Erich Ketterer vor dem Kaplanenhaus in Arth: Dieses blieb vom Brand verschont, hier verlief die Grenze der Feuersbrunst. Bild Désirée Schibig
Erich Ketterer vor dem Kaplanenhaus in Arth: Dieses blieb vom Brand verschont, hier verlief die Grenze der Feuersbrunst. Bild Désirée Schibig

Brauchtum / Feste

Arther Dorfkern von Brand zerstört

Alles Wissenswerte über den Arther Dorfbrand von 1719 und zahlreiche interessante Anekdoten über das damalige Dorfleben gab es am Samstagmorgen an der «Kulturspur-Führung» der Kulturkommission Gemeinde Arth zu erfahren.

Erich Ketterer ist von Beruf Maler. In seiner Freizeit interessiert er sich jedoch für die lokale Geschichte. Am Samstagmorgen nahm der passionierte Hobby-Historiker über 40 meist einheimische Interessierte auf einen themenbezogenen Dorfrundgang mit. An den Schauplätzen des Geschehens erzählte er die Geschichte über den Arther Dorfbrand. Die Brandkatastrophe ereignete sich am 21. Juli 1719.An diesemTag herrschte starker Föhn, der das Feuer beschleunigte. Innert nur vier Stunden wurde der ganze damalige Dorfkern ein Raub der Flammen – mit Ausnahme der Pfarrkirche. Obwohl das Dach schon Feuer gefangen hatte, gelang es den Menschen, die Kirche zu retten. 56 Wohnhäuser und rund 20 Ökonomiegebäude wurden jedoch komplett zerstört. Wie durch ein Wunder kamen keine Menschen ums Leben. Die heutige Arther Dorfanlage ist weitgehend das Resultat des Wiederaufbaus nach diesem Brandunglück.

Zahlreiche Brände

Brände waren damals eine ständige Gefahr für die Menschen und ihr Hab und Gut. So gab es 1642 einen grossen Dorfbrand in Schwyz, 1620 in Brunnen, 1799 in Altdorf. Die Häuser waren ausschliesslich aus Holz gebaut, die Dächer aus Holzschindeln. Zudem wurde überall an offenen Feuerstellen gekocht, was häufig die Brandursache war. So auch in Arth: Man vermutet, dass das Feuer im «Schmid-Meiers Haus» an der Gotthardstrasse 18/20 ausgebrochen ist. Eine Magd soll Anken eingesotten haben. Aufgrund des starken Föhns griff das Feuer rasch auf die Häuser Richtung See über. Dann kehrte unglücklicherweise der Wind, und auch die Häuser auf der gegenüberliegenden Strassenseite fingen Feuer. Die Feuerbekämpfung war damals äusserst bescheiden. Vom See her wurde eine Menschenkette mit Kesseln gebildet. Helfer aus Zug und Zürich eilten zu Hilfe. Es war so heiss, dass das Wasser im Dorfbrunnen zu sieden begann und schliesslich, nachdem es verdampft war, der Brunnen gespalten wurde.

Verordnete Steinbauweise

Um das Risiko weiterer Brände zu vermeiden, mussten die Häuser fortan aus Stein und mit Ziegeldächern gebaut werden. Das verteuerte den Wiederaufbau, und Brandversicherungen gab es keine. Um den Menschen beim Wiederaufbau zu helfen, sprach die Regierung Steuergelder zu, stellte Holz zur Verfügung und sprach Bettelbriefe zu. Damit war es den Betroffenen erlaubt, bei den anderen Ständen Geld zu sammeln. 8000 Gulden kamen so zusammen, der Brand verursachte einen Schaden von insgesamt 47000 Gulden. Nach dem Brand setzte die Regierung zudem Feuerschauer ein. Der Feuerschauer kontrollierte die Feuerstellen und Kamine und überprüfte nach einem halben Jahr die Umsetzung der verordneten Massnahmen. Waren diese nicht umgesetzt, war er berechtigt, mit einem «Schlegel» die Feuerstellen zusammenzuschlagen.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

05.09.2011

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