Brauchtum / Feste

Preisnüsseln fest in Frauenhand

13. Februar 2023

Tamara Schuler ist beste Nüsslerin, auf den ersten zehn Rängen finden sich sieben Frauen.

Der Trend hat sich bestätigt. Die Nüsslerkunst in Brunnen liegt eindeutig in Frauenhand respektive Frauenfuss. Am Preisnüsseln der Nüsslergesellschaft Brunnen-Ingenbohl vom Samstag haben sie dominiert. Schon beim Start sah es danach aus: Von den 35 zum Wettnüsseln angetretenen Maschgraden waren 20 Frauen, wie die Rangliste am Schluss zeigte. Unter den zehn Bestplatzierten waren sieben Frauen. Und vor allem haben sie mit Tamara Schuler die Siegerin und mit Cinderella Schelbert die Zweitplatzierte gestellt. Immerhin schaffte es Remo Ehrler auf den Bronze-Platz. Die Spannung war eigentlich recht gross, weil der zweimalige Sieger von 2013 und 2018, Altmeister Beat Auf der Maur, nicht mehr antrat. Es ging um die Frage, wer seine Nachfolge antreten würde. Die Logik hat sich durchgesetzt: Tamara Schuler erreichte vor fünf Jahren den zweiten Platz und steckte nun in so etwas wie der Favoritenrolle.

Nur noch die Könner sind angetreten

Angetreten sind zum Nüssler-Wettstreit 35 Maschgraden. Vor fünf Jahren waren es 52 und vor zehn Jahren noch 68. Es scheint so, dass das olympische Motto «Mitmachen kommt vor dem Rang» etwas vergessen gegangen ist und nur noch Nüsslerinnen und Nüssler antreten, die sich auch wirklich Chancen auf einen Spitzenplatz ausrechnen. Das hatte zur Folge, dass das Feld sehr eng beisammen lag. Auch konnte man kaum Fehler beobachten, alle Teilnehmenden beherrschten die Nüsslerkunst nach Brunner Art perfekt. Ausschlaggebend waren höchstens Nuancen in der Fusshaltung, der Charakter des Auftritts, die Kondition oder das in Brunnen wichtige Drehen an Ort im genauen Moment. Die Jury mit Wädi Marty, Irene Bucher, Trudy Vidmar, Paul Rickenbacher und Vreni Tonazzi war um ihre Aufgabe nicht zu beneiden. Weil mit 35 Maschgraden nur eine beschränkte Zahl antrat, wurden nach den beiden Ausnüsseln noch keine Teilnehmenden ausgeschieden. Erst den Ausstich bestritt dann eine beschränkte Zahl von 25 Könnern. Bewertet wurde wie bisher jeder Auftritt von jedem Jury-Mitglied mit den Noten von 1 bis 10. Auffallend war, dass am Wettstreit elf Blätze und zehn Hudi teilgenommen haben. Der Blätz ist für das Nüsseln sehr anspruchsvoll, weil man Fehler nicht nur sehen kann, sondern meistens auch hört. Das Hudi umgekehrt kann die Beinarbeit zum Teil kaschieren, hat aber mit Korb und Schirm auch sein Handicap. Siegerin Tamara Schuler erhielt neben dem Titel auch den erst zum zweiten Mal ausgehändigten Wanderpreis. Die ersten zehn erhielten zudem Realpreise. Aber alle Teilnehmenden konnten ein attraktives Bild, gemalt von der Ingenbohler Künstlerin Celia Degonda, als Erinnerungsgeschenk mit nach Hause nehmen. Sehr sympathisch war, dass vor dem Start zum Preisnüsseln eine Ehrung für den kürzlich verstorbenen Richard Mettler abgehalten worden ist. Er war Ehrenmitglied, Alt-Nüsslervater und bis zuletzt OKP der Jury. Zu seinen Ehren haben die Nüssler einen Tanz aufgeführt.

Rangliste

1. Schuler Tamara, Hudi
2. Schelbert Cinderella, Hudi
3. Ehrler Remo, Blätz
4. Neckermann Tanja, Zigeuner
5. Schiesser Simone, Bajazzo
6. Heinzer Klara, Hudi
7. Inderbitzin Marco, Zigeuner
8. Schnyder-Baumann Ramona, Blätz
9. Kamer Roger, Hudi
10. Bürgi-Portmann Cornelia, Domino
11. Inderbitzin Lea, Blätz
12. Hürlimann Sonja, Blätzmeitli
13. Auf der Maur Philipp, Blätz
14. Inderbitzin René, Blätz
15. Gerig-Märchy Renata, Hudi
16. Lötscher Simone, Blätz
17. Stadler Marisa, Hudi
18. Schuler Franziska, Zigeuner
19. Inderbitzin Anna, Blätz
20. Mettler Raphael, Blätz

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher