Viele Kinder machen in diesem Jahr bei der Operette mit: Für die Kinder hat der fidele Bauer (Rolf Mösle) immer Zeit. Bilder Christian Ballat
Viele Kinder machen in diesem Jahr bei der Operette mit: Für die Kinder hat der fidele Bauer (Rolf Mösle) immer Zeit. Bilder Christian Ballat
Tränen der Rührung...
Tränen der Rührung...
Der fidele Bauer: Begeisternde Operette - 1

Bühne

Der fidele Bauer: Begeisternde Operette

Die Operette «Der fidele Bauer» fand am Samstag an der Premiere ein begeistertes Publikum. Publikumsliebling war Rolf Mösle in der Hauptrolle des fidelen Bauern. Sara Hugelshofer, die seine Tochter Annamirl spielt, hat ihm zwischendurch die Show gestohlen.

Zuerst versteht man fast nichts. Die Darsteller auf der Bühne sprechen Österreicher Dialekt, und daran muss sich das Ohr gewöhnen. Dann aber passt der bodenständige Dialekt bestens zur Kulisse, zu den Kostümen und den hervorragend besetzten Rollen. Die Operette spielt im kleinen Ort Oberwang nahe Salzburg, der auch einmal Oberarth sein darf. Hier lebt der Bauer Matthäus Scheichelreuther (Rolf Mösle), meist gut gelaunt und mit grossem Herzen. Wie alle Eltern will er für sein Kind nur das Beste. «Mein Stefan ist mein Stolz», darum soll er in Wien studieren und Priester werden. Sein Stefan (Raimund Widerkehr) wird dann nicht Priester, sondern Arzt, heiratet eine Berlinerin aus reichem Haus und verschweigt allen in Wien seine einfachen, bäuerlichen Wurzeln. Bester Stoff für eine Tragödie. Dank vielen Witzeleien, leichten Melodien und fröhlichem Spiel wird dem Publikum eine heitere Operette serviert – mit nachdenklichen Momenten.

Tränen der Rührung

Mit Leichtigkeit zerrinnen zwischen dem Vorspiel und dem ersten Akt elf Jahre. Aus eben noch spielenden Kindern werden flirtende Jugendliche. Das hat Regisseur Jean Claude Bordet bei seiner dritten Inszenierung in Arth hervorragend umgesetzt. Der Ohrwurm des Abends ist «Heinerle, Heinerle, hab’ kei Geld …». Die alleinerziehende Rote Lise (Nicole M.Wehrli) und der Heinerle (Pascal Blümmel, abwechselnd mit SvenTheiler) ernten vom Publikum begeisterten Applaus für ihren herzergreifenden Gesang. Geschickt lässt der Regisseur Heinerle ganz vorne am Bühnenrand beim Publikum singen, sodass die Kinderstimme voll zur Geltung kommt. Während Heinerle in der ersten Strophe seine Mutter um einen Batzen bittet und getröstet wird, kippt die Stimmung in der zweiten Strophe ins Umgekehrte. Nun tröstet der Bub sein armes Mami. Im Publikum gibts Tränen der Rührung. Gerührt wird man in die Pause entlassen, denn der fidele Bauer nimmt den Heinerle zum Sohn, nun, da er nicht einmal zu Stefans Hochzeit eingeladenist.

Wenn der Rock verrutscht

Mit «Ahhh und Ohhh» begrüsst das Publikum das neue Bühnenbild im zweiten Akt. Mit Situationskomik und fantastischen Kostümen, die bestens zum gehobenen Salon des Arztes Stefan und seiner Frau Friederike (Nicole Sieger) passen, lässt man sich einstimmen aufs Kontrastprogramm zum einfachen Bauerndorf. Die Spannung steigt, als die Oberwanger mit dem fidelen Bauern und Annamirl in die Stadt kommen. Nach einem Techtelmechtel mit ihrem Jugendfreund auf dem Teppich des Salons ist Annamirls Rock verrutscht. Was folgt, gehört nicht zur Rolle. Die sichtbare Panne lässt das Publikum fröhlich applaudieren und herzhaft lachen. Sara Hugelshofer bemüht sich, den Knopf zu schliessen, schafft es nicht und muss nun zu einer Polonaise durch den Salon ansetzen. Sie singt, wirbelt herum, hält mit einer Hand den Rock und lässt bei Drehungen ihre weisse Unterwäsche aufblitzen. Für diese Sondereinlage gab es anhaltenden Szenenapplaus.

Niveau und viele Kinder

Die Operette «Der fidele Bauer» ist über 100 Jahre alt. Davon ist in Arth nichts zu spüren. Die rund 200 Mitwirkenden vor und hinter der Kulisse haben beste Arbeit geleistet. Musik, Gesang und Spiel greifen harmonisch ineinander und gestalten miteinander das Endprodukt, eine Operette auf hohem Niveau. 18 Solisten, davon drei Kinder, singen auf der Bühne, überhaupt ist die diesjährige Aufführung geprägt von Kindern und Jugendlichen. Die Begeisterung an der Premiere war gross, der Schlussapplaus langanhaltend. Die Operettensaison ist lanciert.

Der fidele Bauer

Operette in einem Vorspiel und zwei Akten von Victor Léon; Musik von Leo Fall

Datum

22.01.–26.03.2011
30 Aufführungen

Ort

Theater Arth
Luzernerstrasse 21
6415 Arth

Weitere Infos

- T 041 855 34 20

- www.theaterarth.ch
Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

24.01.2011

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