Fax mit Zündstoff: Die Anwältin (Martina Grond) erfährt gerade, dass sich ihr Mann mit einer Jüngeren vergnügt. Bild Christian Ballat
Fax mit Zündstoff: Die Anwältin (Martina Grond) erfährt gerade, dass sich ihr Mann mit einer Jüngeren vergnügt. Bild Christian Ballat

Bühne

Auch Partnerwechsel hat Etikette

Eine Architektin faxt einer Anwältin: «Ich liebe Ihren Mann.» Das Drama für drei Faxmaschinen von EstherVilar nimmt seinen Lauf. Das Theater Brunnen ist damit «on tour». Das Premierenpublikum spendete grosszügig Applaus.

Restaurant statt Aula, literarische Höhepunkte statt schenkelklopferische Pointen, portables Bühnenbild statt starre Kulissen: Das Theater Brunnen geht neue Wege und ermöglicht seinen Zuschauern, Theaterkunst neu zu entdecken. Ein mutiger Schritt, den das Publikum zur Premiere am Freitag und zur Zweitaufführung am Samstag allerdings (noch) nicht mit einem Grossaufmarsch belohnte. Dafür konnten die Anwesenden den intimen Rahmen geniessen. Intime Einblicke gewährten die drei Frauen, die je in einer Wohnung eines 600-Partien-Hauses sitzen, durchaus. Fleissig schrieben sie sich – wie noch vor wenigen Jahren üblich – ihre Gedanken, Feststellungen und Beobachtungen über eine Faxmaschine. Und so musste die Anwältin (Martina Grond) erfahren, dass ihr Mann nach 18 Jahren Ehe nicht nur bei ihr im 24. Stock, sondern auch bei einer deutlich jüngeren Architektin (Anita auf der Maur) im 30. Stock verkehrte. Weil in «gewissen» Kreisen eben alles noch Etikette haben sollte, schrieb man sich Freud und Frust über den Untreuen von der Seele.

Noch jünger

Plötzlich taucht eine neue Schreiberin (Steffi Schällibaum) aus dem 18. Stock auf. Sie ist noch jünger, Buddhistin und – hat sich in ergebungslosem Glauben an den Frieden den gleichen Mann geangelt. Wie lange wird er es bei ihr aushalten? Wer weint und wer lacht zum Schluss? So viel sei verraten: Ganz «gewöhnlich» wird es bei keinem der Beteiligten mehr weitergehen.

Portable Bühne

Das Theater Brunnen hat sich für das erste Tourneetheater seiner Geschichte mit «EiferSucht» von Esther Vilar (Autorin u. a. von «Der dressierte Mann») einen besonderen Stoff ausgesucht. Sie lässt ihre Figuren inmitten von Chaos und Unglücklichsein einen feinen und ironischen Humor zeigen – das hat Stil und Grösse. «Ein Akt der Liebe hat immer auch seine komische Seite, wie ein etwas missratenes Ballett», zumal dann, wenn man zum Zuschauen verknurrt ist und keinen Ton dazu geliefert bekommt. Die Schauspielerinnen setztenunter der Regie von Susanne Holdener den Stoff gekonnt und packend um. Die drei 1,7 mal 1,7 Meter grossen Würfelklötze, die ihre Wohnungen darstellen, sind zwar eine geniale und einfach transportierbare Bühnenbildlösung, hindern aber Bewegungsabläufe, von denen man gerne mehr sehen würde. Die Lichtwechsel rückten Wichtiges in den Fokus und liessen gekonnt Details im Dunkeln, die Fantasie der Gäste wurde dadurch zusätzlich in die Gänge gebracht.

Bis 23. März auf Tour

Wer die gelungenen beiden Erstaufführungen im Brunner City-Hotel verpasst hat, kann «EiferSucht» mit dem Theater Brunnen noch bis zum 23. März an verschiedenen Orten besuchen – so etwa am nächsten Samstag um 20.15 Uhr im Chupferturm oder am 26. Januar im «Hirschen Backpackers», Schwyz.

Infos und Reservationen


www.theaterbrunnen.ch

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

14.01.2013

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