Die Theaterwissenschaftlerin Heidy Greco-Kaufmann hat eine hochinteressante Biografie über Theaterpionier Oskar Eberle verfasst. Die Vernissage zur Publikation findet Ende November statt. Foto: Josias Clavadetscher
Die Theaterwissenschaftlerin Heidy Greco-Kaufmann hat eine hochinteressante Biografie über Theaterpionier Oskar Eberle verfasst. Die Vernissage zur Publikation findet Ende November statt. Foto: Josias Clavadetscher

Bühne

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Der viermalige Regisseur des Welttheaters ganz privat

Ein Vortrag am Schoeck-Festival über den Theaterpionier Oskar Eberle zeigt dessen Bedeutung weit über den Flecken Schwyz hinaus.

Biografisch war bisher nicht viel über Oskar Eberle (geboren 2. Januar 1902 in Zürich; gestorben 28. Juni 1956 in Altdorf) verfügbar. Das ändert sich nun, weil die Theaterwissenschaftlerin Heidy Greco-Kaufmann (Luzern/ Bern) sich umfassend mit Eberle befasst hat. Zudem hat die Eberle-Familie Zugriff auf das Privatarchiv gestattet. Wie Greco an einem Vortrag am Schoeck-Festival am Sonntag begeistert erwähnte, seien neben umfangreichem archivarischem Material in 180 Schachteln auch hochinteressante Agenden, Tagebücher und stenografische Notizen zum Vorschein gekommen. Oskar Eberle hat sich sozusagen geoutet.

In Sachen Theater war er vorbelastet

Oskar Eberle ist in Schwyz aufgewachsen. Er hat seine Eltern früh verloren. Studiert hat er in München, Berlin, Freiburg im Üechtland und Königsberg. Die Neigung zum Theater, zur Bühne und zur Inszenierung hat er wohl von seinem Urgrossvater geerbt: Ambros Eberle, Schwyzer Kanzleidirektor, Nationalrat, Erbauer des Hotels Axenstein und vor allem «Erfinder» der Japanesenspiele. Oskar Eberle allerdings durchlebte als junger Erwachsener extrem die Zerrissenheit zwischen autonomer Verwirklichung und gesellschaftlichem Druck. Beim Besuch bei Verwandten in Breslau und Berlin war diese Welt der wilden 20er-Jahre für ihn ein Schock. In der Innerschweiz ein gegen jeden Aufbruch eingestellter konservativer Katholizismus, dort die Lebewelt, der Dadaismus oder die Bühnen Brechts. Ein Spagat zwischen Weltoffenheit und religiösen Spielen.

Alle versuchten, sich gegenseitig zu fördern

Geborgen und verstanden fühlte er sich offensichtlich in seinem engeren Umfeld der bestehenden Freundschaften mit Hans von Matt, Meinrad Inglin oder Paul Schoeck, die alle versuchten, sich gegenseitig zu fördern. In der Bilanz des Lebenswerks von Oskar Eberle aber stechen grossartige Leistungen hervor. Eberle hat 1927 die Innerschweizerische Gesellschaft für Theaterkultur gegründet und geführt (heute Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur). Er hat den Grundstein für die Schweizerische Theatersammlung gelegt, sich leidenschaftlich für die Professionalisierung des Laientheaters eingesetzt und die Festspielgemeinde Luzern gegründet, aus der das heutige Lucerne Festival hervorgegangen ist.

Viermal Welttheater, einmal Japanesenspiel

Für Schwyz hat Eberle grosse Bedeutung, weil er mit Schwyzer Beteiligung das Festspiel an der Landesausstellung 1939 und das Bundesfestspiel 1941 in Schwyz konzipiert und geleitet hat. Von 1935 bis 1955 inszenierte er viermal das Welt-theater Einsiedeln und 1942 in Luzern einen «Jedermann» in Dialekt. 1947 verfasste und inszenierte er das sehr politische Japanesenspiel «Vivelun Taikun». Dazu kamen Festspiele, Passionsspiele, das Bruder-Klausen-Spiel, Tellspiele und viele Inszenierungen mehr. Auch hat Eberle sich wiederholt wissenschaftlich mit der Theaterwelt der Innerschweiz befasst und dazu publiziert. Ebenso eindrücklich ist aber, wie Eberle ein Leben in fast ständigen existenziellen Sorgen führen musste.

Publikation erscheint Ende November

Heidy Greco-Kaufmann hat sich intensiv mit der Biografie und dem Werk von Oskar Eberle befasst. Ende November erscheint dazu die Publikation «Theaterpionier aus Leidenschaft – Oskar Eberle». Die Vernissage dazu findet, begleitet von einer Ausstellung, am 23. November um 19 Uhr in der Kantonsbibliothek Schwyz statt.

Einsiedler Anzeiger / Josias Clavadetscher

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne
  • Dies & Das

Publiziert am

05.09.2023

Webcode

www.schwyzkultur.ch/fNHjDa