Gestartet wird mit einem Entschlackungs- und Entgiftungs-Smoothie: Nicht allen Teilnehmern der Detox-Kur bekommt das gleich gut. Bilder: Josias Clavadetscher
Gestartet wird mit einem Entschlackungs- und Entgiftungs-Smoothie: Nicht allen Teilnehmern der Detox-Kur bekommt das gleich gut. Bilder: Josias Clavadetscher

Bühne

Diät-Wanderung durch «Genussistan»

Kuriose Diäten, brutale Entschlackung, irrer Ernährungswahn, unkontrollierte Ess-Gelüste: Diese Rezeptur präsentiert das Theater Brunnen in einer ebenso witzigen wie überraschenden Komödie von Hausautor Housi Denz.

Was wird nicht über Diäten, zu viele Pfunde auf den Rippen, über Ernährungsregeln und Veganismus laufend Witze gemacht. Also ist das auch bestens geeigneter Stoff für eine Komödie. Das Theater Brunnen, inzwischen erfolgreich auf Eigenproduktionen und das etwas andere Laientheater ausgerichtet, hat dies aufgegriffen. Dank Hausautor Housi Denz ist die Umsetzung erneut sehr gut gelungen. Gezeigt wird eine witzige bis irrwitze Komödie, in der es um Entschlackung und Entgiftung, Kuren und Entbehrung, Genuss und Rezepte geht. Eine bunt gemischte Gästegruppe steht dies in der Detox-Kur auf dem Bauernhof mehr oder weniger gut durch und steigert sich unter Hungergefühl und Entzugserscheinungen immer mehr in Erinnerungen hinein, wie Mutter früher gekocht hat und was in der Heimat das Lieblingsgericht ist. Eine Gratwanderung zwischen Verzicht und Genuss. Autor Denz hat ausgezeichnet recherchiert. Er versteht was von der Kochkunst und offenbar auch von Diäten. Im Begleitheft zur Aufführung präsentiert er sogar 33 Gerichte mit Rezepten und vielen Randgeschichten, ein kleines und feines Kochbuch, augenzwinkernd geschrieben.

Wandertheater bis zu den Wollschweinen

Die Inszenierung selber ist als «Wandertheater» angelegt. Schon die Standortwahl ist speziell: Es wird auf dem Bauernhof des BSZ-Betriebs des Landguts Höchenen gespielt. Das Publikum wird im Bistro abgeholt, zum Stalltor geführt, dann in den Freilaufstall geleitet, zu den Wollschweinen und ins Tenn. Das Stück ist auch perfekt abgestimmt auf die acht Darsteller geschrieben worden: Die Lieblingsgerichte, Ernährungsgewohnheiten und die verschiedensten regionalen Spezialitäten von halb Europa werden da geschickt durch die Dialekte der Spieler aufgefangen. Das ganze pausenfreie Stück ist mit viel Witz gesalzen worden, es finden gepfefferte Dialoge statt, und die Basis ist ein grandioser Fond von Ironie und Satire. Während Housi Denz bereits das vierte Stück für die Brunner Theaterleute geschrieben hat, führtSophie Stierli schon zum dritten Mal Regie. Offenbar mit viel Spass an ihrer Arbeit mit Laien, die «sich nichts beweisen müssen», wie sie als grossen Vorteil feststellt. Die Regie passt die Handlung sehr witzig in das vorgegebene, realistische Bühnenbild ein. Wenn im Freilaufstall gespielt wird, dann sitzen auch die Zuschauer auf Stroh, beim Besuch im Wollschweinland quietschen die Ferkel effektvoll mit, und der Koch pflückt echte Küchenkräuter aus den Beeten. Während gleich von nebenan die wahrhaftigen Rinder mit grossen Augen staunend dem Geschehen zuschauen und nicht ahnen, dass man auch über ihre Filets oder ihr Ende als Wurst redet.

Überzeugende Darsteller

Die acht Schauspieler (Katleen Meyer, Christine Martin, Christoph Kittel, Jördis Spranger, Martina Grond, Wolfgang Tamm, Kristin Stelter, Housi Denz) treten alle in wellnessklinischem Weiss auf und gehen mit dieser zelebrierten Diät- und Detox-Manie sehr unterschiedlich um. Dies erzeugt Dynamik, sorgt für Lacher und Applaus auf offener Szene und liefert dem Besucher einen vergnüglichen Abend. Das Ganze hat nur einen Nachteil: Nach so viel Gerede über herrliche Gerichte und kulinarischen Genuss geht man heim und vergreift sich am Kühlschrank.

Theater«Detox oder eine Herde rosa Elefanten»

WeitereAufführungen: 8./9./10./11. Juni, jeweils 20 Uhr.

Landgut Höchenen der BSZ Stiftung in Ingenbohl.

www.theaterbrunnen.ch

Bote der Urschweiz (Josias Clavadetscher)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

06.06.2017

Webcode

www.schwyzkultur.ch/JWpjs9