Auch Franziska Ripphausen aus Schwyz experimentiert mit Holzdrucken: Ihr Werk «Die vier Göttinnen » besteht aus Holzschnitt- Unikaten, auf Leinwand gedruckt und abgenäht. Bild Désirée Schibig
Auch Franziska Ripphausen aus Schwyz experimentiert mit Holzdrucken: Ihr Werk «Die vier Göttinnen » besteht aus Holzschnitt- Unikaten, auf Leinwand gedruckt und abgenäht. Bild Désirée Schibig

Kunst & Design

Holzschnitt ist nicht veraltet

Dass die Technik des Holzdrucks auch heute noch äusserst spannende künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten bietet, beweist die neue Ausstellung in der Galerie am Leewasser in Brunnen. Gestern Abend war Vernissage.

Es ist die erste ganz eigene Ausstellung der neuen Kuratorin Franziska Amstad in der Galerie am Leewasser, und sie ist äusserst gelungen. Den Besucherinnen und Besuchern bietet sich eine moderne, vielseitige Auseinandersetzung mit der Technik des Holzschnitts. Wer etwa mit dem Holzschnitt eine veraltete und im Ausdruck schwereTechnik verbindet, sieht sich hier eines Besseren belehrt. Obwohl jahrhundertealt, versteht sich der Holzschnitt als moderne Technik. Die Werke in der Galerie wirken leicht, klar und sind trotzdem sehr aussagekräftig.

Ältestes grafisches Druckverfahren

Die im Prinzip sehr einfache Technik des Holzschnitts hat sich bei uns mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg 1440 durchgesetzt. Der Holzdruck diente damals als Illustration von Büchern. In der Renaissance wurde der Holzdruck schliesslich zum eigenständigen Medium eines Kunstwerks. Die Faszination dieser Kunstform ist bis heute geblieben. So zeigen in der Ausstellung neun Kunstschaffende aus der ganzen Schweiz Variationen des Holzschnitts in Form und Inhalt: schwarz-weiss und farbig, feinlinig und grobflächig, figürlich und abstrakt, auf Plastik, Leinen, hinter Plexi, maschinell und von Hand gedruckt – alles ist möglich. Die Künstlerinnen und Künstler haben sich inspirieren lassen, und einige Werke sind speziell für die Ausstellung kreiert worden. Obwohl oder gerade weil der Holzschnitt eine vereinfachte und klare Formensprache ist – Linie, Fläche, Struktur –, kann diese Einschränkung durchaus bereichernd sein und bietet genügend Freiheit für individuellen Ausdruck und Experimente.

Neun Kunstschaffende

In Brunnen ist zum Beispiel Martin Thönen zu sehen, ein freischaffender Holzschneider mit eigener Druckerei in Bern. Seine handgedruckten Buchmappen sind vergriffen und bei Sammlern äusserst beliebt. In Brunnen verbindet er das geschriebene Wort in Form von Liebesgedichten von Pablo Neruda mit kolorierten Holzschnitten von Frauenakten. Eineäusserst feine, sinnliche und ästhetischeArbeit. Oder Pius Binz, freischaffender Künstler aus Hitzkirch, der sich einen Bilderfinder nennt. Seine Druckstöcke bearbeitet er mit dem Bunsenbrenner und erzeugt so eine andersartige, feine Struktur. Die Farben stellt er teilweise selber her, und seine Drucke überarbeitet er so lange, bis sich eine bestimmte Schwingung –und für den Betrachter Faszination – einstellt. Kaspar Toggenburger ist Künstler und war Dozent in Winterthur. Er bearbeitet weiches Sperrholz mit Fräse, Bohrer, Brenneisen oder Kugelschreiber. Das Spezielle an seinem Werk: Die Drucke sowie der Druckstock sind das Positiv.

Am Sonntag, 12.August, findet in der Galerie am Leewasser ein Vortrag von Kaspar Toggenburger zum Thema «Holzschnitt – Ausdrucksmöglichkeiten einer Technik» statt, gefolgt von einem Apéro mit den anwesenden Kunstschaffenden.


Infos

www.galerie-am-leewasser.ch

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

23.07.2012

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