Kunst & Design
Knirschen unter den Füssen: Kunstprojekt bereichert die Haggenegg
«Freie Sicht auf Santiago de Compostela» weckt die Sehnsucht nach dem Meer und den Sinn fürs Pilgern und Wandern.
Die Kapelle am Jakobsweg auf der Haggenegg wurde vor 15 Jahren restauriert. Zu diesem Jubiläum hat Jürg Fassbind, Stiftungsrat der Stiftung Pilgerkapelle Haggenegg, ein Kulturprojekt initiiert. Dieses wird am kommenden Samstag mit einer Sternwanderung und der Vernissage auf dem 1414 Meter hoch gelegenen Passübergang – übrigens der höchste Punkt des Jakobsweges nördlich der Pyrenäen – der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe Box). Das bis zum 14. September dauernde Projekt lädt zur Begegnung und zum Austausch ein. Die Herangehensweise ist pionierhaft für unsere Gegend. Die Küssnachter Künstlerin Mirjam Landolt beschäftigt sich schon seit einem Jahr mit diesem Kunst- und Kulturprojekt. Sie hat mehrere Tage und Nächte auf der Haggenegg als «Artist in Residence» und auf dem Weg vom Kloster Au in Trachslau zum Pass verbracht, Muscheln aus Ton hergestellt und Interessierte mit einbezogen: «Beim Werken vor Ort ergab sich ein Vorwand, mit den Pilgern und Wanderern ins Gespräch zu kommen und Ideen zu entwickeln.» Es sei aber auch eine Möglichkeit gewesen, «für mich mit dem Ort in Kontakt zu treten und den künstlerischen Prozess vorwärtszutreiben».
Muscheln, die unter den Füssen knirschen
Die unter anderem im Atelier Töpferlust in Arth gebrannten Muscheln werden auf dem Kiesweg vor der Kapelle ausgelegt. Das Knirschen unter den Füssen erinnert an unsere Sehnsucht nach dem Meer und den damit verbundenen Emotionen. Vor der Kapelle kann man in einem Fussbad aus Beifuss verweilen, einem Heilkraut, das Pilger seit Jahrhunderten gerne anwenden, wenn sie schmerzende Füsse haben. «Als Künstlerin hat Mirjam Landolt die Kapelle und den Jakobsweg mit anderen Augen und Sinnen erlebt», ergänzt Barbara van der Meulen-Kunz, Kuratorin des Projekts. «Mit diesem Kunstprojekt soll die Pilgerkapelle Haggenegg als vielfältiger Begegnungsort bereichert werden. Ziel ist, einen historischen und sakralen Ort mittels einer künstlerischen Arbeit und eines Programmes auf eine neue Art sichtbar und erfahrbar zu machen», fasst die in Arth aufgewachsene und seit zehn Jahren für das Kulturprogramm des einstigen Kapuzinerklosters in Dornach zuständige Kunsthistorikerin zusammen.
Kulturprojekt ist frei zugänglich bis Mitte September
Neben dem sinnlichen Erleben von Muscheln und des Fussbades ist den Pilgern eine Gabe für ihren weiteren Weg bereitgestellt: 50 von der Künstlerin und ihrer Mutter eigens hergestellte Pilgertäschli, aus gewobenem Stoff der Klosterfrauen von der Au in Trachslau, beinhalten Honig von ebendiesem Kloster, eine Beifuss-Salbe und Zündhölzer aus Spanien. Sie erinnern an den vollbrachten Pilgerweg und sind Stärkung für die nächsten Etappen Richtung Santiago de Compostela. Nach Santiago führt der Camino de Finisterre bis ans «Ende der Welt», denn der Weg endet am Atlantik – das Meer als Sehnsuchtsort. Auch der Weg von Trachslau zur Pilgerkapelle auf der Haggenegg ist Teil des Kulturprojektes, das frei zugänglich ist und mit der Finissage am 14. September endet. An der Vernissage am 26. Juli und an zwei weiteren Anlässen (siehe unten) sind Mirjam Landolt und Barbara van der Meulen-Kunz anwesend und freuen sich über viele Begegnungen und einen Austausch über das Kulturprojekt.
Vernissage beginnt mit Sternwanderung
Die Vernissage beginnt am Samstag, 26. Juli, einen Tag nach dem Jakobstag, mit einer Sternwanderung ab Alpthal Kirche (mit Mirjam Landolt), ab der Riedkapelle ob Schwyz (mit Jürg Fassbind) und ab der Talstation der Rotenfluebahn (mit Bruno Steiner) – Treffpunkt jeweils um 10 Uhr (ohne Anmeldung). Ab 12.30 Uhr werden die Teilnehmenden mit einer Pilgersuppe und einer Prise Spanien empfangen. Um 14 Uhr finden die Begrüssung und eine gemeinsame Begehung mit Mirjam Landolt und Barbara van der Meulen-Kunz statt. Wer nicht auf die Haggenegg wandern möchte, dem steht ein Shuttlebus gegen Anmeldung zur Verfügung (Infos www.pilgerkapellehaggen egg.ch) Am 24. August (10–12.30 Uhr) findet die thematische Wanderung «Heilkräuter auf dem Jakobsweg zur Pilgerkapelle Haggenegg» mit Barbara Keusch und Barbara van der Meulen-Kunz statt. Start ist um 10 Uhr bei der Kirche Alpthal. Die Finissage am 14. September beginnt um 9 Uhr mit der thematischen Wanderung «Jakobsweg – von echten und falschen Pilgern» mit der Einsiedlerin Christine Dörfel.
Bote der Urschweiz / Franz Steinegger
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Bote der Urschweiz
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