Nimmt Abschied: 60 Jahre lang amtete der frühere Brunner Lehrer als Organist. Am 26. September begleitet er den letzten Gottesdienst. Bild Christian Ballat
Nimmt Abschied: 60 Jahre lang amtete der frühere Brunner Lehrer als Organist. Am 26. September begleitet er den letzten Gottesdienst. Bild Christian Ballat

Musik

Die Orgel ein letztes Mal kitzeln

60 Jahre lang ist Hermann Züger Organist gewesen. Am 26. September gibt er in der Pfarrkirche Ingenbohl sein Schlussspiel.

Drei Tage nach seinem 80. Geburtstag gestaltet Hermann Züger letztmals an der Orgel einen Gottesdienst mit. «Damit erlaube ich mir, mich von der Orgelbank abzuseilen», liess er den Kirchenrat in seinem Demissionsschreiben wissen. Zurzeit übt er fast täglich, auch an seinem letzten Ausspiel. «Ich werde versuchen, die Orgel nochmals etwas zu kitzeln.» Wie immer, wenn er in den letzten 60 Jahren in die Tasten griff, werde er sich auch beim letzten Einsatz um gefällige Musik bemühen. «Es soll immer ein Genuss sein, der Orgel zuzuhören.»

Vom Zwang zur Freude

In Siebnen aufgewachsen, absolvierte Hermann Züger das Lehrerseminar in Rickenbach. Damals war das Orgeldiplom Pflichtstoff. «In vielen Gemeinden war der Lehrer gleichzeitig Organist und Kirchenchorleiter.» So sei auch er zuerst im appenzellischen Oberegg, dann in Buochs und 1955 in Brunnen in erster Linie als Organist und erst in zweiter Linie als Lehrer angestellt worden. Im Laufe der Jahre bereitete ihm das Orgelspiel immer mehr Freude. Und weil in Brunnen die Anforderungen der kirchenmusikalischen Kultur höher waren (sind) als anderswo, besuchte er während zehn Jahren weiterführenden Unterricht am Konservatorium Luzern. Die Freude am Orgelspiel ist ihm über die lange Zeit erhalten geblieben. «Es ist schön, Gottesdienste mit Orgelmusik zu bereichern.» Gerne hat er zur Kenntnis genommen, dass die Menschen nach dem Schlusssegen nicht mehr wie früher gleich aus der Kirche laufen, sondern vermehrt sitzen bleiben, um das ganze Ausspiel des Organisten zu hören. Besondere Freude bereitete Hermann Züger die Begleitung des Singkreises. «Dabei galt es, die Stimmen je nach Situation mit lauten oder leisen Orgeltönen zu unterstützen und hervorzuheben.»

Kürzertreten nach 60 Jahren

«Vor 60 Jahren bin ich zum ersten Mal ernstfallartig auf die Orgelbank geklettert.» Der ehemalige Lehrer ist darauf sitzen geblieben. Bis jetzt. «In den letzten Jahren ist es schwieriger geworden.» Sein Gehör hat nachgelassen, und durch den Hörapparat töne die Musik nicht gleich. Seine Freude am Orgelspiel sei etwas der Besorgnis gewichen. «Ich fühle mich etwas unsicher und hoffe, dass es gut kommt.» Nicht zuletzt darum möchte Hermann Züger jetzt etwas kürzertreten. Es sei das Schicksal des Organisten, dass die Familie viel Rücksicht nehmen müsse. Veranstaltungsbesuche oder Familienfeste an Wochenenden seien nicht immer möglich gewesen. «Zuerst kam die Begleitung der Gottesdienste. » Hermann Züger freut sich, nach seinem letzten Auftritt an der Orgel mehr Zeit zu haben für seine Frau, seine fünf Kinder und sieben Grosskinder. «Ich bin dankbar, dass ich mich auch mit 80 Jahren gesund und zufrieden fühle.»

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Musik

Publiziert am

17.09.2010

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