Drei Schwyzer in kreativer Zusammenarbeit: Mit der Musik von Dani Häusler (links) und der grafischen Begleitung von Nik Oswald zeigte Christian E. Besimo (Mitte) nicht nur seine Begabung als Zeichner, sondern auch einen tiefen Einblick in seine persönli
Drei Schwyzer in kreativer Zusammenarbeit: Mit der Musik von Dani Häusler (links) und der grafischen Begleitung von Nik Oswald zeigte Christian E. Besimo (Mitte) nicht nur seine Begabung als Zeichner, sondern auch einen tiefen Einblick in seine persönli

Kunst & Design

Professor suchte seine Spuren

Christian E. Besimo lud zur Vernissage seiner Spurensuche. Über hundert Personen erlebten anhand von Zeichnungen des Professors eine berührende Reise zum kargen Alltag seiner Vorfahren.

«Sie haben uns völlig überrascht und überrannt», freute sich Christian E. Besimo am Mittwochabend über den grossen Publikumsaufmarsch im vollbesetzten Forum der Aeskulap-Klinik. Der Professor ist dort Leiter der zahnmedizinischen Abteilung, er ist Dozent an der Universität Basel und lebt mit seiner Familie in Schwyz.

Keine Kunst?

Geht der vielbeschäftigte Zahnarzt nun unter die Künstler? «Es ist mir wichtig, diese Ausstellung von Zeichnungen nicht als Kunst verstanden zu wissen», erklärte Besimo. Die Zeichnungen sind für ihn Dokumentation seiner Spurensuche. Ein Zitat seines Anatomielehrers, gehalten an der Abschiedsvorlesung, hat Christian E. Besimo nie vergessen: «Sie alle wollen gute Ärzte und Zahnärzte werden.Vergessen Sie dabei nie, dass Sie nur gute Ärzte und Zahnärzte sein werden, wenn Sie in Ihrem Leben noch andere Werte haben werden als nur Ihren Beruf.» Ein Satz, der Besimo nicht nur auf seinem Lebens- und Berufsweg begleitet, sondern auch anleitet.

Gefühl der Heimatlosigkeit

Sein Grossvater war aus dem Valle Verzasca ausgewandert. Als junger Student wurde Besimo bewusst, dass er weder Tal noch Leben seiner Vorfahren kannte. Er erlebte ein erschütterndes Gefühl der Heimatlosigkeit. Damals begann die Spurensuche, und noch immer drängt es ihn, die vergangene Kultur seiner Vorfahren zu erforschen, heute mit dem wunderbaren Gefühl des Heimkehrens.

Mit Musiker und Grafiker

Anhand seiner Zeichnungen nahm Christian E. Besimo das Publikum mit auf eine Wanderung durch dasVerzascatal. Die Zeichnungen zeigen die Wildheit des engen Bergtals, wo jeder Flecken Boden erkämpft werden musste, wo das Leben hart und karg war und sich die Natur das meiste wieder zurückerobert hat. Sie sind geprägt von der Achtung vor seinen Vorfahren. Dani Häusler nahm in seinen Improvisationen mit der Klarinette die Worte des Professors auf. Er packte Stimmungen in Töne und vertiefte in einem spontanen Wechselspiel die direkte Aussagekraft der Zeichnungen. Der Grafiker Nik Oswald begleitete und gestaltete die Ausstellung. In einer Serie von Bildern vergrösserte er Teile der Zeichnungen stark und legte sie in zwei Farben, 180 Grad verdreht, übereinander. «Es ist ihm mit dieser Verfremdung meiner Zeichnungen trefflich gelungen, das gleiche Verwirrspiel hervorzurufen, von dem man auf einer Spurensuche immer wieder heimgesucht wird», erklärte Besimo dazu.

Ausstellung mit Tiefe

Christian E. Besimos Spurensuche hat Tiefe, dringt zum Wesentlichen vor und zeigt Parallelen zu seiner Arbeit als Arzt. Er bezeichnet seine Ausstellung in der Zahnabteilung als Sinnbild des Strebens nach menschlichen Werten, ohne die Menschlichkeit in der Medizin nicht möglich ist.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

27.01.2012

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