Die Autoren und der Herausgeber: (von links) Carl J. Wiget, Angela Dettling und Jost Schumacher. Bild Jürg Auf der Maur
Die Autoren und der Herausgeber: (von links) Carl J. Wiget, Angela Dettling und Jost Schumacher. Bild Jürg Auf der Maur

Literatur

Die «Alte Sust» war vermutlich gar keine

Mit einem wissenschaftlichen Buch zur Geschichte der «Alten Sust» in Brunnen ist zwar das Projekt abgeschlossen. Rätsel und Zweifel bleiben bestehen.

«Das Haus bewahrt seine letzten Geheimnisse.» Zu diesem Schluss kommt die Schwyzer Historikerin Angela Dettling, die der Geschichte des Hauses in der Halten an der Strecke Brunnen–Gersau nachforschte. Gestern war die Vernissage des Werkes, welche der Luzerner Kulturinteressierte und Anwalt Jost Schumacher herausgibt und das mit einem Bericht zur Restauration des Gebäudes von Carl J. Wiget abgerundet wird.

Wie Bethlehem, aber in Stein

Dettling machte es sich nicht einfach und versuchte, in verschiedensten Quellen der Frage nachzugehen, ob das Gebäude tatsächlich eine Sust war oder nicht. Ihr Befund: Es war vermutlich keine Sust, obwohl das in Brunnen mit verschiedensten Geschichten immer wieder kolportiert wird. Grund:

▶Es gibt in den Quellen nach wie vor keinen einzigen Beleg, der diese These stützen würde. Nicht einmal in den 23 Bänden des Lokalhistorikers Kyd, der alles dokumentierte, was ihm Zeit seines Lebens in die Hände fiel, finden sich Hinweise auf eine solche Funktion.

▶Auch die kolportierten Geschichten erweisen sich als «unmöglich». Wäre der Vierwaldstättersee etwa tatsächlich bis ans Haus gelangt, wäre Brunnen acht Meter unter dem Wasserspiegel gelegen. Für Brunnen gibt es aber für diese Zeit Hinweise zur Genüge.

▶Auch ein Vergleich mit Susten im Tessin zeigt, dass es sich in Brunnen um einen ganz anderen Bau handelt. Die Struktur der Sust-Gebäude ist auf der Gotthard-Südseite nämlich ganz anders als in der «Alten Sust» in Brunnen.

▶ Das wiederum führt zu einer ganz anderen, überraschenden Erkenntnis: Das «geheimnisvolle Haus in der Halten in Brunnen» ist als Wohnhaus gleich eingeteilt wie das Haus Bethlehem in Schwyz. Das heisst: Das Haus in Brunnen ist das älteste Steinwohnhaus im Kanton Schwyz. «Weshalb sich der Bauherr 1527/28 dazu entschied, ein gleiches Haus in Stein zu bauen, ist aber weiterhin ein Rätsel», so Dettling. Das bleibe auch nach der Untersuchung unbekannt, neu wisseman aber ab etwa 1560 durchgehend, wer dort wohnte und das Gebäude besass. Das nicht ganz 100 Seiten umfassende spannende Buch «Das geheimnisvolle Haus in der Halten in Brunnen» ist mit vielen Bildern illustriert und ist für ein breites Publikum gut lesbar. Es ist im Buchhandel oder bei Carl J. Wiget in Schwyz zu beziehen.

Bote der Urschweiz (Jürg Auf der Maur)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

17.06.2016

Webcode

www.schwyzkultur.ch/HruJqB