Seit 2009 machen Roli & Sepp, alias Florian Butsch und Philippe Schuler (rechts) Strassentheater. Das Bild enstand 2011 in Brunnen. Bild: Nicole Auf der Maur
Seit 2009 machen Roli & Sepp, alias Florian Butsch und Philippe Schuler (rechts) Strassentheater. Das Bild enstand 2011 in Brunnen. Bild: Nicole Auf der Maur

Bühne

Dies & Das

«Glaube, dass guter Humor universell ist»

Der Schauspieler Philippe Schuler aus Seewen tritt am Wochenende mit seinem Künstlerduo Roli & Sepp am Spettacolo in Brunnen auf. 20 000 Besucher werden am Internationalen Strassenkünstlerfestival erwartet.

Mit Philippe Schuler sprach Nicole Auf der Maur


Nicole Auf der Maur: Roli & Sepp gibt es seit dem Jahr 2009. Es war aber einige Jahre ruhig um Sie….


Philippe Schuler: Ja, das stimmt. 2009 haben wir, auch in Brunnen, zum ersten Mal mit Roli & Sepp auf der Strasse gespielt. Wir haben dazumal jeweils die Schiffe abgewartet und versucht, die aussteigenden Leute zum Zuschauen zu bewegen. Uff, das war harte Arbeit, und wir haben viel dabei gelernt. 2015 und 2016 hatten wir aufgrund anderer Schauspielprojekte gar keine Zeit für Roli & Sepp. Letztes Jahr haben wir dann beschlossen, dass wir wieder Lust hätten mit der Margrith, die 5 Jahre eingelagert war, rumzuziehen und haben sowohl im letzten, als auch in diesem Jahr ein paar ausgesuchte Festivals gespielt.


Sie werden das Programm «Gestrandet» mit ihrer geliebten Margrith aufführen. Hat sich was verändert am Programm?


Wir hatten 2011 an der Schiffstation Brunnen unsere Premiere mit «Gestrandet». 2012 haben wir das ganz Stück nochmals überarbeitet und spielen jetzt in Brunnen eine knackigere Version, die auf Festivals zugeschnitten ist. Es ändern sich aber bei jedem Spielen wieder kleine Dinge.


Was darf der Zuschauer am Spettacolo von Ihnen erwarten?


Ein Strassentheater für Gross und Klein. Eine humorvolle Geschichte mit viel Action, Slapsticks, Gesang und einer zünftigen Prise Rock’n’Roll – und das ganze auf Schweizerdeutsch.


Haben Sie sich selber fürs Spettacolo beworben?


Franziska Amstad aus der künstlerischen Leitung vom Spettacolo hat uns letztes Jahr am Buskers in Chur spielen gesehen. Ihr hat das Stück gefallen und uns gesagt, wir sollen uns bewerben.


Sie sind neben den Artistinnen und Artisten des Kindercircus Piccolo der einzige Schwyzer, der am Spettacolo auftritt. Eine Ehre?


Wir sind ja auch eine der wenigen Schweizer Gruppen oder Gruppen mit Schweizer Beteiligung, die am Spettacolo auftreten. In diesem Sinne fühl ich mich schon geehrt. Aber vor allem ist es mir eine Freude in der Region, wo ich herkomme und wo wir mit Roli & Sepp die ersten Gehversuche gemacht haben, spielen zu dürfen.


Wie viel Zeit investieren Sie in Roli & Sepp?


In den Jahren, als wir neue Stücke gemacht haben und unsere «Tour de Dorf» organisiert hatten, waren das teilweise mit Bühnenbildbauen, Stück kreieren, proben, managen usw. fast 6 Monate. Heute sind das neben unseren anderen Schauspielprojekten, je nach Festivals noch etwa 20 Arbeitstage pro Jahr.


Was findet das Schweizer Publikum lustig? Beziehungsweise gibt es Unterschiede im Humor der Länder?


Hm, eine schwierige Frage. Ich glaube, dass guter Humor universell ist, und es eher auf den Kontext, wo «Humor» stattfindet als auf das Land drauf ankommt. Aber sicherlich haben wir zum Beispiel in Österreich oder Deutschland den Schweizerbonus, wenn wir unser «härziges» Schweizer-Hochdeutsch auspacken. Grundsätzlich glaube ich, dass das Publikum in der Schweiz eher den feineren Humor gegenüber dem «Unter-der-Gürtelline-Hau-drauf»-Humor bevorzugt.


Was finden Sie persönlich extrem komisch?


Alltags- und Situationskomik. Wenn man die Augen offen hat auf der Strasse, entdeckt man jeden Tag Sachen, die urkomisch sind. Den Film Toni Erdmann oder die Serie Shameless find ich sehr komisch.


Haben Sie auf Festivals jeweils auch Zeit, andere Künstler kennenzulernen?


Teilweise. Es ergibt sich auf jedem Festival, dass man mit jemandem mehr als nur über Strassenfestivals und wo man schon überall gespielt hat, spricht. Das ist dann auch sehr schön, wenn da auch persönlichere Gespräche entstehen. Vielfach fehlt aber nach den anstrengenden Tagen aber auch einfach die Energie, um noch gross neue Leute kennenzulernen.


Auf was freuen Sie sich am meisten am Spettacolo?


Auf die wunderbare Atmosphäre und die Traumkulisse am Vierwaldstättersee und vor allem darauf, dass ich nach den Auftritten in den See hüpfen kann. Ausserdem würd ich mir gerne von Instichyou ein Portrait sticken lassen, falls ich mal dazu komme.


Sie sind auch als Schauspieler in Filmen tätig. Was sind Ihre neusten Projekte?


Kürzlich wurde gerade «Im Focus», ein Indie-Spielfilm, fertiggestellt, in dem ich meine erste Hauptrolle gespielt habe und den ich hoffentlich bald an einem Festival sehen kann. Dann spiel ich gerade in einer Episodennebenrolle in «Helvetica», einer Serie fürs Westschweizer Fernsehen und Anfang September dann in einem Kurzfilm in Frankreich. Ausserdem freu ich mich auf den Probenbeginn vom «Gedankenpalast» unter der Regie von Annette Windlin. Ein Stück, das Martina Clavadetscher geschrieben hat und ab nächsten Frühling in der Viscosistadt in Emmenbrücke zu sehen sein wird. Nebenbei schreibe ich auch an meinem ersten Drehbuch.


Welche Erfahrung möchten Sie während Ihrer Karriere noch machen?


Eine durchgehende Rolle in einer Fernsehserie spielen zu können, würde mir sehr viel Spass machen oder für eine grössere Rolle in einem Spielfilm etwas lernen, dass ich nicht kann, zum Beispiel Gleitschirmfliegen oder Arabisch.


Was wünschen Sie sich als Künstler?


Ganz allgemein, dass Kreativität auf allen Stufen und Ebenen den Stellenwert bekommt, den sie verdient, weil es das Einzige sein wird, was uns in Zukunft von der künstlichen Intelligenz unterscheiden wird.


Bote der Urschweiz / Nicole Auf der Maur

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne
  • Dies & Das

Publiziert am

14.08.2018

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www.schwyzkultur.ch/sWYpLm