Bühne
Gerüchteküche grandios zum Brodeln gebracht
Das Theater Brunnen begeistert erneut mit einer sehr cleveren Eigenproduktion.
Es ist wirklich eine echte Leistung. Schon zum siebten Mal tritt das kleine Ensemble des Theaters Brunnen mit einer faszinierenden Eigenproduktion auf. Diesmal «open-air» auf dem Auslandschweizerplatz und absolut «coronakonform ». Schon die Spielanlage nimmt darauf Rücksicht: Autor Housi Denz hat sein Konzept auf vier Szenen mit je zwei Darstellern ausgelegt, sodass die Proben problemlos ablaufen konnten und jetzt auch die Zuschauer, aufgeteilt in vier Gruppen, von Standort zu Standort wechseln können. Diesmal macht sich das Stück «Alex – ein Gesellschaftsspiel» über das allzu menschliche Phänomen der Gerüchte her. Im Zeitalter von Fake News ein ausgezeichnetes Thema, um dies am Klatsch und Tratsch im Alltag abzuhandeln. Es geht um Alex, den alle kennen oder kannten und von dem jeder und jede etwas zu erzählen weiss, von Drogengeschäften, Affären oder sogar seinem mysteriösen Verschwinden. Alles ganz nach dem Motto «ich wott aber nüüd gseid ha» oder «wir tratschen, weil es eben Spass macht».
Augenzwinkernd eine Prise Gesellschaftskritik eingestreut
In diese Grundhandlung eingebaut ist wieder einiges an Witz und Schlagfertigkeit, an Nachdenklichem oder auch an Verblüffendem, wenn man Parallelen zu sich selber erkennt. Der Autor ist ein sehr guter Beobachter des Alltags. Er nimmt hier mit einem Augenzwinkern die Auswüchse unserer Zeit ins Visier: die Handy-Mania, die Influencerinnen, die Esoteriker, das Halbwissen und Besserwissen, und sogar eine vegane Fischerin kommt vor. Das Ensemble zieht seine Stärke aus bewährten Mitwirkenden, aber auch von den drei Neuen. Alle spielen auf hohem Amateurlevel. Aufgefallen ist aber trotz allem Rebecca Sommer, welche die Rolle der hypernervösen Arlette derart überzeugend spielt, dass man fast den Arzt holen möchte. Neu ist übrigens die Regie. Die bisherige Regisseurin Sophie Stierle hat zwar in der Dramaturgie mitgewirkt, die Leitung hat aber Fancy Freewo Mentori. Sie hat es fertiggebracht, dass die vier Szenen zwar autonom gespielt werden können, aber innen doch perfekt zusammenhängen. Auch lässt Mentori das Gefühl entstehen, dass hier der Alltag gezeigt wird. Oder dann amüsiert man sich sehr, wenn an einem Standort fast Loriot-ähnliche Ehepaarszenen gezeigt werden.
Hinweis
Bis am 30. Juli sieben weitere Aufführungen. Da die Corona-Vorschriften gelockert worden sind, stehen weitere Plätze zur Verfügung. Reservationen über www.theaterbrunnen.ch
Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher
Autor
Bote der Urschweiz
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- Bühne
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