Für diesen Standort gemacht: Sibylle Schindler lädt das Publikum ein, in ihrem «Falt-Orakel» in Bad Ragaz wie in einem überdimensionierten Leporello zu lesen.
Für diesen Standort gemacht: Sibylle Schindler lädt das Publikum ein, in ihrem «Falt-Orakel» in Bad Ragaz wie in einem überdimensionierten Leporello zu lesen.
In der Werkstatt: Sibylle Schindler macht alle Arbeiten, auch jene, die Kraft erfordern, selber. Bilder Silvia Camenzind
In der Werkstatt: Sibylle Schindler macht alle Arbeiten, auch jene, die Kraft erfordern, selber. Bilder Silvia Camenzind
Details aus dem «Falt-Orakel»: Runen, die alten Schriftzeichen der Germanen (von links)und Bleiplättchen.
Details aus dem «Falt-Orakel»: Runen, die alten Schriftzeichen der Germanen (von links)und Bleiplättchen.

Kunst & Design

Ein Jahr in ein Kunstwerk investiert

80 Künstler aus 17 Ländern stellen zurzeit in Bad Ragaz ihre Werke aus. Zu sehen ist auch Sibylle Schindlers zehn Meter langes Falt-Orakel. Ein ganzes Jahr hat die Künstlerin an diesem Werk gearbeitet.

Im Übergwändli steht Sibylle Schindler in ihrer Werkstatt an der Schwyzerstrasse 43. Ungewohnt, die Künstlerin, die an Vernissagen für ihre extravaganten Outfits bekannt ist, so zu sehen. Doch es macht sofort klar: Die Frau macht alles selber. Das Atelier ist viel kleiner als ihr früheres in Schwyz, aber alles ist an seinem Platz. «Zum ersten Mal habe ich eine komplett eingerichtete Werkstatt», freut sich Sibylle Schindler inmitten von Eisenkreissäge und Schweissanlage. Der Brennofen befindet sich hinter der Schranktür. Alle Materialien sind in Behältern auf Rollen versorgt. «Ich muss nichts mehr schleppen», ist Schindler erleichtert. Doch die Arbeit bleibt ein Kraftakt. Nicht nur, weil ihre Werke gross sind, sondern weil mit Eisen und Blei im Kontrast zur Keramik widerstandsfähige Materialien zum Einsatz kommen. Da darf sie die Maschinen der Carrosserie von Euw benutzen und auf Tipps der Männer vom Fach zählen.

Tausend bewarben sich

Schon vor drei Jahren hatte Sibylle Schindler in Bad Ragaz ausstellen dürfen. Diesmal haben sich tausend Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt für die Teilnahme an «Bad Ragartz 2012» beworben. 2011 erhielt Sibylle Schindler Bescheid, dass sie eine der 80 Auserwählten ist. Ein ganzes Jahr arbeitete sie an ihrem Falt-Orakel, einem riesigen Leporello. Das Faltheft besteht aus neun Stellwänden, die gemeinsam eine Einheit bilden.

Disziplin, Zweifel und Ängste

Der Betrachter sieht Zeilen, Spalten, Überschriften und vielleicht auch ein Bild als Blickfang. Die Interpretation ist jedem überlassen, denn die Künstlerin will ihm nicht vorgeben, was er sehen muss. «Für mich war es die grösste Herausforderung, die 36 Quadratmeter Fläche konsequent zu gestalten. Dafür brauchte es Disziplin, deswegen gab es zwischendurch auch Zweifel und Ängste. Heute ist Sibylle Schindler sehr zufrieden mit dem Falt-Orakel: «Es fliesst.»

Leute kommen ins Gespräch

Die Künstlerin hat das Werk für denStandort in Bad Ragaz im Park inmitten von Bäumen geschaffen. Es beschäftigte sie ein ganzes Jahr lang. Viele Besucher gehen um das Werk herum, schauen sich Details genau an, fotografieren. Und wie Sibylle Schindler gehört hat, ergeben sich auch spontane Diskussionen, Fremde kommen ins Gespräch: «Für mich ist es das Schönste, dass Leute, die sich nicht kennen, miteinander kommunizieren. »

Neun einzelne Kunstwerke

Sibylle Schindlers «Falt-Orakel» ist noch bis zum 4. November in Bad Ragaz zu sehen. Es besteht aus neun Elementen. Jede Tafel ist ein Einzelstück und Einzelkunstwerk, das 170 Kilogramm wiegt. Das wetterbeständige Kunstwerk kann im Garten als Raumteiler, Sonnenoder Windschutz dienen.

Infos zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm

www.badragartz.ch .

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

06.06.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/d4VVF4