Abwechslung gibt es wenig. Martirio (Anna Schibli) von links, Amelia (Miriam Wallimann) und Magdalena (Caroline Anderrüthi) freuen sich an bunten Spitzen. Bild Carolina Podany
Abwechslung gibt es wenig. Martirio (Anna Schibli) von links, Amelia (Miriam Wallimann) und Magdalena (Caroline Anderrüthi) freuen sich an bunten Spitzen. Bild Carolina Podany

Bühne

Viel mehr als ein Schultheater

Intensives Spiel auf hohem Niveau: Die Premiere des spanischen Dramas mit Flamenco am Theresianum erntete Grossapplaus.

In Bernarda Albas Haus herrscht Trauer. Der Mann im Haus ist verstorben. Nun wundert man sich als Zuschauerin zuerst einmal, dass die trauernde Gattin, Bernarda Alba, von einem Mann gespielt wird. Doch bald schon realisiert man, wie konsequent dies ist. Phil Küng verkörpert Bernarda Alba grossartig. Acht Jahre lang soll getrauert werden. Die Frau ist nun die Herrin im Haus. Sie wacht mit eiserner Hand über ihre fünf unverheirateten Töchter. Sie ist hart, konsequent, unnachgiebig und auf einen guten Ruf bedacht. Nur die Körperhaltung, die spastisch gespannte Hand, verrät, dass die Herrin innerlich mit sich ringt.

Flamenco als Totentanz

Das ist Theater auf hohem Niveau. Nun kommen die Flamencotänzerinnen dazu. Sie sind zu Beginn Klageweiber, sitzen da und starten ihren Totentanz mit rhythmischem Stampfen, dann tanzen sie, die Fächer als einzige Farbtupfer. Der Tanz fügt sich bestens ein ins Spiel. Das Publikum ist angekommen im heissen Süden Andalusiens um 1930, in Federico Garcia Lorcas Drama.

Fünf Töchter und ein Mann

Im Mittelpunkt des Spiels stehen die fünf Töchter. Sie werden verkörpert von den Schülerinnen Vivienne Woodtly, Caroline Anderrüthi, Naila Camenzind, Anna Schibli und Miriam Wallimann. Die Gymnasiastinnen überzeugen. Das zu Beginn glockenhelle Lachen und Schwatzen im Haus verstummt mehr und mehr. Die Herrin lässt ihren Töchtern keinen Spielraum. Sie dürfen sich nicht frei entfalten, sind gefangen im Haus. Diese räumliche Enge, diese unterdrückte Lebenslust wird auch für das Publikum spürbar. Zentral ist die Sehnsucht nach dem Mann Pepe. Er bringt das Gleichgewicht im Haus aus den Fugen. Die Heimlichtuereien und Streitereien werden mehr – bis hin zum tragischen Ende.

Ein verrücktes Huhn

Im Haus leben noch Personen, die sich freier bewegen. Das sind die Hausangestellten, gespielt von Judith Martin und Denise Stocker. Das verrückteste Huhn von allen aber ist die Grossmutter der jungen Frauen (Angela Sanchez Lugli). Ihre Narrenfreiheit zeigt sie nicht nur in einem wilden Tanz, sie spricht auch als Einzige Schweizerdeutsch. «Bernarda Albas Haus» im Theresianum ist viel mehr, als man von einem Schultheater erwarten darf. Auch das Bühnenbild und die Kostüme sind perfekt gewählt. Das Publikum in der gut besetzten Aula dankte es an der Premiere vom Samstagabend denn auch mit einem lang anhaltenden Applaus.

Ein Pilotprojekt

Ein Jahr Arbeit wurde von einer dreissigköpfigen Gruppe in die Realisierung des spanischen Dramas gesteckt. Dies unter der Leitung der Regisseurin und Choreografin Dorotea M. Bitterli, der Gattin des Rektors Clemens Gehrig. Die ehemalige Gymnasiallehrerin absolvierte ein Schauspielstudium. Heute unterrichtet sie Flamenco und entwickelt Choreografien. Für das Projekt brachte sie ihre fortgeschrittenen Tänzerinnen und Tänzer ihrer eigenen Flamencoschule mit. Das spanische Drama hatte sie gewählt, weil es über viele Frauenrollen verfügt. Im Rahmen des Kulturfensters wird das Theaterstück diese Woche schulintern aufgeführt. Dorotea M. Bitterli ist gespannt, wie das Pilotprojekt ankommen wird. Wird entschieden, weiterhin zu spielen, soll es weniger dramatisch werden: «Im nächsten Jahr machen wir eine Komödie», lacht Dorotea M. Bitterli.

Weitere Vorstellungen

15. November
19.30 Uhr
und
16. November
17.00 Uhr

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

10.11.2014

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