Adriana Hartmann vor ihren Aufschnitten. Bild Nicole Auf der Maur
Adriana Hartmann vor ihren Aufschnitten. Bild Nicole Auf der Maur
Was ist echt, was ist Malerei? Malen mit Adriana Hartmann im Stall Schickerhof in Küssnacht...
Was ist echt, was ist Malerei? Malen mit Adriana Hartmann im Stall Schickerhof in Küssnacht...
... und im Stall Urenmatt in Rickenbach. Bilder PD
... und im Stall Urenmatt in Rickenbach. Bilder PD

Kunst & Design

Ausschnitte aus dem Kuhstall und der Aufschnitt gleich daneben

Die Schwyzer Künstlerin Adriana Hartmann malt Kühe, Kuhställe, Szenen zwischen Mist und Gabel. In einer Ausstellung in Brunnen thematisiert sie nun auch das Thema Fleisch.

Sie verbringt lange Tage im Kuhstall, in Gummistiefeln, mit Pinsel und Ölfarben in der Hand. Kunststudentin Adriana Hartmanns Kernarbeit besteht darin, auf grossen Leinwänden Kühe oder Kuhstallszenen zu malen. Es sind immer Ausschnitte aus dem Stall. Einmal sieht der Betrachter Kuhhintern, das andere Mal einen Ochsenkörper ohne Kopf. Es sind Studien, die Hartmann während Stunden auf dem Bauernhof macht. Zum Teil trägt sie sehr dick Farbe auf, der Fellstrich der Kuh auf Leine scheint real, der Malerei entsprungen. Es ist ein Wechselspiel zwischen Realität und Illusion. «Es ist nicht mein Ziel, möglichst realistisch zu malen», sagt Adriana Hartmann, «es geht mir darum, die Situation im Stall dem Betrachter erfahrbar zu machen.» Die Arbeit im Stall ist auch der Motor für Adriana Hartmann. «Gedanklich passiert hier bei mir sehr viel», sagt sie. Immer wieder verändert sie die Lichtverhältnisse auf dem Bild, das Farbspiel auf den Kuhrücken, der Mist wird noch etwas dreckiger gemacht.

Kunst im Kuhstall

Das Erschaffene auf der Leinwand verschwindet während dieses Prozesses beinahe im Alltag des Kuhstalls. «Erst wenn ich das Bild aus dem Stall nehme, ist es für mich vollendet», sagt sie. «Es ist enorm spannend, wenn es aus dem Kontext genommen wird.» Die Bilder von Adriana Hartmann brauchen dann erst mal Zeit zum Auslüften. «Sie riechen etwa zwei Monate nach Mist», lächelt sie. Anschliessend müssen sich die Bilder in einem neuen Raum behaupten. «Dies ist enorm spannend für mich. Ein Bild ändert sich in einem anderen Raum, trotzdem hängt nun ein Stück Stall an der Wand.»

Ist Fleisch ästhetisch?

Adriana Hartmann macht sich im Stall natürlich auch viele Gedanken rund ums Thema Kuh. Massentierhaltung, Ökologie, Gefangenschaft, Klima sind Themen, die Hartmann sehr beschäftigen. «Ich enge die Tiere ja auf eine gewisse Weise selber auf meinen Bildern ein», sagt sie. Aus dieser Ernsthaftigkeit heraus entstand schliesslich auch ein Nebenprojekt.Hartmann begann akribisch, alle Formen von Aufschnitt zu zeichnen: Salami, Fleischkäse, Fleischkäse mit Pilzen drin, Schinken, Mortadella. «Die Frage war: Kann ich einem Ringel Fleisch gewisse Ästhetik geben?», sagt Adriana Hartmann, die selber nur ganz selten und aus tiergerechter Haltung Fleisch isst. Auch wenn die Thematik Fleisch ganz klar zu ihrer Thematik Kuh gehöre und viele ethische Fragen aufwerfe, sei sie die Aufschnitt-Bilder mit einer gewissen Lockerheit angegangen. «Es darf auch mal ein ernsthaftes Thema humorvoll angegangen werden», sagt sie. In einer Ausstellung wird Adriana Hartmann neben den Kuh- und Hühnerbildern die Fleischbilder ausstellen. «Von Ausschnitten und Aufschnitten» heisst die Kunstausstellung, die im Atelier von Sandra Magnusson, Kleinstadt 5, in Brunnen stattfindet.

Infos

www.adrianahartmann.com

Bote der Urschweiz (Nicole Auf der Maur)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

14.03.2017

Webcode

www.schwyzkultur.ch/viYcw6