Die Willerzeller Schauspieler sprühten vor Spielfreude und verkörperten die ideal besetzten Rollen perfekt. Foto: Franz Kälin o
Die Willerzeller Schauspieler sprühten vor Spielfreude und verkörperten die ideal besetzten Rollen perfekt. Foto: Franz Kälin o

Bühne

«Bis zum Katzendreck war die Laune gut!»

Selten so gelacht: Die 37. Aufführung der Theatergruppe Willerzell ist ein Volltreffer! «Wunder, Stoff & Zunder» überzeugte vom ersten Moment an.

Ideale Rollenbesetzung, mit lauter Spielern, die ihre Rolle buchstäblich «leben», Zuschauer, die noch lachten, als sie nach der Aufführung aus dem Theater gingen. Diese Sätze stehen für die diesjährige Aufführung: «Mir schien, dass das Stück kürzer war als das vom letzten Jahr. Aber es war gleich lang. Die Zeit verging ob der vielen lustigen Szenen und der treffenden Pointen viel schneller als letztes Jahr!» Wenn das kein Kompliment an Regie und Spieler ist. Warum bin ich eigentlich immer am Abend des 26. Dezembers in Willerzell, um die Theater- Premiere mitzuerleben? Und dies seit gefühlten über 20 Jahren und das erst noch schreibend? Ich kann es einfach sagen: Weil mich die Theaterleute jedes Jahr wieder neu überraschen! Ich sah immer wieder neue Schauspieltalente über die Jahrzehnte, solche, die inzwischen in «Pension» gegangen sind oder sonstwie nicht mehr auf der Bühne stehen. Dann aber auch Personen, die seit Jahren das «Gerüst» stellen, die man jedes Jahr gern sieht und hört – sie spielen ihre Rollen einfach perfekt. Das kleine Dorf bringt es immer wieder fertig, geeigneten Theaternachwuchs auf die Bühnenbretter zu bringen. Und dieses Jahr ist der Theatergruppe ein riesengrosser Wurf gelungen. Dieses Stück kommt nicht mit vorhersehbaren Pointen, nein, diese Sätze sitzen, lösen die Lachmuskeln. Und am Ende eines jeden Aktes schliesst buchstäblich ein Knalleffekt den Vorhang.

Wer ist Autor Bernd Gombold?


Bernd Gombold wurde 1967 in Sigmaringen geboren. Nach seiner Schulzeit folgte die Berufsausbildung und das Studium mit Abschluss als Diplomverwaltungswirt FH. Seit 2005 ist er Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Inzigkofen. Zum Theater: Mit dem Laientheater kam er 1984 in Verbindung, als er bei der traditionellen Theateraufführung in seiner Heimatgemeinde seine erste Rolle in einem Lustspiel bekam. Mit grossem Spass und Eifer stand er alljährlich in verschiedensten Rollen bis ins Jahr 1994 auf den Brettern. Sein erstes Theaterstück schrieb er 1990 – wie er selbst sagt, als etwas lustloser Student, der viel mehr Spass am Theater hatte als am Studium. 1991 veröffentlichte der Deutsche Theaterverlag seinen ersten Schwank, weitere folgten im Laufe der Jahre. Das Verfassen von Lustspielen und Schwänken ist für ihn nicht nur das schönste Hobby, das es gibt, sondern auch Ausgleich zum beruflichen Alltag, der ihm so dann und wann auch Anregungen für seine Theaterstücke liefert. Entscheidend für ihn ist, dass ihm sein Hobby «Theaterstücke schreiben» Spass macht und dass andere ebenso Freude haben – sei es als Darsteller oder Zuschauer. Die Dialektbearbeitung machte Hanspeter von Burg und die hiesige Theatergruppe brachte mit gelungenen Einschüben Lokalkolorit ins Stück.

Don Camillo und Peppone in Willerzell


Schon das Titelblatt des Theaterheftes stimmt auf das Stück ein: Don Camillo und Peppone. Wer kennt die beiden legendären Kämpfer für ihre Sache nicht? Und auch in Willerzell gibt es sie – zumindest in diesem Stück. Streitpunkt ist zum einen die baufällige Kapelle mit den zurückgehaltenen Spenden und zum Zweiten und Dritten die Katze des Pfarrers und der Hund des Bürgermeisters. Wegen der Kothaufen, die die beiden Viecher «natürlich» auf dem Grundstück des andern hinterlassen, wird ein massiver Zaun errichtet. Es wird in schöner Peppone- und-Don-Camillo-Manier gestritten – grobschlächtig der Bürgermeister und geschliffen-hinterlistig- devot der Pfarrer. Als ob das noch nicht reichen würde, taucht ein zwielichtiger Wandermönch auf, der mit aufrührerischen Predigten und ungewohnten Handreichungen die Schäfchen des schon leicht verstaubten Dorfpfarrers auf seine Seite bringt. Ja, es geschehen plötzlich Wunder, der Ort «droht» zum Wallfahrtsort zu werden! Dabei hat der junge Mönch gaaaanz andere Absichten … Und dann ist da der Gemeindearbeiter, der der arroganten «Frau von» den Rasen mähen muss, damit dank ihrem Geld der Bürgermeister in der neuen Überbauung mit ihr ein gemeinsames Liebesnest einrichten könnte. Natürlich geht da einiges schief, der Gemeindearbeiter schläft des Öfteren und wacht immer dann auf, wenn es was zu essen gibt! Die Rollen sind ideal besetzt, die Schauspieler glänzen, sprühen vor Spielfreude. Da geht man als Zuschauer mit, lacht, dass der Bauch schmerzt. Da fallen Sprüche wie: «Bis zum Katzendreck war meine Laune gut!», «Welcher Gesang ist liturgisch? ». Die Spitze der Sprüche ist erreicht, als der Gemeindepräsident den zwielichtigen Mönch auf seine Rolle anspricht und dieser schlagfertig entgegnet: «Gemeindepräsident hätte ich auch werden können. Aber man verkauft sich doch nicht unter Niveau!» – Das sass. Ja, da wären noch die drei Szenen am Ende eines jeden Aktes zu erwähnen – Knalleffekte. Besonders jener am Ende des ersten Aktes fuhr den Zuschauern in die Knochen. Sie zuckten förmlich zusammen, um einen Moment später schallend zu lachen. Ja, und am Ende kriegen sie sich doch!

Einsiedler Anzeiger / Paul Jud

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

31.12.2019

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