Im Künstlergespräch: Martina Clavadetscher (links) und Marie Gesien vom Ensemble des Theaters Luzern. (Bild: Patrick Kenel)
Im Künstlergespräch: Martina Clavadetscher (links) und Marie Gesien vom Ensemble des Theaters Luzern. (Bild: Patrick Kenel)

Bühne

«Die fünfte Rolle spielt die Kamera»

Anlässlich einer von Kultur Brunnen organisierten Vorstellung von «Deliver My Heart!» hat Autorin Martina Clavadetscher ihr Stück näher vorgestellt.

Viele Brunner müssen die verlassene Halle auf dem Gelände der Zementfabrik als Theater erst noch entdecken. An drei Abenden bot sich diese Woche Gelegenheit dazu. Am Dienstag erläuterte Martina Clavadetscher im Gespräch mit Schauspielerin Marie Gesien im Foyer vor dem Kubus das Liebesdrama, das auf einem sagenhaften Stoff beruht.

Nicht an allen Proben dabei

Die Vorlage, die mittelhochdeutsche «Herzmäre», sei ihr erstmals im Germanistikstudium begegnet, so Clavadetscher. In der Literaturgeschichte stellt die Verserzählung ein Paradebeispiel für wahre Liebe dar, denn der in eine edle Dame verliebte Ritter stirbt auf einer beschwerlichen Reise an gebrochenem Herzen. So ergeht es auch Pete, der in «Deliver My Heart!» die Schauspielerin Maria ihrem mächtigen Ehemann überlassen muss. Die Milena-Figur, eine Kamerafrau, ist später beim Entwurf hinzugekommen: «Vier stereotype Figuren prallen wie in einem Quadrat aufeinander. Die fünfte Rolle spielt quasi die Kamera, die die Frage aufwirft, was echt und was unecht ist.» Beim Schreiben gereizt habe Clavadetscher, die künftige Hausautorin am Theater Luzern, nämlich wie in früheren Werken das Verhältnis zwischen Fiktion und Realität, wie sie ebenfalls erläuterte. Passend zur Minnethematik herrscht in den Dialogen eine verblümte, metaphorische Sprache vor. Martina Clavadetscher hat die Handlung mit Verben abgesteckt, ohne die Figuren genau zu charakterisieren. Dies sei ein Freiraum für die Regie gewesen, sagt die Autorin, die nicht an allen Proben teilgenommen hat. In einem mehrwöchigen Probeprozess hat das multivisuelle Spiel Gestalt angenommen. Ein Lob richtete sie an die Techniker, welche die Inszenierung unter den erschwerten Bedingungen in der Fabrikhalle von Nova Brunnen möglich machten. Da die Auslastung der zehn vergangenen Aufführungen gut war, wird die Produktion mit dem bestehenden Ensemble künftig in anderen Theatern zu sehen sein.



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Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

10.05.2013

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