Literatur

«… Trip, trap, trap und trip, dä Esel nimmt das Gschänkli mit …»

Begeisterte Kinder und Erwachsene: Die Vernissage des Kinderbuches «Für das Auerhuhn» des Einsiedler Verlags «Édition De Caro» war ein voller Erfolg.

Selten pilgerten wohl schon vor 10 Uhr so viele Familien auf die Holzegg wie am vergangenen Samstag. Denn um 10 Uhr begann die Vernissage des neuen Kinderbuches «Für das Auerhuhn » des Einsiedler Verlags «Édition De Caro» vor rund 120 Personen. Die Örtlichkeit war nicht zufällig gewählt, erklärt Verlegerin Rachele De Caro: «Die Location hier ist einmalig und direkt neben dem imposanten Mythen, um welchen es ja in unserer Geschichte geht.» Pünktlich auf den Start zeigte sich sogar die Sonne, die sich später mit dem Nebel abwechselte. Die mystische Stimmung untermalte die musikalische Erzählung.

 

Wort, Bild und Musik ergeben eine Einheit

Autorin Livia Stampfli-Huber und ihr Mann, Liedermacher Ueli Stampfli alias «Troubadueli», lasen die Geschichte vor, die von den dazu geschriebenen eingängigen Liedern von Ueli Stampfli begleitet wurde. Eine perfekte Kombination. Das Buch ist nämlich nicht nur ein Buch, nein, es wird begleitet von einem Hörspiel. Erst wenn man dieses Hörspiel hört, versteht man die ganze Geschichte. Die Geschichte erschliesst sich erst, wenn Wort, Bild und Musik zusammenspielen. Dass das Konzept funktioniert, zeigte die Lesung eindrücklich: Schon nach wenigen Malen gab es beim Refrain «Trip, trap» einen kleinen Chor aus dem Publikum. Für die Kinder war diese Lesung aussergewöhnlich, insbesondere, wenn sie das Hörspiel schon kannten. So meinte ein 6-jähriger Knabe: «Das töint ja gnau we bim Gschichtli!» Und er hatte recht, das Ehepaar Stampfli erzählte die Geschichte so theatralisch, als hätten sie nie etwas anderes getan. Dabei war es die erste Auftragsarbeit für Stampflis. Ueli Stampfli erinnert sich an die Entstehungszeit: «Es war uns lange ein Rätsel, wie wir das Buch umsetzen möchten. Erst gut einen Monat vor Abgabe entstanden die Kurzlieder. Eingängige Texte und Melodien, die die Kinder schnell mitsingen können.»

 

Tanzende Buchstaben

Paolo De Caro kümmerte sich später um das Layout und sorgte mit tanzenden Buchstaben dafür, dass die Wörter zum Hüpfen kommen. Wie er auf die Idee gekommen sei, erklärt er folgendermassen: «Ich wollte die Buchstaben so visualisieren, wie man sie aussprechen könnte.» Eine Glocke, ein Triangel und viele Tierfiguren untermalten die gut 30-minütige Geschichte. Immer wieder sorgten die lustigen Dialoge für Zwischenlacher. Obwohl man beispielsweise der Schnecke förmlich jeden Buchstaben aus der Nase ziehen musste, hörten alle gespannt zu. Livia Stampfli ist es wichtig zu betonen, dass es nicht nur ein Buch für Kinder ist. Für sie beginnt jede Geschichte mit einem Problem und hört (bei einem Kinderbuch) mit einer Lösung auf, auf welche man stolz sein kann. Genau so ist es auch bei «Für das Auerhuhn». 

 

Welches ist die vordere Seite?

Die Geschichte handelt von einem Esel, einem Geschenk für das Auerhuhn, «unserem» Hausberg, dem Mythen, und der hochphilosophischen Frage: Welches ist denn nun die vordere Seite? Die witzigen Dialoge zwischen den Tieren, die rund um den Mythen leben, sind gespickt von realistischen Illustrationen in Aquarell und Farbstift von Melanie Suter. De Caro kannte Suter aus deren Zeit in einer Buchhandlung und fragte sie an. Suter freute sich sehr über die Anfrage: «Es ist mein erstes Kinderbuch und ich freue mich sehr. Mir liegt dieser naturalistische Stil, bei welchem ich mich oft in der Natur selber inspirieren lasse.» Mit den schönen Zeichnungen fällt es den Kindern leicht, in die wunderbare Welt der Auerhuhn-Geschichte einzutauchen. Auch hier war die Kombination wieder perfekt, denn Suter wohnt «hinter» dem Mythen, in Brunnen. Genau diese Tatsache ist der Ursprung dieses Buches. Rachele De Caro hatte die Idee, ein Buch über vorne und hinten zu realisieren. Inspiration fand sie durch ein Handyfilmchen von Gämsen, welches ihr ihr Mann 2024 zeigte.

 

Und weshalb für Kinder?

«Wir haben alle Kinder und wollten mit der siebten Veröffentlichung nun endlich ein Kinderbuch über unsere Region realisieren, welches dann hoffentlich einige Generationen überdauert», erklärt De Caro. So zog sie ihre Schwägerin Livia Stampfli hinzu, welche die Geschichte schrieb. Zur Auswahl der Tiere sagt diese Folgendes: «Wir wollten Tieren Tribut zollen, die sonst nicht die Hauptfiguren sind.» Und mit dem Auerhuhn haben sie ein scheues Tier gewählt, von welchem es nicht so viele gibt, welches sich aber in unserer Region, besonders im Schutzgebiet Ibergeregg, wohlfühlt. 

 

Grundverschieden gleich

Als krönenden Abschluss der Lesung spielte Troubadueli noch ein Lied über das Gleichsein. Werten und Vergleichen seien nur eine Frage der Perspektive. Und damit griff er die «vorne»- und «hinten»-Problematik noch einmal auf und gab etwas zum Nachdenken mit auf den Weg – auch den Grossen: «Zusammen gelingt es. Wir sind so schön grundverschieden gleich!» Darüber und über das Buch selber wurde beim anschliessenden Znüni mit einem teigigen Auerhuhn noch fleissig diskutiert.

 

Einsiedler Anzeiger / Angela Suter

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

02.09.2025

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