Am 12. Februar wird Karl Saurer im Rahmen des Filmfestivals in der renommierten Tempelstadt Madurai in Südindien in einer bewegenden Zeremonie geehrt. Foto: zvg
Am 12. Februar wird Karl Saurer im Rahmen des Filmfestivals in der renommierten Tempelstadt Madurai in Südindien in einer bewegenden Zeremonie geehrt. Foto: zvg
In seinem 2012 realisierten Film «Ahimsa» dokumentiert Karl Saurer den gewaltfreien Widerstand an den Beispielen der Dialogbereitschaft und der Wissensvermittlung. Foto: Archiv EA o
In seinem 2012 realisierten Film «Ahimsa» dokumentiert Karl Saurer den gewaltfreien Widerstand an den Beispielen der Dialogbereitschaft und der Wissensvermittlung. Foto: Archiv EA o

Film

Berührende Würdigung Karl Saurers fernab seiner Heimat

Das Werk überlebt den Meister. Nicht nur in Einsiedeln bleibt die Erinnerung an Karl Saurer wach. Auch in Indien hat man Person und Wirken des Einsiedlers nicht vergessen.

Die Sinnhaftigkeit der Ereignisse könnte für einen Weltenbürger wie Karl Saurer (1943 bis 2020) nicht bezeichnender sein: Während sein überarbeiteter Sihlseefilm «Der Traum vom grossen blauen Wasser» 30 Jahre nach der Premiere in seiner Heimat zu einem völlig unerwarteten Publikumserfolg führt, wird Saurer komplett unabhängig davon im weit entfernten Indien für sein vielfältiges Werk und Wirken geehrt.

Vielfältiges Wirken geehrt


Die Hommage an den Einsiedler Filmschaffenden fand am letzten Sonntag, 12. Februar, statt. Den Rahmen bildete das Filmfestival in der renommierten Tempelstadt Madurai in Südindien. Nachdem mit «Rajas Reise» (2007) und «Ahimsa, die Stärke der Gewaltfreiheit» (2012) zwei Filme gezeigt wurden, die Karl Saurer in Indien realisierte, wurde er im Rahmen einer bewegenden Ehrungszeremonie geehrt. Dies nicht nur für die beiden erwähnten Dokumentarfilme, sondern ebenso für seine Workshops und Mentorenarbeit, die Saurer mit Inderinnen und Indern vor Ort durchführte. Diese Ehrung kam selbst für Elena Hinshaw Fischli, Saurers Mitarbeiterin und Lebenspartnerin, «völlig überraschend». Für den Einsiedler Anzeiger nahm sie folgende Einordnung von Werk und Bedeutung Karl Saurers vor, wobei der Aspekt gegebenermassen auf dessem Engagement in und für Indien liegt.

Elefant auf ungewollter Reise


Im 2007 entstandenen Film «Rajas Reise» geht es um die wahre Geschichte eines Elefanten, der seinen vertrauten Lebensraum verlassen musste. Der Film führt uns in die Anfänge des europäischen Kolonialismus zurück, die nicht nur von der Faszination für das Fremde, sondern auch von Habgier geprägt waren. Eine Haltung, so Karl Saurer damals in einem Interview, die so oft verinnerlicht sei, dass sie vergessen lasse, wie alles seinen Ort und seine Bedingungen habe. Die Geschichte um Macht und Prestige wird mit dem Blick und den Gedanken eines indischen Gandhi-Nachfolgers auf unsere europäische Welt konfrontiert. Fast beiläufig verdeutlicht sich dadurch der unübersehbare Kontrast zwischen Aneignen und Einengen einerseits, Gewähren lassen und Respektieren andererseits, zwischen Dominanz und Koexistenz.

Gewaltlos erstritten


Fünf Jahre später, also 2012, realisierte Karl Saurer «Ahimsa – die Stärke von Gewaltfreiheit». Der Film zeigt, wie eine Dorfgemeinschaft im indischen Madhya Pradesh es mit jahrelangem gewaltfreiem Kampf schafft, das Recht auf Boden und Wasser zu erstreiten. Die modellhafte Geschichte dieser heiter-zähen Ureinwohner und Ureinwohnerinnen Indiens – Adivasi – geben einen faszinierenden Einblick in die Möglichkeiten und Stärken von Gewaltfreiheit. Die Gewalt, die diesen Menschen durch die sozio-ökonomischen Verhältnisse begegnet, wird bekämpft durch den Abbau von Ängsten bei den Betroffenen, der Stärkung des Selbstbewusstseins, des Findens einer gemeinsamen Sprache, um sich für das Lebensnotwendige einzusetzen. So zeigt der Film eindrücklich, wie eine Gemeinschaft zu ihrem Recht kommen kann, wenn sie zusammenhält und friedlich und beharrlich kämpft. Im Frühjahr 2013 und somit kurz nach der Filmpremiere reis-te Karl Saurer ein weiteres Mal nach Indien. Zwei Monate lang besuchte er als Botschafter seines Films Schulen und Dörfer vorzugsweise auf dem Land – und damit jene Menschen, die «Ahimsa» sind und denen «Ahimsa» gewidmet ist: Der indischen Urbevölkerung der Adivasi, den Unterdrückten und Landlosen, die sich der Gewaltfreiheit verschrieben haben, um mit Überzeugung statt mit Waffen vorherrschende Missstände zu bekämpfen (EA 3/13).

Ein ruhiger Film zieht Kreise


Schon bald zog der ruhige Film Kreise und wurde nicht nur in Indien eingesetzt, sondern auch in der Landrechtsbewegung in Afrika und Lateinamerika. Karl Saurer meinte dazu: «Die Grundaussagen gelten überall: Nicht resignieren, sondern sich selbst einsetzen für die eigenen Bedürfnisse, sich etwas zutrauen, die Angst überwinden vor den vermeintlich Mächtigen, sich mit anderen vernetzen, um gemeinsam politisch etwas zu verändern.» Mit dem bekannten indischen Filmschauspieler Shanmugarajah setzte Karl Saurer sich in der Folge an vielen Orten in Indien für «Ahimsa» als Grundhaltung ein. «Überraschend und schön», so Elena Hinshaw, «wird dieser Einsatz auf vielen Ebenen jetzt noch ehrend erinnert.»

Einsiedler Anzeiger / Viktor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

17.02.2023

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