Musiker Mateusz Pawel Kaminski, Violoncello, und Susanna Daniela Braun am Flügel begeisterten mit ihrer Spielweise. Bild: Markus Römer
Musiker Mateusz Pawel Kaminski, Violoncello, und Susanna Daniela Braun am Flügel begeisterten mit ihrer Spielweise. Bild: Markus Römer

Musik

Dynamisches Spiel erfüllte Saal

Susanna Daniela Braun am Flügel und Mateusz Pawel Kaminski spielten im «Waldstätterhof».

Zu Beginn des neuen Jahres, am vergangenen Sonntag, konnte man im Seehotel Waldstätterhof bereits einen ersten kammermusikalischen Höhepunkt erleben. Die beiden jungen Musiker Mateusz Pawel Kaminski, Violoncello, und Susanna Daniela Braun am Flügel begeisterten das Publikum mit ihrem musikalischen und perfekten Zusammenspiel. In der kurzen Begrüssung durch Markus Riek war zu erfahren, dass das Konzert auch als Dank von Mateusz Pawel Kaminski an die Markant-Stiftung gedacht war, die dem jungen Musiker das Spiel auf seinem aus dem 18. Jahrhundert stammenden italienischen Violoncello ermöglichte.

Hörbare Melancholie über zunehmenden Hörverlust


Das Konzert begann mit den sieben Variationen von Ludwig van Beethoven über das Thema «Bei Männern, welche Liebe fühlen», einem Duett von Papageno und Papagena aus der «Zauberflöte » Mozarts. Variationen über Opernmelodien waren damals bis ins späte 19. Jahrhundert sehr verbreitet, Beethoven hat vier Variationszyklen über Themen von Mozart geschrieben, davon zwei aus der «Zauberflöte». Schon in der Interpretation dieses Werkes verstanden es die Musiker, durch feinfühlige Dynamik den kontrastierenden Sätzen gerecht zu werden. Ein Hauch von Melancholie war vor allem im äusserst subtil von Susanna Daniela Braun gespielten Klavierpart der Moll- Variation und in der mit singendem Gestus von Mateusz Kaminski gespielten Adagio-Variation zu hören, hat doch Beethoven den Variationszyklus ein Jahr vor seinem Heiligenstädter Testament mit seiner Verzweiflung über den zunehmenden Hörverlust geschrieben. Der Höhepunkt des Abends war Fryderyk Chopins Violoncello-Sonate aus dem Jahr 1846, die letzte Komposition Chopins, die er mit einer Opuszahl versehen hat. Chopin selbst hat mit seiner Komposition arg gekämpft, 200 lose Skizzenblätter sind von diesem Werk überliefert, und bei der Uraufführung in Paris 1848 liess er auf Anraten seiner Freunde sogar den ersten Satz weg. Tatsächlich ist der erste Satz nicht ganz leicht zu durchschauen, obwohl die kurzen, leisen, lyrischen Einschübe des Klaviers die formale Gliederung leichter erkennen lassen. Trotzdem ist eine spätere Kritik dieses Werkes heute nicht mehr zu begreifen: «ein unendliches Gestrüpp mit hie und da verstreuten kleinen Blumen.» Von den beiden Künstlern wurde dieser Satz mit wundervoller Dynamik gespielt, einmal zart und liedhaft, dann wieder mit treibender Kraft zu einem dramatischen Höhepunkt führend, wobei beide Instrumente perfekt harmonierten. Im zweiten Satz, dem Scherzo, gelang es den Interpreten perfekt, den Gegensatz zwischen den Ecksätzen und dem Trio plastisch hervorzuheben: kräftig stampfender erster und letzter Teil und ein vom Cello gesungenes «Lied ohne Worte». Ebenso tief empfunden spielten die beiden Musiker den Adagio-Satz. Den Schluss bildete ein furioser, virtuoser Allegro-Satz im Rhythmus des süditalienischen Tanzes, der Tarantella, bei dem trotz rasantem Tempo am Ende noch eine Stretta möglich war.

Viele Doppelgriffe und Springbogen-Passagen


Virtuosität konnten die beiden Interpreten auch im letzten Programmteil zeigen. Rossini, vor allem durch seine Opern bekannt, hat seine Begeisterung für das Violoncello auch in der Ouvertüre zu seiner Oper «Wilhelm Tell» gezeigt. «Une larme», Thema und Variation in a-Moll, wurde in der Spätzeit des Komponisten gedruckt und war vor allem für private Aufführungen bestimmt. Diese Werke sammelte Rossini unter dem für ihn typischen Titel «Péchés de la vieillesse». Die Variationen über «une larme» verlangen dem Cellisten eine stupende Virtuosität ab, mit vielen Doppelgriffen und Springbogen-Passagen. Als Zugabe erklang ein feines, von Joanna Bruzdowic, einer Freundin des Cellisten, komponiertes Kleinod. Susanna Daniela Braun – mit Schwyzer Wurzeln – und Mateusz Pawel Kaminski bezauberten an diesem späten Nachmittag die Gäste mit einem Konzert, in welchem alle Facetten des dynamischen Spieles den schönen Saal im Seehotel Waldstätterhof füllten.

Bote der Urschweiz / Markus Römer

Autor

SchwyzKulturPlus

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

11.01.2022

Webcode

www.schwyzkultur.ch/vJin9y