Faszinierende Theater-Idee: Die vier Schoeck-Buben Paul, Ralph, Walter und Othmar sind im heimischen Nest geschlüpft. Bild Josias Clavadetscher
Faszinierende Theater-Idee: Die vier Schoeck-Buben Paul, Ralph, Walter und Othmar sind im heimischen Nest geschlüpft. Bild Josias Clavadetscher

Bühne

Schoecks Geisterhaus erlebbar gemacht

Bizarr, oft surreal, witzig und sehr kreativ. Rund um die und in der Villa Schoeck wird eine faszinierende Performance inszeniert. Eine Überraschung total.

Seit vier Tagen ist das Othmar-Schoeck-Festival im Gange. Es zeichnet sichdurch ein breites, vielseitiges Angebot aus. Das Verblüffendste davon kann in der Villa Schoeck und ihrem Umgelände erlebt werden. Eine Performance, die sich mit den Geheimnissen dieses Hauses, mit Erinnerungen, Ereignissen und Fantastereien aus der Familien-, Musik- und Kulturgeschichte befasst.

Zuschauer mitten in der Handlung

Das professionelle Berliner Musiktheaterkollektiv um die Regisseurinnen Franziska Kronfoth und Julia Lwowski hat umfangreich recherchiert. Auf dieser Grundlage ist dann in den letzten Wochen vor Ort eine Performance entwickelt worden, welche die Zuschauer mit grosser Leichtigkeit durch Zeit und Raum führt. Die Realität verwischt sich mit Fiktion. Der Zuschauer sitzt mittendrin und fühlt sich unweigerlich in die Handlung hineingezogen, wenn da nur eine Armlänge von einem entfernt die Szenen ablaufen oder einem plötzlich Requisiten in die Hand gedrückt werden. Requisiten übrigens, die originale Sammelobjekte aus dem Schoeck’schen Familienfundus sind. Die vier Schauspieler und zwei Musiker agieren auf einem Dutzend Schauplätze, gespielt werden mindestens doppelt so viele Szenen. Erweitert durch überraschende Video-Projektionen, welche sogar zwei Kinder der dritten Schoeck-Generation nach dem Komponisten zum Fliegen bringen. Gestartet wird im verwunschenen Garten der Villa, wo die vier Schoeck-Buben «schlüpfend» das Licht der Welt erblicken. Der Baumbestand, der Muschelbrunnen, der Kräutergarten und die Balkonlandschaft werden Schauplatz von faszinierenden Geschichten, wie über den Schlangenbiss, Badeerlebnisse, Rufe aus der Küche zumEssenkommen. Dann wird der Besucher wie ein Verschwörer in die dunklen Räume des Hauses geführt. Es folgen intime Szenen im Hotelzimmer, die Schilderung des Unfalls im Treppenhaus und dann als Finale die vielen Szenen im sensationellen Atelier, mit einer Séance, einer Schiesserei, mit Karl Mays Ritt durch den Raum, mit panischen Attackenund Schattenspielen im Atelier-Fenster.

Gesamtwerk von Spiel und Musik

Wesentliche Bedeutung kommt natürlich der Musik zu. Es gelangen 13 Lieder oder Arien von Schoeck zur Aufführung, geprägt durch die starken Stimmen vonThorbjörn Björnsson (Bariton) und einer gewaltigen Vera Maria Kremers (Sopran). Die musikalische Leitung (Nadezda Tseluykina) und Musiker Andrej Lakisov, ein eingespieltes Team, setzen neben den Instrumenten der Klassik auch «fremde» Klänge des Saxofons ein oder malen Tonbilder, die bis hin zur Windmaschine reichen. Kostüme (Lea Svösö) und Bühnenbild (Yassu Yabara) gehen stark auf die gegebene Szenerie ein. Zusammengefasst: Es war eine mutigsensationelle Idee, dieses Kollektiv nach Brunnen zu holen. Vergleichbares ist landesweit kaum zu sehen.

Bote der Urschweiz (Josias Clavadetscher)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

05.09.2016

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www.schwyzkultur.ch/iAvj1b