Wahrlich eine Wiederentdeckung: Albert Jörger holte mit Hilfe von Margrit Künzle-Bachmann (l.) die «Reminiszenzen aus den Höfen» aus der Vergessenheit, die die Autorin Betty Peter (r.) in den 1980er-Jahren im «Höfner Volksblatt» veröffentlichte. Bilder Andreas Knobel
Wahrlich eine Wiederentdeckung: Albert Jörger holte mit Hilfe von Margrit Künzle-Bachmann (l.) die «Reminiszenzen aus den Höfen» aus der Vergessenheit, die die Autorin Betty Peter (r.) in den 1980er-Jahren im «Höfner Volksblatt» veröffentlichte. Bilder Andreas Knobel
OKP Ueli Zimmermann und Selina Züger schnitten hochoffiziell das rote Band durch, im Hintergrund stehen Bea Delgado-Janser und Robert Föllmi zur Türöffnung bereit.
OKP Ueli Zimmermann und Selina Züger schnitten hochoffiziell das rote Band durch, im Hintergrund stehen Bea Delgado-Janser und Robert Föllmi zur Türöffnung bereit.
Ernst Höfliger ist in seinem Element, wenn er die Familiengeschichte auf seiner selbst konstruierten Maschine in Endlosschlaufe präsentiert.
Ernst Höfliger ist in seinem Element, wenn er die Familiengeschichte auf seiner selbst konstruierten Maschine in Endlosschlaufe präsentiert.

Dies & Das

Ausstellung zeigte all die vielen Facetten der Ahnenforschung

Mit der 11. Ausstellung, dieses Mal über die Höfner Geschlechter (hinterer Hof), schloss der Verein FPF den Reigen ab, der über die Jahre hinweg quer durch die Bezirke March und Höfe führte. Dabei wurden im Erlenmoos Wollerau einige Trouvaillen wiederentdeckt.

Nun hat endlich alles gepasst: Nach zwei Jahren aufgezwungener Verschieberei fand am Wochenende die Ausstellung des Vereins Familien- & Personenforschung March & Nachbarregionen (FPF) statt. Dieses Mal mit Betonung auf die Nachbarregionen, denn nach neun Ausstellungen in den Märchler Gemeinden wurden damals auch die Höfe (vorderer Hof) berücksichtigt. Die letzte Ausstellung war auch die grösste Mit der 11. Ausstellung über die 25 Geschlechter in den Höfen (hinterer Hof) fand diese Reihe nun ihren natürlichen Abschluss im Freizeitzentrum Erlenmoos in Wollerau. Sie sei sogar die grösste aller Ausstellungen gewesen, erklärte Ueli Zimmer-man als OK-Präsident bei der Begrüssung anlässlich des Eröffnungsapéros. 49 Stammbäume seien ausgestellt, 170 Meter lang seien sie aneinandergereiht, der längste alleine 11,5 Meter. In ihrer FAMES-Datenbank gebe es inzwischen 80 000 Einträge, die Anzahl Leidhelgeli sei auch auf 10 000 angewachsen. Alois Schuler stellte kurz die einzelnen Ausstellungsschwerpunkte vor. Dabei wies er darauf hin, dass das Vorurteil, nur alte Männer würden sich für Ahnenforschung interessieren, längst überholt sei. Junge und Frauen seien heute durchaus auch beteiligt. Es liege zwar auf der Hand, dass sich eher ältere Menschen diesem Hobby widmeten. Wobei sie vom FPF dieses Hobby zwar nicht als Profis, jedoch durchaus professionell ausführten, wie Schuler festhielt. Nach einem kurzen Willkommgruss von Wolleraus Gemeindepräsident Christian Marty war es schliesslich OK-Präsident Ueli Zimmermann und Aktuarin Selina Züger vorbehalten, hochoffiziell ein rotes Band zur Eröffnung durchzuschneiden.

Sich im Detail verlieren war erwünscht


Wer nun einfach so durch die verschiedenen Säle im Erlenmoos schlenderte, der dürfte kaum gross beeindruckt gewesen sein. Auf die Schnelle lässt sich hier nichts machen. Man musste sich schon etwas auf ein Thema einlassen, genauer hinschauen. Schon beim Hauseingang wurde manch einer fündig. Denn auf den unzähligen Leidhelgeli, die der Sattler Föhn auf seine Werkstatttüren klebte, fand sich da und dort ein Bekannter oder vielleicht gar eine Verwandte. Im grossen Saal wurde ein Empfang eingerichtet, wo vor allem Bea Delgado-Janser und Margrith Hegner-Fleischmann mit Ueli Zimmermann allgemeine Auskünfte zum Verein und der Ahnenforschung geben konnten. So richtig ins Detail gingen dann Ernst Keller, Walter Krieg, Robert Föllmi und Christian Reichmuth. An ihren Computern halfen sie Interessierten, einzelne Anhaltspunkte zur eigenen Familiengeschichte aus der umfangreichen FAMES-Datei herauszupicken. Wer persönliche Daten mitbrachte, vergrösserte die Chance, neue Angehörige zu finden. Und natürlich stellte sich die eine oder andere Frage, wenn man die meterlangen Stammbäume seiner Familie unter die Lupe nahm. Wie ein kleines Labyrinth wirkten die dadurch entstandenen Gänge im grossen Saal.

Viele Facetten der Ahnenforschung präsentiert


Im oberen Stock hatte sich Ernst Höfliger eingerichtet. Und wie: Auf riesigen Plakaten ging er auf verschiedenste Aspekte der illustren, fast 500-jährigen Geschichte der Höfligers ein. Nicht nur die Recherche, auch die Aufbereitung und Darstellung seiner Forschung hat er seit 1999 alles selber erschaffen. Sogar eine Maschine, die eine 7,5 Meter lange Papierrolle in Endlosschlaufe dreht, hat er erfunden. Und wers ganz genau wissen will: Sein Buch über die Höfligers ist nach einer gründlichen Überarbeitung demnächst erhältlich – er habe sich auf 800 Seiten beschränken müssen. Im gleichen Raum hatte sich auch Margrit Künzle-Bachmann eingerichtet. In einer kleinen, aber feinen Ausstellung widmete sie sich ihrer Herkunft, der Familie von Notar Bachmann, wobei im gleichen Atemzug die Weinhandlung und das Restaurant Hinterhof in Wollerau genannt werden sollten. Zudem hat sie der männerlastigen Genealogie eine weibliche Sichtweise entgegengestellt und ganz bewusst auch die «Bachmänninnen» vorgestellt. In einem weiteren Raum stellte Alois Schuler sein Spezialgebiet vor: die Oberällmiger in den Höfen. Mit Hilfe einer übersichtlichen Karte sowie vielen Fotos vermochte er sie exakt zu lokalisieren und damit aufzuzeigen, wie zahlreich die Innerschwyzer auch in den Höfen sind.

Nach dem Ansturm vorerst etwas Ruhe


So herrschte im Erlenmoos während des Samstags und Sonntags ständig ein reges Kommen und Gehen, dank der wieder voll in Betrieb stehenden Erlenmoos-Küche des neuen Wirts Mike Nordmann auch mal ein längeres Bleiben. Das wechselhafte, kühlere Wetter war der Besucherzahl sicherlich auch förderlich. So ziehen die Verantwortlichen des FPF denn auch ein durchs Band positives Fazit. Wie es nun weitergeht, sei noch ungewiss, erklärte Selina Züger. Sie würden sich wieder vermehrt der Kleinarbeit zuwenden. Im Hinterkopf geistere aber eine Ausweitung des Gebiets in den Raum Einsiedeln oder See-Gaster herum, so Züger. Wer auch ohne öffentliche Veranstaltungen Kontakt aufnehmen wolle, könne das gerne über die Website www.verein-fpf.ch oder direkt bei ihr über E-Mail sekretariat@vereinfpf. ch oder Tel. 078 612 21 44 machen.


Betty Peters «Reminiszenzen aus den Höfen» wiederentdeckt


Etwas unerwartet wurde bei einem eigentlichen Nebenschauplatz der Ausstellung ein besonderer «Schatz» entdeckt. Der Kunsthistoriker Albert Jörger wurde nämlich auf die Serie «Reminiszenzen aus den Höfen» aufmerksam, die die heimische Journalistin Betty Peter Mitte der 1980er-Jahre im «Höfner Volksblatt» veröffentlicht hatte. Margrit Künzle-Bachmann nahm die Arbeit auf sich und durchstöberte ganze (natürlich noch nicht digitalisierte) Zeitungsjahrgänge im Archiv der Theiler Druck AG in Wollerau. Elf dieser Porträts von originellen und originalen Persönlichkeiten aus den Höfen wurden nun stark vergrössert reproduziert und ausgedruckt. Das Besondere an dieser Serie – für die Betty Peter vom damaligen Chefredaktor Ernst Betschart und Verleger Bernhard Theiler freie Hand erhielt – ist die feinfühlige Herangehensund Schreibweise der Autorin. Über Jahrzehnte prägte Betty Peter unter dem Kürzel «ty» das «Höfner Volksblatt» mit ihrem unverwechselbaren Stil. Welch immenses Wissen aber dahinter steckt, zeigte sich bei einem eher spontan angesetzten Gespräch zwischen Peter und Alois Schuler, der selbst ein profunder Kenner der Region ist. Und weil beide exzellente Erzähler sind, entwickelte sich ein spannendes Gespräch über das Leben interessanter Höfner Persönlichkeiten von damals – eine Diskussion, in die am Schluss die ganze Zuhörerschaft integriert war … (bel)

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Andreas Knobel

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

19.09.2022

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www.schwyzkultur.ch/Ceevdf