Stehen für einmal vor einem Orchester: der Schwyzer Bildungsdirektor Walter Stähelin (links) und die Nationalrätin Jacqueline Fehr (rechts).
Stehen für einmal vor einem Orchester: der Schwyzer Bildungsdirektor Walter Stähelin (links) und die Nationalrätin Jacqueline Fehr (rechts).
Sie war selber Theri-Schülerin: die Dirigentin Graziella Contratto, welche den Abend leitet.
Sie war selber Theri-Schülerin: die Dirigentin Graziella Contratto, welche den Abend leitet.

Musik

Politiker werden zu Taktschlägern

Am 29. Juni kommt die Schwyzer Dirigentin Graziella Contratto zum 150-Jahr-Jubiläum für ein ganz besonderes Podium ins Theresianum. Politiker wie Walter Stählin oder Jacqueline Fehr werden zu «Jungdirigenten ». Contratto erklärt im Interview, warum man dies der WM vorziehen muss.

Mit Graziella Contratto sprach Silvia Camenzind

Am Podium vom 29. Juni im Theresianum nähern Sie sich dem Thema Bildung von der musikalischen Seite. Das klingt erneut nach einem typischen Graziella- Contratto-Experiment. Mögen Sie das Unvorhersehbare?

Ganz unvorhersehbar ist die Veranstaltung ja nicht – seit bald sieben Jahren organisiere ich mit verschiedenen Ensembles Dirigier-Workshops für Manager. Ich mag aber natürlich die Gleichung mit mehreren Unbekannten: Jede Persönlichkeit führt respektive dirigiert anders, und die Begegnung mit verschiedenen Kaderleuten, die sich auf dieses spannende Experiment einlassen, sorgt immer wieder für Überraschungen.

Ihnen steht ein achtköpfiges Orchester zur Seite. Was verlangt der Anlass, der «Virtuosität in der Bildung – das Podium der musikalischen Art» heisst, vom Orchester?

Die acht Musiker bilden eine Art Spiegelachse – jeder «Dirigent» spürt sofort, ob seine Autorität natürlich wirkt oder ob das Orchester sich aus irgendeinem Grund sträubt. In erster Linie spielen die Musiker genauso, wie die Dirigenten es anzeigen – werden sie schneller, beschleunigen auch die Musiker, bremsen sie, geschieht dasselbe im Orchesterkreis. Manchmal bauen wir auch spontane Krisensituationen ein – aber mehr soll hier nicht verraten werden.

Persönlichkeiten aus dem Bildungssektor werden zu Dirigentinnen oder Dirigenten. Können diese sich vorbereiten?

Da wir nicht voraussetzen, dass die «Jungdirigenten» Partituren lesen können, stellen wir einen MP3-Ausschnitt des Satzes aus Schuberts Oktett zur Verfügung. Ich selbst biete ein paar technische Grundübungen für alle an, um einen Zweiertakt zu dirigieren. Für die besonders Ehrgeizigen zeige ich auch noch Crescendi oder Ritardandi an – manchmal stossen wir beim anschliessenden Live-Dirigieren auf unglaubliche Talente …

Man darf einmal schätzen, dass diese Aufgabe für die Musiklehrerin Daniela Paganini zu meistern sein wird, aber was macht eine Politikerin wie die Nationalrätin Jacqueline Fehr auf dem Podium?

Lassen Sie sich nicht täuschen – eigentlich geht es auch beim Dirigieren nicht unbedingt um rein musikalische Skills, vielmehr reagieren die Musiker auf Echtheit, emotionale Ausstrahlung und Klarheit der Geste. Wir haben schon erlebt, dass relativ unscheinbare Persönlichkeiten beim Dirigieren plötzlich wunderschön, stark, fast heldenhaft wurden – weil sie sich nicht verstellt haben und keine Tricks, die sie eventuell in irgendwelchen Selbstverwirklichungs-Camps gelernt hatten, anwandten. Dann werden diese Menschen zutiefst «schön». Mir fällt kein besseres Wort ein.

Auch Bildungsdirektor Walter Stählin nimmt teil. Darf er vors Orchester treten wie Ursus und Nadeschkin und im «Orchester graben»?

Wo wie ich unseren Bildungsdirektor einschätze, wird er eine tolle physische Präsenz zeigen – zur Not bin ich ja auch noch da und helfe.

In der Gesprächsrunde sind weiter keine Musikprofis. Droht da nicht die Gefahr, sich vor Publikum zu blamieren?

In all den Workshops ist es noch nie vorgekommen, dass sich jemand unwohl gefühlt hätt.Wir respektieren die Persönlichkeiten voll und ganz und wissen alle um das Wagnis, sich ohne Vorkenntnisse als Dirigent zu bewähren. Das ist eine Frage des Takts. Übrigens – Ursus und Nadeschkin sind ja geborene Dirigenten…

«Virtuosität in der Bildung» klingt grossartig. Kann man die Virtuosität der Musik in die Bildung übertragen?

Virtuosität kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet Tugendhaftigkeit – ich denke, dass auch Bildung immer mit einer gewissen ethischen Kraft einhergehen sollte. Ein musikalischer Virtuose verbindet eine technische Überlegenheit mit einer charismatischen Botschaft; ein Pädagoge vermittelt Wissen dann am besten, wenn seine Persönlichkeit aus dem Stoff herausklingt und die Schüler das Gefühl erhalten, er beherrscht die Materie und verbindet damit eine Message …

Warum sollte sich das Publikum diesen Anlass nicht entgehen lassen?

Na hören Sie mal, das Theresianum feiert Geburtstag, un

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

15.06.2010

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www.schwyzkultur.ch/3UNGKh