Fadenförmige Gebilde: Eisenplastikerin Martina Lauinger arbeitet am «Spurenchromosom». (Bild Dominique Goggin)
Fadenförmige Gebilde: Eisenplastikerin Martina Lauinger arbeitet am «Spurenchromosom». (Bild Dominique Goggin)

Kunst & Design

«Spuren» als Herausforderung

Mit viel Enthusiasmus und Konzentration arbeiten derzeit acht Kunstschaffende an der von Kultur Brunnen bereits zum 17. Mal durchgeführten Skulpturenwoche am Bellevuequai. Wir besuchten Gernot Riedmann und Martina Lauinger.

Das Thema des aus dem österreichischen Lustenau angereisten Gernot Riedmann nennt sich «Auf den Spuren unserer Ahnen». Seit rund 20 Jahren fertigt er Ahnentafeln und -figuren, und am Quai erstellt der Weitgereiste einen Fruchtbarkeitsplatz. Da steht eine aus Holz geschaffene Frau (die Urmutter), und bald wird sie ein Kind in den Armen halten. Aus einem bereitliegenden Stamm wird eine Wächterfigur entstehen, welche der Mutter zur Seite stehen wird. «Ein solcher Hüter war früher besonders in Afrika wichtig. Ich zeige keinen wirklichen, sondern eher symbolischen Ahnenkult auf. Der Mensch entwickelt sich dank der Vermittlung durch unsere Ahnen.» Es steht eine Kettensäge bereit, doch der Mann war auch aufmerksam am Bemalen einer auf dem Boden liegenden Holztafel – er kreiert eine grosshändige Beschützerin.

Für den Künstler, der seine oft mit religiösen Hintergründen versehenen Skulpturen gewohnterweise hinter seinem Haus erstellt, ist die Arbeit vor viel Publikum in Brunnen eher ungewohnt, macht ihm jedoch grosse Freude. Schon als 20-Jähriger hatte der 1943 Geborene angefangen, zeitgenössische österreichische Malereien zu kaufen. «Ich bin ein passionierter Kunstsammler.»

Das Spurenchromosom

Mit den fadenförmigen Gebilden im Zellkern – den 46 Trägern unserer Erbanlagen – beschäftigt sich die Eisenplastikerin Martina Lauinger. Sie realisiert «Das Spurenchromosom» und betont: «Der Ausgangspunkt Chromosom ist der Ursprung unseres Lebens.» Bereits steht ein kleines Modell da. Sie erstellt eine liegende Eisenplastik mit 26 Abschnitten voller bewegter Figuren mit einer eher zerzausten Oberfläche. «Die Rohrform soll erhalten bleiben, ich schweisse Stück für Stück zusammen.»

Die in der Nähe von Bern wohnhafte Frau hat sich auf die interessierte Besucherschaft vorbereitet. An einer grauen Eisenplatte dürfen die Leute selber arbeiten. Seit 15 Jahren leitet sie Schweisskurse. Ihr 2002 im Haupt-Verlag herausgegebenes Fachbuch «Alles Schrott»erlebte die zweite Auflage und ist neu auch in Französisch erhältlich. Kürzlich konnte sie von der «Skulptura 09» in Glarus ein grosses Werk nach Frankreich verkaufen und schätzt es, auch in der Galerie am Leewasser bereits bestehende Arbeiten auszustellen. Die ursprünglich vom Bodensee stammende Dame blickt immer wieder kurz Richtung Berge und Wasser, bevor sie sich erneut ihrem komplexen Material widmet.

Skulpturenwoche Brunnen

8.–16. August 2009
Bellevuequai Brunnen

Weitere Infos

www.skulpturenwoche.ch

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

13.08.2009

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