Marcel Oetiker spielte mit dem Schwyzerörgeli schon vor der Kulisse mit der Brooklyn Bridge in New York. Bild zvg
Marcel Oetiker spielte mit dem Schwyzerörgeli schon vor der Kulisse mit der Brooklyn Bridge in New York. Bild zvg

Musik

«Die Herausforderung liegt in der zeitlichen Umsetzung meiner Ideen»

Marcel Oetiker aus Altendorf wurde im Schwyzerörgeli-Dokumentarfilm «Fremdfötzelige Musikanten» als Vertreter der neuen innovativen Szene unter anderem in New York porträtiert. Er ist aber auch als Produzent aktiv, so vor Kurzem für die Musik des Films «Im Bann des Föhns».

Neben der experimentellen Musik prägen seine Familie und das Unterrichten von rund 50 Schülerinnen und Schülern das Leben des fantasiereichen und vielseitigen Musikers.Mit Marcel Oetiker sprach Frieda Suter.

Frieda Suter:Spüren Sie ab und zu den Föhn?

Marcel Oetiker:Ich bin viel unterwegs und entsprechend wetterfest. Jedoch muss man nicht nur in der Natur, sondern auch in den Künsten vor «warmer Luft» auf der Hut sein.

Sie haben die Musik zum Film «Im Bann des Föhns» geschrieben. Wie kamen Sie zu diesem Thema?

Regisseur Theo Stich hat mich schon in der Planungsphase für den Film angefragt, ob ich das machen könnte. Ich sehe mich ja nicht als klassischen Filmmusiker, da gibt es effizientere. Ich schlug ihm jedoch vor, sich dem Wesen des Föhns mit musikalischen Mitteln zu nähern. Theo Stich hatte den Mut und das Vertrauen, mir diesen experimentellen Freiraum zu gewähren.

Dann entstand die Musik unabhängig vom filmischen Geschehen?

Vorerst entwickelte sich die Musik ganz unabhängig vom visuellen Geschehen. Ich besorgte mir verschiedene Audio-Aufnahmen von Föhn-Winden. Als Formation wählte ich mein eigenes Nonett, welches einen stimmigen Kompromiss über die verschiedenen Instrumentenfamilien repräsentiert. Quasi wie der Wind suchte ich die verschiedenen Mitmusiker an ihren Wirkungsstätten auf und liess sie zu den Föhnaufnahmen gemäss entsprechendem Konzept spielen. Diese Aufnahmen habe ich dann zusammengeführt.

Das tönt gar nicht nach bekannten Schemen für musikalische Kompositionen.

Vom Klischee ausgehend stimmt das natürlich. Und ja, so unberechenbar wie der Föhn ist, so unberechenbar war auch diese Art der Produktion des musikalischen Teils.

Und wie kam die Musik am Schluss zu den Bildern?

Ich habe dem Regisseur eine Art Modul-Komposition zur Verfügung gestellt, wo ich einerseits fertige Empfehlungen abgab, andererseits ihm aber auch die Möglichkeit offenhielt, Einfluss zu nehmen. So habe ich das Element der Unberechenbarkeit umgekehrt; der Regisseur konnte hier eingreifen, womit dann die Unberechenbarkeit auf meine Kosten ging. Insofern habe ich den fertigen Film erst an der Premiere in Solothurn gesehen.

Wie war der Eindruck auf Sie?

Faszinierend! Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für Eigendynamiken ein Werk entwickeln kann, wenn man es wagt, neuere Wege zu beschreiten. Herausgekommen ist eine Stimmung, die etwas an das Genre Film Noire anlehnt, mysteriös, eigentlich wirklich so, wie der Föhn ist. Es gibt daneben im Film aber noch andere Musik, die nicht von mir ist; zum Beispiel die verwendeten Archiv-Aufnahmen oder verbalisierte Gesangsstellen. Umso interessanter ist es, die verschiedenen Herangehensweisen sich gegenübergestellt zu erleben.

Wann kommt der Film ins Kino?

Grad kürzlich wurden die Termine für die Kinopremieren in der Deutschschweiz festgelegt. Start ist am 5. März im Bourbaki in Luzern, am 7. März im Kinok in St. Gallen, am 12. März im Houdini in Zürich. Weitere aktuelle Details sind auf der Website zu finden.

Was machen Sie nach diesem Film? Was prägt ihr Leben aktuell?

Dieser Auftrag war zweifellos sehr aufwendig und entsprechend spannend. Daneben geht mir die Arbeit nie aus; die Herausforderung liegt in der zeitlichen Umsetzung der Ideen. Inspirierend ist momentan auch meine Familie mit den zwei Kleinkindern, wo ich zum Beispiel miterleben darf, wie interessiert sie die Welt entdecken und wahrnehmen. Zudem unterrichte ich ja rund 50 Schwyzerörgelischüler in den Kantonen Zug und Schwyz, was ebenfalls inspirierend ist.

Wie darf man sich Unterricht bei einem Musiker vorstellen,der über so experimentelle Zugänge verfügt?

Primär geht es nicht um meine Musik, sondern um die des Schülers. Ich versuche lediglich, mögliche Wege dahin aufzuzeigen. Dabei dürfen die Schüler auswählen, mit welcher Musik sie sich beschäftigen wollen,und auch mit welchem Lernsystem, von denen es ja für das Schwyzerörgeli einige gibt. Nicht selten wählen sie dann Stücke, die ich nicht kenne, was dann auch mal fü

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

21.02.2017

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www.schwyzkultur.ch/X2ikSM