Das mit einem Bogen gespielte Waterphone untermalte eine Geistergeschichte. Bild Patrick Kenel
Das mit einem Bogen gespielte Waterphone untermalte eine Geistergeschichte. Bild Patrick Kenel

Bühne

Sagenhaftes aus dem Hier und Jetzt

Martina Clavadetscher und Albin Brun gestalteten einen literarisch-musikalischen Abend mit modernen Sagen.

«Alles gelogen und erfunden», sagte Martina Clavadetscher einleitend. «Vielleicht auch nicht ...», fügte sie hinzu. Halbwahrheiten waren es also, die sie am Freitagabend dem Publikum ihrer Lesung im Kult-Turmpräsentierte. Mysteriöse Dinge wie eine Marienerscheinung und nächtliche Gespräche mit Toten kamen in den fünf Erzählungen vor. Der Ort war jeweils sehr real, alles spielte sich vor kurzer Zeit in Brunnen ab. «Um ein unerklärliches Kernereignis herum habe ich weitere Begebenheiten erfunden», erklärte die Brunner Autorin die Machart ihrer modernen Sagen. Auch eine zeitgenössische Fabel hat sie erfunden. Sie handelt von zwei Wölfen am Urmiberg: Der eine hat Hunger auf Menschenfleisch, der andere nicht. Er spricht normal und benimmt sich höflich. Am Ende dieser Geschichte hat nur der wilde Wolf Erfolg. Mit Improvisation schmückte Clavadetscher dabei manches Detail aus, so wie sie auch Wortspielereien oder ein Liebesgedicht, das keines ist, vortrug.

Mit Örgeli und Streichinstrument

Mit dem musikalisch-literarischen Abend im Kult-Turm wollte die 36-jährige Schriftstellerin ein neues Format ausprobieren. Der erfahrene Luzerner Theatermusiker Albin Brun begleitete die Lesung akustisch. Zwischen den Texten spielte er unkonventionelle Stücke auf dem Schwyzerörgeli. Brun experimentiert zudem mit speziellen Instrumenten wie dem Waterphone. Langsam strich er mit einem Bogen wiederholt über dünne Stäbe und schuf die Atmosphäre, damit eine schauerliche Geistergeschichte noch ein wenig schauerlicher tönt.

Bote der Urschweiz (Patrick Kennel)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

26.10.2015

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www.schwyzkultur.ch/pgv7Wj