Feuriges Finale der «Lustigen Witwe»: Ein Cancan im «Maxim», mit viel Bein in Rüschen und Röcken, und mittendrin Valencienne (Désirée Pauli), die Nachwuchs-Entdeckung.
Feuriges Finale der «Lustigen Witwe»: Ein Cancan im «Maxim», mit viel Bein in Rüschen und Röcken, und mittendrin Valencienne (Désirée Pauli), die Nachwuchs-Entdeckung.
Umschwärmt von Männern wie Motten ums Licht: Die 500 Millionen schwere, lustige Witwe Hanna Glawari (Mélanie Adami) als zentrale Figur der Operette. Bilder Christian Ballat
Umschwärmt von Männern wie Motten ums Licht: Die 500 Millionen schwere, lustige Witwe Hanna Glawari (Mélanie Adami) als zentrale Figur der Operette. Bilder Christian Ballat
In die Musikgeschichte eingegangen: Graf Danilo Danilowitsch (Simon Witzig) mit der legendären Arie «Da geh’ ich ins Maxim».
In die Musikgeschichte eingegangen: Graf Danilo Danilowitsch (Simon Witzig) mit der legendären Arie «Da geh’ ich ins Maxim».

Bühne

Sehr verführerische «Lustige Witwe»

Grosses Kompliment an die Operettenbühne Arth: Lehárs Meisterstück «Die lustige Witwe» ist mit ausgezeichneten Stimmen, viel Charme, einem geschickten Mass Frivolität, verführerisch und eben auch «lustig» inszeniert worden.

Wird ein bestens etabliertes Stück auf den Spielplan gesetzt, dann ist damit immer das Risiko von zu hoher Erwartung und früheren Eindrücken verbunden. «Die lustige Witwe» auf der Operettenbühne Arth hat diese Vorbehalte weggefegt. Kurz gesagt: Die Inszenierung ist fantastisch. Sie ragt aus dem solid-guten Niveau der letzten Jahre nochmals hinaus.

Keck, temperamentvoll, frivol

Die Aufführung ist schnell, hat keinen einzigen Durchhänger, Text-Passagen sind reduziert worden, die Tanzoperette ist noch mehr Tanzoperette geworden. Sie wird wirblig, keck und frivol inszeniert. Franz Lehárs Meisterstück besticht ja durch die geniale Musik. Die Handlung ist (wie bei allen Operetten) trivial und auch eher Nebensache. Aber der Rest ist grandios. Es ist in allen Szenen zu spüren: Regisseur Jean Grädel, zum zweiten Mal in Arth am Werk, fühlt sich am Zugersee pudelwohl. Seine Regie blitzt in diesen Irrungen und Wirrungen um Liebe und Geld witzig auf, etwa wenn auf den Rettungsschirm, Berlusconi, den Frauenflüsterer, Skandalbanken angespielt wird oder wenn sogar im ewigen Flirten Satire Platz hat. Grädel hat das Erotisierende dieser Operette, der Hauch von Verruchtheit einstiger Pariser Cabarets, sehr gut und gepflegt aufgefangen. Von Süsse keine Spur, von prickelnder Erotik ein gutes Mass. Eher amüsierend als störend wirkt, wenn neben den französischen Texten und klassischem Bühnendeutsch gelegentlich Schwyzer Dialekt durchschlägt. Grosses Wohlfühlen ist auch aus dem Ensemble spürbar.

Fantastische Solisten

Die sechs Solorollen sind bestens besetzt und aufeinander eingespielt. Simon Witzig (Graf Danilo), ein kräftiger Tenor, spielt all seine Gefühlsschwankungen oder die Katerstimmung hervorragend aus. Mélani Adami (Hanna Glawari) ist in den grossen Soli schlichtwegs fantastisch, so etwa im Vilja-Lied. Bariton Andreas Büchler (Baron Zeta) spielt den übertölpelten Ehemann und Diplomaten mit subtiler Komik. Zudem fragt man sich bei ihm ständig, ob der Bart echt ist oder Maske. Sicher wie immer ist William Lombardi (Camille de Rossilon), eine feinfühlige Tenorstimme.

Zwei «Entdeckungen» des Abends

Die Entdeckung des Abends aber waren Marius Meier und die erst 22-jährige Désirée Pauli. Meier (Kanzlist Njegus) sitzt der Schalk buchstäblich im Nacken. Er hat enormes komisches Talent, das zu präsentieren ihm selber Spass macht. Und Pauli (Valencienne), immer noch in der Gesangsausbildung, besitzt einen grandiosen Sopran sowie enorme Präsenz, und dies bei ihrem ersten grösseren Bühnenauftritt. Von ihr wird man hören.

Röcke, Rüschen und Bein

Begleitet werden die Solisten von einem gut besetzten Chor, der allerdings dieses Jahr eher hinter der Choreografie zurückstehen muss. Denn der Tanz prägt diese Operette. Besonders im dritten Akt sind die Fesseln los. Da wirbelt mit viel Bein auch ein frivoler Cancan über die Bühne, dass es rauscht vor Röcken und Rüschen. Gerade in Sachen Tanz zeigt sich, dass Arth mit Erfolg auf Jugend gesetzt hat. Das Resultat ist auf der Bühne wie im Parkett zu sehen. Neu besetzt ist die Charge Bühnenbild, ein Volltreffer. Danièle Wolf hat den späten Jugendstil aufgefangen und in allen drei Bildern grosse Atmosphäre hergezaubert. Das Schlussbild ist gewaltig, auch der Pavillon im zweiten Akt, mit wiegenden Trauerweideästen und durch geschickte Licht-Regie nochmals betont. Das Premierenpublikum hat auf diese Inszenierung entsprechend begeistert reagiert. In den Entreacts wurde mitgesummt. Nicht erstaunlich bei diesen Melodien, einstigen Gassenhauern wie dem Grisettenlied, «Lippen schweigen …», «Das Studium der Weiber ist schwer», dem sentimentalen «Vilja-Lied» oder natürlich dem legendären «Da geh’ ich ins Maxim».

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

21.01.2013

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