Ein hervorragendes Liedduo aus dem Wallis: Franziska Heinzen, Sopran, und Benjamin Mead, Klavier. Bilder Carlo Stuppia
Ein hervorragendes Liedduo aus dem Wallis: Franziska Heinzen, Sopran, und Benjamin Mead, Klavier. Bilder Carlo Stuppia
Bläserensemble DiVent mit Janine Odermatt, Pauline Tardy (Flöten), Yoko Jinnai, Shoko Miyake (Oboen), Urs Bamert, Gabriel Schwyter (Klarinetten), Federico Loy, Esther Trujillo (Fagotte), Simon Scheiwiller, Sebastian Rauchenstein (Hörner).
Bläserensemble DiVent mit Janine Odermatt, Pauline Tardy (Flöten), Yoko Jinnai, Shoko Miyake (Oboen), Urs Bamert, Gabriel Schwyter (Klarinetten), Federico Loy, Esther Trujillo (Fagotte), Simon Scheiwiller, Sebastian Rauchenstein (Hörner).
Accento Musicale mit (v. l.) Donat Nussbaumer, Violine, Eleonora Em, Flügel, Urs Bamert, Klarinette, Severin Suter, Violoncello.
Accento Musicale mit (v. l.) Donat Nussbaumer, Violine, Eleonora Em, Flügel, Urs Bamert, Klarinette, Severin Suter, Violoncello.
StradivariOktett: Xiaoming Wang, Stefan Tarara, Inès Morin, Tanja Sonc, Ribal Molaeb, Lech Antonio Uszynski, Clemens Weigel, Maja Weber.
StradivariOktett: Xiaoming Wang, Stefan Tarara, Inès Morin, Tanja Sonc, Ribal Molaeb, Lech Antonio Uszynski, Clemens Weigel, Maja Weber.
Das Symposium fand im aal des Rathauses der Landschaft March in Lachen statt.
Das Symposium fand im aal des Rathauses der Landschaft March in Lachen statt.

Musik

Blick ins Kaleidoskop oder Rosinenpickerei?

Vor diese Wahl stellte die Joachim-Raff-Gesellschaft am Wochenende das Publikum in Lachen mit einem Kammermusikfestival und einem integrierten wissenschaftlichen Symposium, die zum 200. Geburtstagsjahr des Lachner Komponisten Joachim Raff unterschiedlichste Facetten dieses faszinierenden Künstlerlebens beleuchteten.

Wissenschaft und künstlerische Praxis können sich gegenseitig beleuchten und zu neuen Synthesen führen – so die gelebte Praxis der Joachim-Raff-Gesellschaft. In der Tat traten am vergangenen Wochenende in fünf Konzerten und zehn Referaten überraschende, faszinierende Querverbindungen an den Tag und hinterliessen vielseitige Eindrücke. Die musikalische Umrahmung des Wochenendes steckte das renommierte Stradivari-Quartett mit der erhellenden Gegenüberstellung der Musik von Raff und Mendelssohn. Im reformierten Kirchgemeindehaus in Lachen rüttelte das Ensemble am Donnerstagabend nach einem heftigen Regenguss sein Publikum mit den beiden von Weltekel und Schmerz durchzogenen, aufwühlenden Quartetten von Raff (op. 77) und Mendelssohn (op. 80) durch, aber mit innerer Ruhe, Beherrschtheit und höchster Virtuosität interpretiert.

Spurensuchen


Am Freitagmorgen versammelten sich renommierte Forschende und weitere Gäste aus der Schweiz, Deutschland – und Japan – im Lachner Hotel Marina, mit Blick über die raue Zürichsee-Kulisse, die bereits Raff inspiriert hatte. Zehn Referate vertieften ausgewählte Aspekte aus seinem Leben, Werk und Nachleben und boten Grundlage für Austausch und Vernetzung. Unter den Mottos «Zeitgenossenschaft» und «Tiefblicke» erkundeten die Teilnehmenden Raffs Beziehung zu seinen Verlegern und sein Liszt-Bild, gingen seinem «Traumkönig» auf die Spur, folgten dem Wanderer aus der «Waldsymphonie » und rätselten gemeinsam über die kürzlich in Arth uraufgeführte Oper «Die Eifersüchtigen». Abends kombinierte das Accento musicale Raffs Klaviertrio Nr. 2 mit Stücken von George Gershwin und John Williams: In hervorragendem Zusammenspiel verschmolz das Zwiegespräch der Violine und des Violoncellos, umrahmt vom dichten Klaviersatz.

Magie pur


Im altehrwürdigen Rathaus, wo einst Joachim Raffs Grossvater als Landammann wirkte, thematisierten die Forschenden am Samstagmorgen Ursachen, warum Raff zeitweise weitgehend in Vergessenheit geriet – der Nachmittag wiederum war den vielseitigen «Lebenswelten» gewidmet, in denen sich Raffs Wirken entfaltete: das Rapperswil der 1840er-Jahre, Doris Raffs Wirken am Wiesbadener Hoftheater und die letzte Zeit des Paars in Frankfurt a/M. Weil sich das Wetter nicht entscheiden konnte, spielte das Bläserensemble DiVent Raffs «Sinfonietta» statt auf dem Raff-Platz in der Kirche. Ein Werk für doppeltes Bläserquintett ermöglichte es dem Komponisten, mit warmen Klangfarben zu arbeiten, die die zehn Musikerinnen und Musiker mit virtuosem, kunstvollem Zusammenspiel begeisternd herausarbeiteten. In besinnlicher, herbstlicher Atmosphäre liessen Franziska Heinzen und Benjamin Mead, ein hervorragendes junges Walliser Liedduo, in der Kapelle im Ried die Saiten der Seele vibrieren. In grösster Natürlichkeit betteten sich die in ihrer innigen Simplizität unwiderstehlichen «Lieder us um Tal» des Komponisten Eugen Meier in zwei Jahrhunderte schweizerischer Liedkunst gegenüber; ein weiterer Schwerpunkt: Raff. Mit natürlichen, weiten Gesangsbögen und mal schlichter, mal mühelos virtuoser Interpretation führte Franziska Heinzen mit viel Charme durch diese packende und rührende Reise.

Durch Finsternis zum Licht


Am symbolisch passend betitelten «Sonn»-Tag schloss das nun zum StradivariOktett gewachsene Ensemble den Kreis in Kontrast zum Eröffnungskonzert: Nach den finsteren Quartet-ten verbinden sich die beiden überaus virtuosen Oktette des jugendlichen Mendelssohns und des im Alter bereits fortgeschrittenen Raffs in ihrer ungeteilten spritzigen Spielfreude, die dem wundervollen Ensemble den roten Teppich auslegte. Am Abend rundete das SOKS unter der Leitung von Urs Bamert in der katholischen Kirche Lachen das dichte Wochenende mit einer beeindruckenden Interpretation von Raffs Symphonie «Zur Herbstzeit» ab: Musikalische Nebelschwaden, ein Gespenster-Reigen und Halali-Rufe entliessen die Gäste zum Hirschpfeffer.



Höfner Volksblatt und March-Anzeiger/ Severin Kolb und Peter Hitz

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

20.09.2022

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