Patric Gehrig als Tom und Annette Lober als Pia spielen in einer Brunner Privatwohnung Theater. Bild Silvia Camenzind
Patric Gehrig als Tom und Annette Lober als Pia spielen in einer Brunner Privatwohnung Theater. Bild Silvia Camenzind

Bühne

Privater kann man Theater kaum spielen

Sie geht aus. Er bleibt zu Hause, weil er wegen Panikattacken nicht mehr nach draussen kann: was für ein Theater in einer Privatwohnung.

Für dieses Theater geht man an die Eisengasse 3, steigt dort viele Treppen hoch und tritt in eine Altbauwohnung. Patric Gehrig, der Tom spielt, und Annette Lober, sie spielt seine Freundin Pia, begrüssen die Besucher und führen sie in den Wohnraum. Man sieht, hier wird gelebt. Und hier wird gespielt, vor lediglich 25 Personen. Ein Minipublikum für ein etwas mehr als einstündiges Spiel in intimem Rahmen. Man fühlt sich wie eine Fliege, die einem Paar beim Bewältigen des Alltags zuschaut. Privater kann man Theater kaum spielen.

Publikum darf in das Schlafzimmer

So real und privat wie die Wohnung ist auch Patric Gehrigs Problem. Bevor es losgeht, bittet er das Publikum ins Schlafzimmer, erzählt, auf welchen Umwegen er zum Theater fand und dass er unter Panikattacken litt. Ist das nun Realität oder schon Spiel?, fragt man sich. Tatsächlich ist es Realität. Er schaffte es wegen der Attacken nicht mehr, die Wohnung zu verlassen. Dies gab ihm die Idee zum Kammerspiel, zu dem Dominik Busch den Text lieferte und Sophie Stierle, die in Brunnen lebt, Regie führte. Im Kammerspiel wird das Problem zugespitzt, nicht nur ein paar Tage dauern die Attacken an. Tom, der Schauspieler, schafft es bereits während eines Jahres nicht, die Wohnung zu verlassen. So etwas setzt dem Mann zu, der Frau und der Beziehung. Wie sehr, erlebt das Publikum im Wohnzimmer hautnah mit. Dank einer Leinwand über dem Sofa sieht man, was in der Küche läuft, was im Bad. Wie sie sich schminkt, wie er malt, imWahn. Es gibt Rückblenden und sogar eine in die Zukunft. Das ist raffiniert konstruiert, gut getextet und hervorragend gespielt. Ein Glück für die insgesamt 75 Leute, die sich ein Ticket gesichert haben. Auch die heutige dritte und letzte Aufführung im Rahmen von Kultur Brunnen ist ausverkauft.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

24.01.2015

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