Martina Clavadetscher fesselte die Anwesenden in der Schoeck-Villa mit Auszügen aus ihrem neuen Buch «Vor aller Augen». Bild: Ruth Auf der Maur
Martina Clavadetscher fesselte die Anwesenden in der Schoeck-Villa mit Auszügen aus ihrem neuen Buch «Vor aller Augen». Bild: Ruth Auf der Maur

Literatur

Stimme der Frauen auf Gemälden

Die Brunner Autorin Martina Clavadetscher las am Freitag aus ihrem neuesten, packenden Buch vor.

Der Ort der Lesung hätte nicht passender sein können. In den geheimnisvollen und altertümlichen Räumen der Schoeck-Villa fühlte man sich in der Zeit zurückversetzt. Bestens geeignet für die Erzählungen über neunzehn Frauen aus vergangener Zeit, um die sich im 2022 erschienenen Buch «Vor aller Augen» von Clavadetscher alles dreht. Ganz unterschiedliche Frauen sind es, welche von bekannten Künstlerinnen und Künstlern auf Gemälde verewigt wurden: Geliebte, selbst Künstlerinnen, Kindermädchen, auf dem Bild meist namenlose Modelle. Die Autorin wollte aber gerade diese Frauen erzählen lassen, wie es zu «ihrem» Gemälde gekommen war, wie sie wirklich in Beziehung zum Künstler standen. Als wichtige Ergänzung im Buch sind die neunzehn Bilder in schönem Druck enthalten. Walburga (Wally) Neuzil beispielsweise, vom österreichischen Maler Egon Schiele (1890–1918) oft gemalt, verdiente als Modell mit ihren Schwestern und ihrer alleinstehenden Mutter Geld zum Überleben. Sie wurde von Egon Schiele besonders verehrt und war eine Zeitlang seine Lebensgefährtin, aber Schiele heiratete später eine andere Frau. Sie erzählt, wie sie zur damaligen Zeit als Dirne abgestempelt und gemieden wird. Obwohl der Künstler so viel von ihr profitieren kann, lebt sie ein Schattendasein; unter seinen Bildern von ihr wird ihr Name nie erwähnt werden, obwohl ihr Körper darauf abgebildet ist.

Autorin freut sich über Heimspiel und beantwortet viele Fragen


Martina Clavadetscher verriet bei Beginn der Lesung, dass sie sicher zehn Jahre nicht mehr an ihrem Heimatort Brunnen gelesen habe. Sie freue sich besonders, aber sei schon etwas nervös. Die Autorin gab sich sehr nahbar und beantwortete einige Fragen der Besucherinnen und Besucher. Ja, sie habe zum Buch viele Recherchen zu den entsprechenden Gemälden, Künstlerinnen und Künstlern sowie Personen gemacht. Das sei eine rechte «Büez» gewesen. Die historischen Pfeiler und das Fundament an Fakten seien solide, darauf habe sie mit Erfindungskraft gebaut. Aber natürlich sei ihr auch bewusst, dass es eine «Anmassung» sei, sich dieser Frauen zu bedienen. Daher sei einer ihrer Grundsätze beim Schreiben gewesen, den Respekt gegenüber diesen Frauen zu wahren. Jasmin Ysik von der Tau-Buchhandlung Schwyz begrüsste zusammen mit Alvaro Schoeck die literaturinteressierten Frauen und Männer. Der Anlass war von Kultur Brunnen als zweiter Anlass einer Lesereihe organisiert worden. Nach der Lesung signierte die Autorin persönlich Bücher. Zudem durfte ein feiner Apéro riche in den tollen Räumen der Schoeck-Villa genossen werden.

Bote der Urschweiz / Ruth Auf der Maur

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

03.10.2022

Webcode

www.schwyzkultur.ch/pZ6w7b