Bunt wie in Paris: das grosse Finale des Fasnachtsvarietés in Brunnen. Bilder: Andreas Seeholzer
Bunt wie in Paris: das grosse Finale des Fasnachtsvarietés in Brunnen. Bilder: Andreas Seeholzer
Ein Auftritt einer Dragqueen darf im Varieté natürlich nicht fehlen.
Ein Auftritt einer Dragqueen darf im Varieté natürlich nicht fehlen.
Ohne Tänzerinnen wäre ein Varieté kein Varieté.
Ohne Tänzerinnen wäre ein Varieté kein Varieté.
Premiere zwischen Pomp und Schweigen - 1

Bühne

Premiere zwischen Pomp und Schweigen

Das Varieté Crazy Carnival im «Waldstätterhof» ist laut, übermütig und glamourös. Überzeugt haben aber auch die stillen Momente.

Wer ein Varieté erwartet hat, hat eins bekommen. Und wie! Der volle Saal im «Waldstätterhof» wurde vom Crazy Carnival nicht enttäuscht: Eine Dragqueen und Tänzerinnen aus Moulin Rouge heizten die heitere Stimmung im Publikum weiter an. Doch dabei blieb es an der Premiere am Freitagabend nicht. Die Gäste erlebten ein Wechselbad aus lauten und stillen Momenten. «Es liegt etwas in der Luft», flüsterte der Harlekin ganz leise. Und dann ging es auf der Bühne auch mal ganz ohne Worte. Raffiniert war die Rhythmik-Nummer, wo lediglich mit einem Güselsack (dem neuen, rotweiss gestreiften) «gearbeitet» wurde. Nur einer hatte noch den alten, roten Sack in der Hand und musste sich mit einer Wäscheklammer auf der Nase vor dem Gestank schützen. Ebenso still funktionierte die Kino-Nummer: Die Kinobesucher gönnten es einem Liebespaar nicht, dass es nebeneinander sitzen konnte.

Hausi Leutenegger steht auf der Bühne


Fast omnipräsent auf der Bühne war Josias Clavadetscher, der künstlerische Leiter. Er verschmolz regelrecht mit seiner Rolle als Multimillionär Hausi Leutenegger und redete sich den Mund fusselig. Zum Beispiel: «Ich trinke keinen Alkohol, nur Champagner.» Clavadetscher war vor fünfzig Jahren bei der Gründung der Vereinigten Fasnachtsgesellschaft Brunnen dabei, dieses Jahr war er zusammen mit OK-Präsident Josi Inderbitzin die treibende Kraft hinter dem Jubiläums-Varieté. Kein Wunder, warteten viele im Saal auf die Nummer «Glocken von Rom», wo die gleiche Formation mit derselben Nummer wie vor zwanzig Jahren, als das letzte Varieté stattfand, auftrat. Die vier Männer «läuteten» – nur in einem Mantel bekleidet, das männliche Stück mit einer Pfanne bedeckt – im Takt. Wohl aber haben ihnen die etwas in die Jahre gekommenen Fasnachtselfen mit ihrem herrlichen Ballett die Show gestohlen – sie erhielten Spontanapplaus.

«Ewigi Liäbi» – äh! – «ewigi Fasnacht»


Es wurde natürlich auch viel gewitzelt. Je näher die Sprüche an Brunnen waren, desto lauter wurde gelacht. Man begrüsste die Ingenbohler Gemeindepräsidentin Irène May als «Stadtpräsidentin Maya». Auch durfte der eine oder andere Seitenhieb Richtung Nachbarschaft nicht fehlen. «Schwyz ist nur während des Mittagsstaus ein Städtchen.» Zum Fasnachtsdinner kam sogar ein Zürcher: «Es heisst Sächsilüüte, nicht Sexilüüte. Wir laufen schliesslich nicht durch die Langstrasse.» Auf und hinter der Bühne waren rund 80 Fasnächtler und Fasnächtlerinnen im Einsatz. Nach der gelungenen Premiere folgen zwölf weitere Ausgaben. Zum grossen Finale kam Padi Bernhard als Freddie Mercury («A Kind of Magic») und setzte dann mit «Ewigi Liäbi» – äh! – «ewigi Fasnacht» den Schlusspunkt. Das Publikum gratulierte zur gelungenen Premiere mit Standing Ovations. Gefeiert wurde noch lange – ganz gemäss der Erkenntnis einer deutschen Dozentin. Sie erklärte auf der Bühne das «Wunder der Fasnachtssprache»: «Die Fasnächtler verstehen einander, ohne dass sie miteinander reden. Und am Schluss reden sie miteinander, ohne dass man einander versteht.»

Bote der Urschweiz / Flurina Valsecchi

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

23.01.2023

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