyz gefördert. Jetzt ist es unsere Aufgabe, diesen schönen Brauch zu pflegen und an die Jugend weiterzugeben. In Schwyz tut dies der Verein s Chlefele läbt. Der Verein will die Jugend für diesen Wettbewerb gewinnen. Das fördert den Wettstreit untereinander», sagt der Schwyzer abschliessend.

 

Bote der Urschweiz / Erhard Gick

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

21.02.2024

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